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Dürreperiode in Äthiopien
Maßnahmen gegen den Hunger

In Äthiopien herrscht eine bereits lang anhaltende Dürre. Seit über einem Jahr kämpft das Land gegen den Hunger. Eine Hungersnot wie in den 80ern konnte bislang jedoch verhindert werden - was auch an internationalen Entwicklungsprojekten liegt.

Von Linda Staude | 18.05.2017
    Dürreperiode in der Sitti Zone im somalischen Teil Äthiopiens (2016)
    Äthiopien wird von einer anhaltenden Dürreperiode heimgesucht. Hunger und Not sind die Folgen. (AFP)
    Babys schreien vor Hunger. Die Mütter sitzen erschöpft zwischen provisorischen Unterkünften in einem Lager für Binnenflüchtlinge im Nordosten Äthiopiens.
    "Ich habe noch nie eine so schlimme Dürre erlebt wie in den letzten zwei, drei Jahren. In meinem ganzen Leben noch nicht."
    Die junge Frau hat ihr Vieh verloren und braucht dringend Hilfe: Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente. So wie knapp acht Millionen ihrer Landsleute. Äthiopien kämpft seit über einem Jahr gegen den Hunger in Teilen des Landes.
    Äthiopien kann die Krise alleine nicht bewältigen
    "Unsere Regierung ist entschlossen, die nötigen Mittel zur Verfügung zu stellen und alle zusätzlichen Ressourcen für die Betroffenen zu mobilisieren. Wir handeln auch in Zukunft verantwortungsbewusst."
    So Vizepremier Demeke Mekonen. Die äthiopische Regierung hat schon 2016 fast 400 Millionen Dollar Nothilfe bereitgestellt. Aber allein kann das Land die Krise nicht bewältigen – trotz aller Vorsorgeprogramme.
    "Die Ernährungsunsicherheit ist mittlerweile stark gesunken. Bis jetzt haben rund drei Millionen Menschen, die 2005 noch regelmäßig auf Unterstützung angewiesen waren, ausreichend zu essen und brauchen die Hilfsprogramme nicht mehr."
    So Woldemichael Berhanu, beim Landwirtschaftsministerium für die Nahrungsmittelversorgung zuständig. In normalen Jahren kann Äthiopien einen großen Teil seiner Bevölkerung selbst ernähren.
    Bewässerungssysteme helfen
    Wasser fließt aus einer gewaltigen, gemauerten Zisterne in ein Grabensystem und von dort in Obstgärten und auf Gemüsebeete. Farmer Ato Asphao züchtet auf seinem Land Mangos, Orangen, Tomaten und Zwiebeln.
    "Es hat sich so viel verändert. Angefangen mit gutem Trinkwasser. Früher haben wir schmutziges Wasser getrunken. Die Leute haben Durchfall bekommen, viele sind gestorben. Jetzt gibt es ein Gesundheitssystem, die Kinder gehen zur Schule. Wir leben wieder wie Menschen."
    Das Bewässerungssystem im Antsokia-Tal hat die Hilfsorganisation Worldvision gebaut – mit Geldern aus den USA und aus Deutschland. Auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GIZ hat Entwicklungsprojekte in Äthiopien. Landesdirektor Axel Klaphake:
    "Aus der praktischen Erfahrung muss man sagen, ist die äthiopische Regierung ein sehr starker Partner. Es ist ganz klar ein Entwicklungsstaat, der das gesamte Regierungshandeln klar auf Ziele wie Armutsbekämpfung ausrichtet, auf Ziele wie Produktivitätsanstieg in der Landwirtschaft."
    Die schlimmste Krise seit 50 Jahren
    Es gibt Trainingsprogramme für die Farmer, Programme für besseres Saatgut und Düngemittel, Bewässerung, Kornspeicher und Notfallpläne. Woldemichael Berhanu:
    "Jedes Jahr kann die Regierung sich an die Entwicklungspartner wenden, um zusätzliche Nahrungsmittelhilfe zu bekommen. Das passiert kontinuierlich, jedes Jahr. Und Nahrungsmittel werden an die Bedürftigen verteilt."
    All das hat die Folgen der Dürre abgemildert und bis jetzt eine Hungersnot wie in den 80er Jahren verhindert. Aber in der schlimmsten Krise seit 50 Jahren hilft Vorsorge nur bedingt, erklärt Christopher Hoffman von Worldvision:
    "Wenn Sie eine solche Dürre haben, dann ist es kaum von Bedeutung, wie gut Sie vorbereitet sind. Wenn sie zu lange andauert, schwächt sie Ihre Widerstandkraft."