"Sag es klar, sag es laut, Flüchtlinge sind herzlich willkommen. Dresden, es ist schön, dass ihr da seid und dass ihr so viele seid!"
Hip Hop statt Hass. Erst spielt ein DJ, dann macht auch das Hip-Hop-Urgestein Das Bo aus Hamburg klar, warum er an diesem Abend in Dresden spielt.
"Ich bin heute Abend hier für etwas, nicht gegen etwas. Für ein menschliches, soziales Zusammensein und für Menschlichkeit. Und ich freu mich, dass ihr alle da seid, um diesen Platz, der so schlechte Vibes bekommen hat einmal ein bisschen durchzupusten. Schön, dass ihr alle da seid und so viele seid, ganz genau!"
Von dieser Veranstaltung hingegen soll vor allem eine Botschaft ausgehen
Etwa 5.000 sind gekommen, vor allem junge Menschen. Einige haben ihre Kinder mit, es sind Schulferien. Die Stimmung ist entspannt. Man unterhält sich, lauscht den Vorbands, trinkt und isst solidarisch. Das eingenommene Geld kommt den Anti-Pegida-Protesten zugute. Ist das eher ein Konzert oder eine Kundgebung?
"Endlich mal wieder ein freier Theaterplatz. Es ist sowohl symbolisch, die mal zeigt, Pegida ist hier nicht das entscheidende Glied. Aber es ist auch ein Konzert. Also beides."
"Es ist eindeutig eine Kundgebung und eine politische Veranstaltung, weil das hat ja Deichkind deswegen initiiert. Das war denen ihr Bedürfnis. Die setzen sich für Flüchtlinge ein und gegen diese Bewegung, die gerade in Dresden läuft, Pegida."
Zwischen den Auftritten der Bands sprechen Redner der Gruppierungen, die sich seit über einem Jahr Woche für Woche Pegida entgegenstellen.
"Pegida und die AfD sind mitverantwortlich für den Anstieg rechter Übergriffe auf Asylsuchendeneinrichtungen, Parteibüros, Migrantinnen und Migranten, Linke oder Menschen andererseits, die irgendwie das Feindbild des selbst ernannten Volkes erfüllen. Pegida hat den Grundstein gelegt für die gewalttätigen Proteste in Freital, Heidenau und Meißen. Und statt sich dem entgegen zu stellen, folgen die Regierenden dem Rechtsruck der Gesellschaft. Sie reden von Obergrenzen und hartem Durchgreifen."
Von dieser Veranstaltung hingegen soll vor allem eine Botschaft ausgehen, immer wieder wiederholt in Sprechchören:
"Say it loud, say it clear, Refugees are welcome here."
Eine Botschaft, die auch nicht zu übersehen ist, als gegen 21 Uhr endlich Deichkind die Bühne entern. Refugees Welcome steht in schwarzen Großbuchstaben auf ihren weißen Jogginganzügen, auf der Brust, auf den Armen, auf den Beinen.
"Liebe Freunde, schön dass ihr gekommen seid. Das ist eine friedliche Veranstaltung, bitte passt ein bisschen auf die Kinder auf. Aber jetzt wollen wir laut sein, gegen Gewalt, gegen Hass, gegen Rassismus, gegen Sexismus."
Eine kurze Verschnaufpause für Dresdens weltoffene Bewegung
Von der Ladefläche eines LKW ziehen Deichkind ihre bunt-bizarre Bühnenshow durch. Mit LEDs besetzte Pyramiden auf dem Kopf, jede Menge Glitzer, Rauch und Konfetti wird ins Publikum gefeuert. Das hüpft und tanzt und kann jeden Text mitsingen. Auch ein Schlauchboot kommt zum Einsatz, in dem ein Bandmitglied sich vom Publikum auf den Händen tragen lässt und dabei ein Federkissen leert. 45 Minuten Vollgas, ein Kontrastprogramm vor den barocken Silhouetten von Semperoper und Zwinger.
"Wertes Publikum, als wir vor gut einer Woche die Idee zu diesem Konzert hatten, konnten wir uns noch nicht vorstellen, wie viel Resonanz diese Ankündigungen in sozialen Netzwerken und in der Realität erzeugen sollte. Wir möchten uns an dieser Stelle für euer zahlreiches Kommen bedanken. Und für das Teilen und Kommentieren eures Statements. Wir hoffen, dass wir viele Menschen erreicht haben, denn es ist uns wichtig, heute auf dem Theaterplatz ein Signal zu setzen. Lasst uns diesen Ort zurückerobern, und mit viel positiver Energie aufladen."
Umfrage:
"Gerade durch die Unterstützung von den Bands, gerade auch Deichkind, weil die so polarisieren ist das ein wichtiger Schritt auf jeden Fall gegen den braunen Mob. Es ist 'ne einmalige Aktion, da brauchen wir uns nichts vormachen. Aber vielleicht rüttelt's dann doch den ein oder anderen wach, und jede Aktion zählt."
"Na klar ist das eine Hoffnung, dass jetzt hier ein paar Leute waren, die noch nie bei 'nem Gegenprotest waren, die dann vielleicht am Samstag oder am nächsten Montag kommen. Ich bin gespannt, vielleicht sind's nächste Woche 500, aber sonst ist halt die Erfahrung, dass es wenige sind, viel weniger als Pegida und ich hoffe, dass es mehr werden, die dagegen sind."
Ein schöner Abend, eine kurze Verschnaufpause für Dresdens weltoffene Bewegung. Am Samstag ist der Jahrestag der Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg. Ein beliebter Anlass für rechtsextreme Gruppen, sich in Dresden zu zeigen. Die Stadt wird eine Menschenkette dagegensetzen.