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Doping
"Dopingkontrollsystem dient nur als Alibi"

Der Münchner Polizist Günter Younger hat in der FAZ als Mitglied der unabhängigen WADA-Kommission verbesserte Rahmenbedingungen im Kampf gegen Missstände im internationalen Sport gefordert. ARD-Doping-Experte Hajo Seppelt bezog zu diesen Äußerungen im DLF Stellung.

Hajo Seppelt im Gespräch mit Matthias Friebe |
    "Die Autonomie des Sports ist eine Lachnummer und hat sich überholt", sagte Seppelt im DLF. Dafür spiele der Sport mittlerweile eine zu zentrale gesellschaftliche Rolle in der Welt. "Es werden Milliarden umgesetzt. Milliarden schauen bei Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften zu."
    Aber durch die Enthüllungen des letzten Jahres sei das Bewusstsein gewachsen, dass der Sport sich nicht mehr selbst kontrollieren kann. "Über die Jahrzehnte hat sich gezeigt, dass das Dopingkontrollsystem als Alibi der Sportorganisationen genutzt werde, um zu sagen, 'wir tun ja etwas'", sagte Seppelt.
    "System ist nicht abschreckend genug"
    Aber das System berge enorm viele Lücken und Schlupflöcher. Es sei nicht genug abschreckend, um das Dopingproblem zu bekämpfen, erörterte der Doping-Experte. Trotzdem sei ein langsamer Wechsel erkennbar. Dieser werde auch dadurch klar, dass immer mehr Länder ein Anti-Doping-Gesetz auf den Weg bringen, auch der kommende Olympia-Gastgeber Japan.
    Angesprochen auf ein Zeugenschutzprogramm für Whistleblower, wie die Familie Stepanov, Protagonisten der von Seppelt gedrehten ARD-Dokumentation "Wie Russland seine Sieger macht", sagte der ARD-Doping-Experte: "Ein Zeugenschutzprogramm ist kein wünschenswertes Szenario, aber offenbar verlangen die Zustände im weltweiten Sport dies."
    Das vollständige Gespräch können Sie bis mindestens 09. Juli nachhören.