Die Stimmung ist gut im Einzelhandel, so gut wie seit fünf Jahren nicht mehr. Der Chef des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, präsentierte heute in Düsseldorf deshalb rosige Aussichten für 2016:
"Wir erwarten dieses Jahr eine nominale Umsatzentwicklung im deutschen Einzelhandel von plus zwei Prozent und eine reale Entwicklung von plus 1,5 Prozent."
Preissteigerungseffekte drücken die reale Umsatzerwartung zwar etwas, aber dennoch, insgesamt zeigt sich der Handelsverband zufrieden. Hintergrund der Entwicklung ist eine generell positive Konsumstimmung in Deutschland: Die Arbeitslosenzahlen entwickeln sich gut, die Einkommen steigen, die Zinsen sind niedrig. Außerdem stützt der anhaltend niedrige Ölpreis den privaten Konsum und entlastet Unternehmer.
Allerdings jubeln nicht alle Branchen:
"Immerhin 24 Prozent der Unternehmer sagen, dass sie wohl eher mit einem Rückgang werden arbeiten müssen."
Vor allem der Bekleidungs- und Schuhhandel blickt auf schwierige Monate zurück:
"Hier spielt vor allen Dingen der Wetterverlauf leider herein, und das haben wir mit vielen Textilhändlern besprochen, die sich einen starken Impuls zu Ostern gewünscht haben. Aber wenn Ostern früh ist und das Wetter wechselhaft, da sind eben die Impulse sage ich mal auch abhängig, was das Wetter anbetrifft und das sieht man."
Online-Handel als Wachstumstreiber
Heißt: Schlechtes Wetter, leere Innenstädte und auch für die kommenden Monate erwarten nur 42 Prozent der Bekleidungs- und Schuhhändler Umsatzsteigerungen, rund ein Drittel von ihnen gehen von sinkenden Verkäufen aus. Besser geht es da Lebensmittel- und Möbelhändlern. Jeweils mehr als die Hälfte von ihnen erwarten laut HDE-Umfrage in diesem Jahr Umsatzsteigerungen.
Der Online-Handel ist weiter der große Wachstumstreiber im Einzelhandelsgeschäft. Für 2016 wird dort ein Umsatzplus von elf Prozent erwartet - verglichen mit moderaten zwei Prozent erwartetem Umsatzplus im gesamten Einzelhandel. Deshalb rät Genth allen Händlern, sich mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzusetzen:
"Nicht mit der Konsequenz, dass jeder Händler jetzt, wir haben immerhin 250.000, 300.000 Handelsunternehmen, einen Online, E-Commerce-Shop eröffnen muss, aber er muss auffindbar sein im Internet, muss sein Sortiment, seine Öffnungszeiten dort anbieten, also er muss sichtbar sein."
Kampagne zur Stärkung der Innenstädte
Sorgenkind des Handelsverbandes sind die Innenstadtlagen - mehr als die Hälfte der Einzelhändler dort beklagen sich darüber, dass immer weniger Laufkundschaft kommt.
"74 Prozent der Händler in den Hauptgeschäftslagen, also nicht in den Nebenlagen in den Kleinstädten, sondern in den Hauptgeschäftslagen sagen 74 Prozent der Händler, gehen die Kundenfrequenzen zurück."
Der Handelsverband startet deshalb jetzt eine Kampagne zur Stärkung der Innenstädte, gemeinsam mit dem Städte- und Gemeindebund. Ziel ist es, die zentralen Einkaufslagen wieder attraktiver zu machen, durch einfache Erreichbarkeit, günstige Parkmöglichkeiten oder die Bereitstellung eines freien WLAN-Netzes zum Beispiel.
Der Handelsverband hofft hier auch auf mehr öffentliche Investitionen und will sich in den nächsten Monaten dafür stark machen.