Anne Raith: Die Empathie - die Fähigkeit mitzufühlen, wie es anderen geht, wie sich andere fühlen - ist ein hohes Gut. Ein Wert, der geschätzt, dessen Fehlen aber oft bemängelt wird. Ein Wert, über den wir wir in unserer Sendereihe "Was uns wichtig ist" an diesem ersten Weihnachtsfeiertag sprechen möchten. Der Neurobiologe und Psychotherapeut Joachim Bauer ist Autor des Buches "Warum ich fühle, was du fühlst" und ist der Empathie neurologisch nachgegangen. Und er weist darauf hin: Mitfühlen zu können bedeutet nicht gleich, mitzufühlen. Was genau er also unter Empathie versteht, habe ich ihn zunächst gefragt.
Joachim Bauer: Empathie ist die Fähigkeit, sich in die Person des Anderen hineinzuversetzen. Ein bisschen von dem zu spüren, was andere Menschen spüren. Wobei wir unterschieden müssen zwischen der puren Einfühlungsfähigkeit, dass ich also spüre, was jemand anderes fühlt oder denkt und der Haltung, dass ich dann tatsächlich für diesen anderen Menschen auch etwas tue. Also man kann ja zunächst einfach Einfühlung haben und sich trotzdem asozial verhalten.
Im Deutschen ist Empathie eigentlich überwiegend benutzt als Begriff dafür, dass wir uns einfühlen in den Anderen und auch hilfreich aktiv werden. Aber wenn wir genau hinschauen, muss man unterscheiden zwischen "Einfühlung pur" und einer Einfühlung, wo ich für den Anderen tatsächlich etwas tue.
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