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Doping
Aufarbeitung der deutschen Dopingvergangenheit verzögert sich

Wie sauber ist der Deutsche Sport? Im Bundestag hat der Sportausschuss über die Aufarbeitung des Dopings hierzulande diskutiert. Nachdem sich Wissenschaftler bereits die Zeit bis 1990 intensiv angesehen haben, geht es jetzt darum, die illegale Leistungsförderung nach dem Mauerfall unter die Lupe zu nehmen.

Von Daniel Bouhs |
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    Diese Doping-Mittel hat die Polizei in einem geheimen Labor gefunden. (Bild: Boris Roessler / dpa) (Boris Roessler / dpa)
    Wie es um Doping im wiedervereinigten Deutschland bestellt ist, das hat die Wissenschaft bislang noch nicht aufgearbeitet. Zuletzt stand dem ein Streit zwischen eigentlich beauftragten Forschern und dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft im Weg. Die Studie „Doping in Deutschland" nahm deshalb nur die Zeit bis 1990 in den Blick. Doch die Politik wünscht sich fast einhellig, dass möglichst bald auch die Dopingpraktiken nach dem Mauerfall gründlich seziert werden, etwa die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Dagmar Freitag, SPD.
    „Persönlich denke ich schon, dass es viel Sinn macht, die Studie in der Form abzuschließen, dass auch die Zeit von 1990 bis heute noch mal gezielt beleuchtet wird, denn das Thema ‚Doping' war auch in Deutschland nicht mit der Wende vorbei."
    Ein weiteres Kapitel der Studie, die für viel Aufsehen gesorgt hat, hätte durchaus Brisanz. Immerhin dürften viele der Opfer und Täter der vergangenen Jahre noch aktiv sein, im Sport oder in seinen Verbänden. Neue Entdeckungen könnten unmittelbar personelle Konsequenzen nach sich ziehen. Doch so schnell wird daraus nichts werden.
    „Da schien man sich noch nicht so ganz einig zu sein über Aufgabenstellung und auch die Finanzierung,"
    berichtet Freitag aus der heutigen Sitzung. Immerhin: Auch der organisierte Sport will die Untersuchung. Das hat der Deutsche Olympische Sportbund jedenfalls im Herbst selbst erklärt und heute wiederholt. Allein: Geld geben wir er dafür nicht. Die Politik ist verärgert, nicht nur Freitag.
    „Der DOSB hat das zwar beschlossen, aber möchte sich gerne aus der Finanzierung raushalten – aus nicht verständlichen Gründen,"
    moniert der Grünen-Politiker Özcan Mutlu. Natürlich sei das Bundesinnenministerium die erste Adresse für das nötige Budget einer umfassenden Forschungsarbeit, aber nicht allein.
    „Das muss eine Kombination von Sport und BMI sein. Beide Seiten müssen ein Interesse daran haben, dass da aufgeklärt wird. Schließlich fördern wir den Leistungssport,"
    mahnt Mutlu und hofft auf einen Forschungsauftrag – der aber auf sich warten lassen wird. Die Aufarbeitung des Betrugs im Sport der vergangenen Jahre verzögert sich weiter.