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Dresden
Bosch investiert eine Milliarde in Chip-Fabrik

Der Technologiekonzern und Autozulieferer Bosch baut ein neues Halbleiterwerk in Dresden und investiert dafür eine Milliarde Euro - die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Der sächsischen Metropole bringt das 700 neue Jobs. Ministerpräsident Stanislaw Tillich schwärmt von einem Riesencoup.

Von Theo Geers |
    Ein IGBT-Modul (insulated-gate bipolar transistor; Bipolartransistor mit isolierter Gate-Elektrode) von Infineon
    Halbleiter werden immer mehr nachgefragt, vor allem für Autos und Smartphones (dpa picture alliance)
    Ende vergangener Woche tauchten bereits erste Gerüchte auf, nun ist es offiziell: Der Technologiekonzern und Autozulieferer Bosch will eine weitere Chip-Fabrik bauen, weil der Bedarf an Technik, also Halbleiter oder Sensoren, in der Autoindustrie steigt. Gebaut werden soll in Dresden und deshalb war auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich dabei, als Bosch seine Baupläne im Bundeswirtschaftsministerium vorlegte.
    Größte Einzelinvestition in der Geschichte von Bosch
    "Uns ist ein Riesencoup gelungen", jubelte Stanislaw Tillich und musste tief Luft holen. Vergessen war zumindest für diesen Augenblick der Imageschaden, den etwa die fremdenfeinliche Pegida-Bewegung in Sachsen und speziell in Dresden verursacht hat. Bosch baut ein neues Halbleiterwerk – und das in Dresden. Damit kommen zu den 20.000 Jobs, die es im er Technologiekonzern und Autozulieferer Bosch, dem Halbleiter-Cluster in Sachsen, schon gibt, noch einmal 700 hinzu.
    Die neue Chipfabrik ist - mit einer Milliarde Euro - die größte Einzelinvestition in der Geschichte von Bosch, und mit den Subventionen, die von Bund und Land gegeben werden, können es bis zu 1,3 Mrd. Euro werden. 200 Mio. Euro davon kommen vom Bund, der Rest vom Land Sachsen, betont Matthias Machnig, Staatsekretär im Bundeswirtschaftminsterium. "Das war eine der Grundlagen, dass wir den Standortwettbewerb bewältigen konnten und die Entscheidung für Dresden gefallen ist."
    300 bis 400 Chips in Autos der Oberklasse
    Kleiner als ein halber Fingernagel sind die Chips, die ab 2021 in Dresden gefertigt werden. Die kleinen Alleskönner finden sich als Drucksensoren in Automatikgetrieben, als Beschleunigungssensor in Airbags und vielen anderen Anwendungen – im Automobilbau wie in modernen Smartphones. Schon heute stecken in einem Auto der Oberklasse 300 bis 400 Chips und weil ohne Halbleiter in Zukunft kein autonomes Fahren möglich wäre, weil das Internet der Dinge – Stichwort Industrie 4.0 – mit Macht kommt, weil auch Smartphones immer weitere Funktionne übernehmen, ist die Standortentscheidung auch für Bosch ein Meilenstein in der 130-jährigen Firmengeschichte, so Bosch-Vorstandsmitglied Dirk Hoheisel.
    "Wir sehen ja Internet of things, autonomes Fahren, es ist einfach ein Riesenbedarf an Halbleitern da und dass wir gut dran tun, das in eigenen Händen zu halten."
    200 Millionen Euro an Standortförderung
    So sieht das das auch die Bundesregierung, die die 200 Millionen Euro an Standortförderung noch von der EU-Kommission genehmigt bekommen muss. Wirtschaftsstaatsekretär Machnig ist aber optimistisch, dass diese Genehmigung erteilt wird, schließlich habe die EU vor anderthalb Jahren ein Förderprogramm von zehn Milliarden Euro für Projekte von strategischer Bedeutung aufgelegt
    "Digitalisierung braucht Schlüsselkomponenten, eine davon ist die Mikroeletronik und deswegen ist es von überragender Bedeutung, dass Deutschland diese Technik am Standort besitzt und diese in zukunftsweisende Produkte investiert."
    Machnig ist optimistisch, dass weitere derartig strategische Investitionsentscheidungen folgen werden. So müsse Deutschland auch eine eigene Batterie-Fertigung für Elektromobile aufbauen – und dies in nennenswerten Umfang. Ob Bosch auf diesem Feld einsteigt will der Konzern bis Jahresende entscheiden.