"Es wird ständig angekündigt, dass der Dialog fortgesetzt wird, aber er findet nicht statt", kritisierte Horst Teltschik, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz und außenpolitischer Berater des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl.
Horst Teltschik forderte: "Erst reden, den Dialog endlich führen, mit der Eskalation aufhören und sehen wie man zu Lösungen kommt." Warum würden Instrumente, die man seit vielen Jahren habe, nicht angerufen, um miteinander zu sprechen, fragte der Politologe und nannte in diesem Zusammenhang den NATO-Russland-Rat und die OSZE.
"Eskalation auf verschiedenen Ebenen"
Auch die Organisation für das Verbot chemischer Waffen hätte von Anfang an mit einbezogen werden sollen, forderte Teltschik. Bevor man Maßnahmen ergreife, seien erst einmal Gespräche und Verhandlungen abzuwarten.
Die Eskalation sei auf verschiedenen Ebenen im Gange: "Es ist ja nicht nur die Ausweisung von Diplomaten, alle haben die Erhöhung des Militärhaushalts angekündigt, alle kündigen die Entwicklung neuer Nuklearwaffen an", führte Teltschik an.
"Vorfall lenkt von Brexit-Hilflosigkeit ab"
Er habe den Eindruck, dass die britische Premierministerin Theresa May "sehr glücklich über diesen Zwischenfall", sei, denn er lenke "völlig von der Hilflosigkeit mit dem Brexit ab". Jetzt könne May Führung zeigen: "Das ist für sie sehr hilfreich."
Von der Idee, dass Politiker die Fußball-WM in Russland boykottieren sollen, hält Horst Teltschik "gar nichts": "Das führt mit Sicherheit dazu, dass die Konfrontation weiter eskaliert. Das wäre eine tödliche Beleidigung des russischen Präsidenten. Beide können nur dabei verlieren."