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Doping-Recherchen
"Man kommt sich vor wie in einem Krimi"

Das Dopingsystem in Russland konnte nur aufgedeckt werden, weil Whistleblower wie Grigori Rodschenkow ausgepackt haben. Die Sportjournalistin Andrea Schültke hat Rodschenkow interviewt. Im Dlf erzählt sie von den Schwierigkeiten der investigativen Recherchearbeit.

Andrea Schültke im Gespräch mit Brigitte Baetz |
    Die olympische und die russische Flagge nebeneinander.
    Grigori Rodschenkow gilt als zentrale Figur im Doping-Skandal bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi (dpa-Bildfunk / AP / Patrick Semansky)
    Die Deutschlandfunk-Journalistin Andrea Schültke hat im Zusammenhang mit den Recherchen zum Dopingsystem in Russland den Kronzeugen Grigori Rodschenkow interviewt: Ein Exklusiv-Gespräch unter schwierigen Bedingungen, wie Schültke im Dlf erklärte. Denn Rodschenkow sehe sich in Lebensgefahr.
    Der ehemalige Leiter des Dopingkontrolllabors sei zentrale Figur hinter dem "Dopingvertuschungssystem" bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gewesen und habe danach die Seiten gewechselt.
    Grigori Rodtschenkow sitzt mit einer Sonnenbrille in einem dunklen Raum vor einem Bücherregal
    Persönlich konnten die Journalisten von Dlf und ADR den Whistleblower Grigori Rodschenkow nicht treffen (imago stock&people)
    Dass er sich als Kronzeuge für die Doping-Ermittler zur Verfügung gestellt habe, habe "dem russischen Staat natürlich überhaupt nicht gefallen". Vor dem Hintergrund, dass zwei von Rodschenkows früheren Kollegen ums Leben gekommen seien, "einer unter mysteriösen Umständen", befinde sich der Whistleblower nun im Zeugenschutzprogramm in den USA.
    Interview unter schwierigen Bedingungen
    Nach "langwierigen Prozessen" sei ein Interview mit Rodschenkow im Büro des Anwalts in New York zustande gekommen - allerdings nur telefonisch. Ursprünglich war ein persönliches Gespräch geplant. Dies sei dem Kronzeugen zu gefährlich gewesen.
    Das Interview habe außerdem nur stattgefunden, weil vorher alle Fragen mit Rodschenkows Anwalt abgesprochen worden seien. Dies habe der Kronzeuge zur Voraussetzung gemacht. "Das machen wir sonst überhaupt nicht", sagte Schültke. Normalerweise bespreche man vorher nur das Thema, nicht die einzelnen Fragen.
    Monatelange unbezahlte Arbeit
    Ob die jüngsten Dopingrecherechen zu einem Aufschwung des Investigativjournalismus beigetragen haben könnten, diese Frage bejaht Schültke nur eingeschränkt: Das hänge davon ab, wie sehr ein Sender dahinter stehe: "Denn als freiberufliche Journalistin muss man sich eine solche Recherche leisten können."
    Oft werde monatelange Recherche- und Vorarbeit geleistet, für die aber keiner bezahlt. Die "Belohnung" für sie sei eher die Arbeit am konkreten Thema, für das man brennt: "Man kommt sich vor wie in einem Krimi".