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Doping
Kobalt: Effektiv und gefährlich

Experten halten Kobalt für eines der am meisten unterschätzten Dopingmittel. Aber die WADA verzögert die Verfolgung, wie im Fall von Harald Wurm bleibt diese dem Zufall überlassen. Bei dem österreichischen Ex-Skilangläufer wurde bei einer Hausdurchsuchung Kobalt gefunden, er gab zu, mit der Substanz gedopt zu haben.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Harald Wurm bei einem Wettkampf 2015
    Harald Wurm bei einem Wettkampf 2015 (imago)
    Für den Lübecker EPO-Experten Professor Wolfgang Jelkmann steht fest, dass die Einnahme von Kobaltchlorid die Ausdauer verbessert und weiter verbreitet ist als vermutet. Seit den 1950er Jahren bis zur Einführung von Erythropoietin, kurz EPO, wurde Kobaltchlorid bei Patienten, die unter Blutarmut litten, eingesetzt. Professor Mario Thevis vom Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung erläutert: "Kobalt imitiert Zustände der Sauerstoffarmut, das heißt, wie beim Höhentraining wird der Organismus angeregt, rote Blutkörperchen zu bilden und bei Kobalt funktioniert das tatsächlich in oral verfügbarer Tablettenform."
    Die gefährlichen Nebenwirkungen des Kobaltchlorids waren der Grund, warum die Substanz in der medizinischen Therapie gegen EPO ausgetauscht wurde. "Es gab zahlreiche Nebenwirkungen, die von neurologischen Störungen bis zu Herzmuskelerkrankungen reichten und daraufhin erwies sich EPO in diesem Zusammenhang als bessere Alternative."
    Die Beschaffung von Kobalt ist einfach und zudem auch nicht teuer: "Sie können mit frei verkäuflichen kobaltchloridhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln Kobalt in den Mengen aufnehmen, mit denen sie tatsächlich einen Dopingverstoß begehen würden und da Kobalt in dieser Form auf der Verbotsliste der WADA steht, wird daraufhin auch getestet."
    Kein Handlungsbedarf?
    Der Nachweis in den Dopinglabors ist einfach. Nur ein Problem bleibt: Für Sportler hat die WADA immer noch keine Grenzwerte festgelegt. Die sind aber notwendig, weil jedermann Kobalt über Lebensmittel und Trinkwasser aufnimmt. Die Werte der Normalbevölkerung sind in diversen Studien festgestellt worden. Liegen Sportler deutlich darüber, kann dies zu weiteren Untersuchungen führen oder die Proben werden eingefroren, bis ein Grenzwert festgelegt wird.
    Vor einem Jahr hat das Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung der WADA eine Pilotstudie vorgelegt. Eine Arbeitsgruppe verschiedener Laboratorien sollte eine endgültige Lösung finden. Professor Mario Thevis sagt: "Über den Stand dieser Untersuchung liegt mir kein aktueller Bericht vor." Die WADA scheint trotz der Gefahr von Doping mit Kobalt keinen Handlungsbedarf zu sehen.
    Den vollständigen Beitrag können Sie bis mindestens 24. Oktober 2016 in unserer Mediathek nachhören.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.