Das einstige Staatsoberhaupt starb heute mit 97 Jahren. Scheel hatte seit Jahren in einem Pflegeheim in Bad Krozingen bei Freiburg gelebt. Er war gesundheitlich angeschlagen, litt unter Demenz und zeigte er sich nur noch selten in der Öffentlichkeit.
Scheel wurde am 8. Juli 1919 als Sohn eines Stellmachers im Solinger Stadtteil Höhscheid geboren. Von 1974 bis 1979 war Scheel Bundespräsident. Zuvor war der FDP-Politiker fünf Jahre lang Bundesaußenminister und Vizekanzler. Von 1961 bis 1966 fungierte er als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Einigung Europas vorangetrieben
Bundespräsident Joachim Gauck hat die Ost- und Europapolitik Walter Scheels gewürdigt. "Die Einigung Europas voranzutreiben, lag ihm besonders am Herzen", schrieb Gauck nach Angaben des Präsidialamtes an Scheels Witwe Barbara. Früh habe er die Bedeutung einer europäischen Integrationspolitik für Deutschland erkannt. "Mit seiner Ost- und Europapolitik hat er sich bleibende Verdienste für die Verständigung und Versöhnung auf unserem Kontinent erworben", schrieb Gauck.
Bundesratspräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat Altbundespräsident Scheel als Brückenbauer zwischen Politik und Bürgern gewürdigt. Auch nach seiner aktiven politischen Zeit sei Scheel ein "überzeugter und überzeugender Europäer und deutscher Weltbürger" geblieben, der sich für internationale Belange genauso wie für Kunst und Kultur engagiert habe, sagte der sächsische Ministerpräsident
"Hoch auf dem Gelben Wagen"
Für einen Politiker ungewöhnliche Prominenz erlangte Walter Scheel 1973, als er für die Aktion Sorgenkind das Lied "Hoch auf dem Gelben Wagen" auf Schallplatte sang. Allein bis zum Frühjahr 1974 wurde die Platte mehr als 300.000 Mal verkauft.
Scheel war Vater von vier Kindern und dreimal verheiratet. Seine zweite Frau Mildred rief die Deutsche Krebshilfe ins Leben, sie starb 1985.
(tzi/jasi)