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Ein Oscar für das Web

Es sind die renommiertesten Auszeichnungen in der Internetbranche - vergleichbar mit dem Oscar beim Film. Gestern Abend wurden die Webby Awards 2012 in New York verliehen.

Von Sebastian Felser |
    "Ladies and Gentlemen, please welcome your host for the 16th annual Webby Awards: Patton Oswalt. It is truely an honor to be hosting the buffering ... buffering ... buffering …"

    Jede amerikanische Preisverleihung braucht einen prominenten Moderator. Gestern war das Patton Oswalt. Er ist ein "Comedian", der durch seine Internetauftritte sowie eine Nebenrolle in der Serie "King of Queens" bekannt ist. Und er brachte mit seinem Witz über Ladezeiten im Internet das augenzwinkernde Selbstvertrauen mit, das die Internetindustrie so gerne an den Tag legt.

    "Ja, genau, der Spiegel hat auch geschrieben vor ein paar Jahren, dass der Webby Award ist der Oscar des Internets – und das stimmt eigentlich auch ","

    berichtet Andreas Lutz. Der Web-Designer hat 2010 den Webby-Award für seine Diplomarbeit erhalten: eine Internetseite, die man mit Gesten und mit Sprache steuern kann. Man braucht keine Maus. Passend heißt seine preisgekrönte Seite denn auch: becauseclickingisso90s.com.

    ""Also, ich war ja dann damals auch da, in New York, bei der Preisverleihung, und dann merkt man auch: Natürlich haben die Amis da auch einen ganz anderen Stellenwert! Also, da ist dann ein roter Teppich, Interviews muss man geben, also die haben da schon einen ziemlichen Fokus drauf."

    So wurden auch dieses Jahr wieder Preise in vier Oberkategorien verliehen: "Websites", "Interaktive Werbung", "Online Film und Video" sowie "Mobilfunk und Apps" haben dabei zusammen über 100 Unterkategorien. Eine der kreativsten Unterkategorien ist schon dem Namen nach "Online Guerilla And Innovation". Gewonnen hat sie die Seite takethislollipop.com!

    "Das war ja auch ganz breit in den Medien und die haben das ganz geschickt gemacht. Der Regisseur hat das so gemacht, dass er einen Film gedreht hat, wo aber durch eine Technik die eigenen Facebook-Seiten werden da rein integriert."

    "Und dann hat man natürlich das Gefühl: Da sitzt ein Typ dann irgendwie in Nevada, in der Wüste und an so einem alten Bildschirm guckt der sich dein Facebook-Profil gerade an und guckt alle deine privaten Bilder an und guckt in Google-Maps, wo du wohnst und das ist natürlich nicht sehr schön, wenn man sieht, man guckt gerade einen Mann an, dem man auf keinen Fall seine Daten anvertrauen will."

    Natürlich sind nicht alle Kategorien so selbstkritisch. So gehört Ian Tate zu den Preisträgern, der die Werbung für Googles Browser "Chrome" verantwortet hat.

    "Nowadays creating a winning campaign means you have to hit people somewhere and this year's winner BBH targeted the hards and the teardots with their amazing campaign based on a real employee's story, 'Dear Sophie'."

    Im Video sieht man, wie ein Vater seiner Tochter Sophie vom Tag ihrer Geburt an mit Google-Mail, Youtube und eben dem Browser Chrome Nachrichten schreibt.

    "Die Grundidee ist natürlich sehr menschlich und emotional, aber eigentlich ist es ziemlich schlimm, wenn ich mir vorstelle, ich schreib' meiner Tochter vom ersten Tag an immer 'ne E-Mail. Das heißt, Google hat dann immer die Daten von meiner Tochter, aber die Machart ist eben einfach gerade 'State of the Art' und es ist auch schön gemacht."

    Eine ganze Reihe der Unterkategorien stammen aus dem Bereich Werbung. Und das ist kein Zufall, meint Webdesigner Andreas Lutz:

    "Also, es ist zwar schade, aber es ist leider so: Eigentlich kommen so die Sachen, die so am meisten innovativ sind, kommen eigentlich in der Werbung. Also das heißt da, wo Geld ausgegeben wird von großen Firmen wie Nike oder von Adidas oder von Cola vielleicht."

    Auch dieses Jahr gibt es einen deutschen Preisträger. Das Projekt deutschland-findet-euch.de hat sich auf die Fahnen geschrieben, vermisste Kinder aufzuspüren.

    "Die waren ja ziemlich breit gestreut, also man hat das auch immer mal wieder mitgekriegt auf Spiegel Online oder vor irgendwelchen Sport-Events. Also es war schon eine ziemlich breit angelegte Kampagne."

    Die Macher haben Plattformen wie Facebook, Twitter und Youtube verbunden mit mobilen Smartphone-Apps und Anzeigen in öffentlichen Gebäuden, in Stadien oder auf der Straße. Für die Integration all dieser Bestandteile erhielten die Macher den Preis für die beste integrierte Kampagne.

    "We helped to ensure, that the app-experience was simple and easy to use. Google Wallet combines Credit Cards, Loyality Cards and Offers all into one place, so you always have them with you rather than left them home at the dresser."

    Gewinner in der Kategorie "Mobilfunk und Apps" ist Googles System "Wallet", das Kreditkarten, Rabattcoupons und Treueaktionen auf einem Smartphone bündeln will.

    "Micropayment wird ja versucht seit 30 Jahren, dass man da auch ein Modell findet, dass man wirklich mal alle Geldgeschäfte zentralisiert. Man hat dann halt alles auf dem Mobile Device dabei – auf deinem iPhone oder auf deinem Android-Phone – die Frage, ob man das will, weil natürlich ist es dann im Extremfall, wenn man das verliert, wenn die Daten nicht ausreichend geschützt sind, dass dann natürlich auch alles weg ist, aber die Grundidee war aber gut!"

    Auch die Frage, ob die zentralisierte Erfassung aller Kleinstgeschäfte und der damit verbundenen Vorlieben bei einem Konzern erstrebenswert ist oder nicht, werfen die Webby-Awards nicht auf. Denn der Anspruch der Webby-Awards besteht darin, zukunftsweisende Ideen auszuzeichnen. Und dazu gehören ganz klar Apps.

    "Das ist natürlich auch noch wirklich ein Zukunftsmarkt, also das war jetzt nicht nur die letzten paar Jahre so, sondern das wird sich auch wirklich in den nächsten paar Jahren noch weiter entwickeln also, da werden wir bestimmt noch sehr viel Neues erfahren!"