Rund ein Drittel der Grundwasservorkommen in Deutschland überschreiten den EU-Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter. Ein Problem, weil aus dem Grundwasser unser Trinkwasser gewonnen wird und das kann vor allem für Kleinkinder gesundheitsschädlich sein, wenn der Nitrat-Grenzwert überschritten wird. Hauptverursacher des Nitratproblems ist die Landwirtschaft. Und die Politik. Sie hat jahrelang den Landwirten erlaubt, zu viel zu düngen. Dass es anders geht, zeigt Michael Graf:
"Bisher wurde eine mengenabhängige Ausbringung gemacht, also an Kubikmeter je Hektar und wir machen eine nährstoffabhängige Ausbringung." Da die Nährstoffe in dem inhomogenen Gemisch der Gülle nicht gleichmäßig verteilt sind, setzt der Landwirt den NIR-Sensor ein. NIR steht für Nahinfrarotlicht. Damit misst der Sensor, wie viele Nährstoffe in der Gülle sind.
Gülle wird von Sensor erfasst
Der Sensor sitzt in einem kleinen grauen Metallkasten, der seitlich an dem Güllefass montiert ist. Beim Düngen läuft die Gülle erst in einem Rohr am Sensor vorbei. "Der hat so eine Linse davor, mit der er ins Rohr reingeht, da ist eine Glasplatte vor, und dementsprechend wird das Licht da reingestrahlt, und je nachdem wie die Inhaltsstoffe oder die organische Masse in der Gülle ist, wird es reflektiert."
Anna Janßen von der Landwirtschaftskammer betreut den Modellbetrieb des Landwirts und testet gemeinsam mit ihm den Sensor. "Da ist noch eine Verarbeitungseinheit drin. Ein kleiner Computer, der das sofort umrechnet, was für Nährstoffgehalte ich habe."
Sind viele Nährstoffe in der Gülle, läuft weniger Gülle aus dem Fass - sind weniger drin, wird mehr gedüngt. "Der Vorteil mit dieser Technik ist, dass er alles messen kann, was er ausbringt. Das ist Feintuning was wir hier machen."
Was die Pflanzen nicht aufnehmen, versickert im Boden
Mit diesem Feintuning soll weniger Nitrat auf dem Acker landen. Das Nitrat kommt in Form von Stickstoffverbindungen in der Gülle auf die Felder. Die Pflanzen können aber nur eine bestimmte Menge Nitrat aufnehmen. Der Rest versickert im Boden bis ins Grundwasser.
Der Modellbetrieb von Michael Graf steht in Uedem, Kreis Kleve – einer der "Nitrat-Hotspots" in NRW. 43 von 107 Grundwasser-Messstellen in Kleve überschreiten den EU-Nitrat-Grenzwert.
Um die Nitratbelastung zu reduzieren, ist seit Juni 2017 die neue Düngeverordnung in Kraft. Die erlaubt aber den Landwirten immer noch pauschal so viel zu düngen, dass ein Restgehalt von 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar nach der Ernte auf den Feldern zurückbleiben darf. Das beklagt die EU-Kommission als zu lax. Denn gerade da, wo hohe Nitratwerte gemessen werden, müsste die Stickstoffmenge stark reduziert werden. Anders sei eine Nitratreduktion nicht zu erreichen. Ob die Nitratwerte dank NIR-Sensor abnehmen, prüft Anna Janßen.
Wasserproben werden von der LUFA untersucht
In der Messstation neben dem Acker - eingelassen in ein betoniertes Loch im Boden - läuft das Sickerwasser zusammen, das über sechs Handteller große Platten im Boden angesaugt wird. Unten im Loch steht Anna Janßen:
"Das ist eine Unterdruckpumpe, damit das Wasser, das von oben kommt, auf die Saugplatten hierhin abgeleitet wird. Und hier können wir dann Proben mit Wasser zur LUFA schicken, um zu gucken, was wir aktuell an Nitratwerten da drin haben."
Mit der LUFA - der Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt - arbeitet Anna Janßen eng zusammen. Knapp zwei Jahre ist die Messstation in Betrieb; zu kurz, um nachzuweisen, dass weniger Nitrat ins Grundwasser sickert. Denn es dauert mehrere Jahre, bis das Nitrat im Grundwasser ankommt.