Die Delegierten der Weltklimakonferenz aus rund 200 Staaten einigten sich nach zweiwöchigen Verhandlungen auf weitere Schritte zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens.
Am frühen Samstagmorgen legten sie unter anderem einen Plan zur Erarbeitung von Transparenzregeln und Berichtspflichten vor. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, wie der CO2-Ausstoß der einzelnen Staaten gemessen werden soll. Beschlüsse dazu stehen beim nächsten Klimagipfel 2018 im polnischen Kattowitz an. Zudem stellten sie die Weichen für eine Überprüfung der globalen Klimaschutzmaßnahmen im kommenden Jahr.
Das Pariser Klimaabkommen von 2015 setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad und wenn möglich sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die bisherigen freiwilligen Zusagen der Länder zur Minderung von Treibhausgasen reichen aber nicht aus, um das Ziel zu erreichen. Nach der Überprüfung im kommenden Jahr sollen die Staaten bis 2020 verschärfte nationale CO2-Ziele vorlegen.
"Ein gutes Stück vorangekommen"
"Wir sind mitten im Umsetzungsprozess des Pariser Abkommens", erklärte der deutsche Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth in der Nacht. In Bonn sei man "ein gutes Stück vorangekommen". Man befinde sich "im Zeitplan".
Bis zuletzt war auf der Konferenz über Details zu den Finanzhilfen armer Staaten gerungen worden. Dabei ging es unter anderem um die Frage, wie der seit zehn Jahren bestehende Anpassungsfonds, der Teil des auslaufenden Kyoto-Protokolls ist, künftig finanziert werden soll. Die Staaten beschlossen nun, dass der Fonds künftig auch unter dem Paris-Abkommen gelten soll. Über die konkrete Finanzierung soll beim kommenden Gipfel in Polen erneut beraten werden.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hatte sich gestern Nachmittag mit dem Konferenzverlauf zufrieden gezeigt. Sie bezeichnete den Gipfel als wichtigen Zwischenschritt bei der Umsetzung des Abkommens.
"Viel Kleingedrucktes produziert"
Umweltschützer zogen eine gemischte Bilanz. "Der Geist von Paris blitzt in Bonn kaum auf", erklärte Greenpeace-Geschäftsführerin Sweelin Heuss. Den Staaten hätten in den zurückliegenden Tagen Mut und Enthusiasmus gefehlt, um das Pariser Abkommen schnell mit Leben zu füllen.
Positiver äußerte sich dagegen der WWF: "Die Klimakonferenz in Bonn war kein Paukenschlag, aber sie hat das geliefert, was sie liefern musste", sagte WWF-Klimaexperte Michael Schäfer. "In Bonn ging es um das Kleingedruckte für Paris - und viel Kleingedrucktes hat die Konferenz produziert. Aber wir sind längst nicht am Ziel."
Kritik an reichen Staaten
Entwicklungsorganisationen prangerten vor allem das Fehlen konkreter finanzieller Zusagen zur Bewältigung von Klimaschäden in ärmeren Ländern an. Dies sei vor allem für die kleinen Inselstaaten eine "herbe Enttäuschung", kritisierte die Klimaexpertin von "Brot für die Welt", Sabine Minninger. Der Versuch, den Umgang mit bereits eingetretenen Schäden höher auf die klimapolitische Agenda zu setzen, sei am Desinteresse der reicheren Staaten gescheitert.
Auch die Hilfsorganisation Care kritisierte, die Industrieländer hätten es auf dem Gipfel versäumt, sich mit der Schadensfinanzierung zu beschäftigen. Die Interessen der am meisten vom Klimawandel betroffenen Weltregionen seien in Bonn zu wenig berücksichtigt worden.
An der zweiwöchigen Klimakonferenz hatten 11.000 Delegierte, 9.500 Beobachter von Nichtregierungsorganisationen und 1.200 Journalisten teilgenommen. Geleitet wurde der Gipfel von den Fidschi-Inseln. Weil das Land nicht die organisatorischen Kapazitäten hat, eine Konferenz von dieser Größe auszurichten, fand der Gipfel am Sitz des UN-Klimasekretariats in Bonn statt.
(gri/tzi)