Statt schwarz-weißer Celluloidintrigen und Filmgespenstern eine gedämpft farbige Puppenstube mit herumgeisternden Menschen in Lebensgröße. Dennoch kein ganz normaler Theaterabend: Im Kopf flimmert, ob man will oder nicht, der halb erinnerte monströse Horrorfilm mit monströsen Schauspielermythen ein bisschen mit: das bösartig verlebte Clownsgesicht von Bette Davis als einstiges Kinderstar-Sonnenscheinchen Baby Jane und Joan Crawford als sinister malträtierte, legendäre Filmdiva Blanche im Rollstuhl. Eines aber hat Regisseur Christian Weise trotz seiner deutlich an Robert Aldrichs Film angelehnten Bühnenadaption "Was geschah mit Baby Jane" bewusst vermieden.
Er verzichtet auf das derzeit übliche Instrumentarium an Mehrfachbelichtung und Überblendung von Kunstwerken, er vermeidet es, mit filmischen Mitteln zu arbeiten, kommt ohne das Spiel zwischen Videosequenzen und Theaterbühne und ohne Rückbezüge zu der 50 Jahre alten Erstverfilmung des Romans von Henry Farrell aus. Setzte der Film auf grelle, beklemmende Gruseleffekte, sind es in Stuttgart nun die Schauspielergeschwister (auch im "richtigen Leben") Corinna Harfouch und Catherine Stoyan, die der folie à deux der mörderischen Filmdiven nachspüren, sie nachspielen und umspielen.
Auf der Bühne leuchten sie das Horrorszenarium, das die beiden ausgemusterten Stars einander vorspielen, zwielichtig, in ambivalenten Zwischentönen aus. Corinna Harfouchs Blanche erweist sich, obwohl oder weil sie lebenslang in den Rollstuhl verbannt ist, als wahre Meisterin der Täuschung. Immer gepflegt, mit offenem, gewinnenden Lächeln für ihre muffige, störrische, ja rabiate Schwester, bleibt sie ganz Dame, verständnisvoll, ja geradezu die Verkörperung der Dialogbereitschaft - und Überlegenheit. Meisterhaft kaschierte Herrschsucht. So richtig kommt sie zu sich selber, wenn sie sich im Fernsehen in einer ihrer alten Glanzrollen sieht, wütend mitzittert, Rollstuhl erschütternd gestikuliert, den Spannungsbogen der Szenenfolge kritisiert und den Idioten von Regisseur unter Einsatz ihres ganzen Körpers auch nach über 20 Jahren noch am liebsten in den Boden stampfen würde. Kein Wunder, dass die simpler, kindlicher, das heißt, in diesem Zusammenhang brutaler und hemmungsloser agierende Jane ihre in jeder Hinsicht große Schwester geradezu methodisch stillstellen, ihre Kontakte zur Außenwelt kappen muss, wenn sie die Pläne ihres eigenen Baby-Jane-Revivals durchsetzen will.
Dieses Endspiel zweier Abgeschaffter, die einander hassen und unauflösbar aufeinander angewiesen sind, ist ein Albtraum aus Lügen, Schuldzuweisungen, Machträuschen, Sentimentalität und Hassorgien, den der Film in Großaufnahmen zelebriert. Das Theater dagegen bietet Einblick in die gleichzeitig ablaufenden Unterdrückungsprozesse beider und die ebenso simple wie infame Machart dieses Gefängnisses. Während die eine kindisch geblieben und darüber alt geworden, eingesperrt bleibt in die Welt ihrer engen Vorstellungen, ist für die andere die Welt im Rollstuhl zu eng für ihre Ambitionen. So agiert sie im nach vorne offenen Bühnengehäuse immer am Rande des Abgrunds, was durchaus auch symbolisch zu verstehen ist.
Christian Weise ist selbst bei der Charakterisierung der beiden Hauptfiguren bis an die Grenze zur Karikatur gegangen. Nicht um Einfühlung, Mitgefühl geht es hier, auch nicht um Thrill, sondern um die Zurschaustellung einer schrecklichen Gemengelage gemischter Gefühle. Voreinander und vor uns, dem Publikum. Eine distanzierte, kunstvoll gemachte Beklommenheit - oben Folter, am Bettgestell hängt blutüberströmt das dominante Opfer - unten kämpft Baby Jane verzweifelt um die Ruinen ihrer glanzvollen Vergangenheit. Angesichts der letzten, bestürzenden Wahrheit, die hier denn doch nicht verraten werden soll, macht Jane einen tiefen Knicks vor dem Publikum und lächelt dazu verzweifelt selig wie ein verstörtes, dressiertes Kind.
Er verzichtet auf das derzeit übliche Instrumentarium an Mehrfachbelichtung und Überblendung von Kunstwerken, er vermeidet es, mit filmischen Mitteln zu arbeiten, kommt ohne das Spiel zwischen Videosequenzen und Theaterbühne und ohne Rückbezüge zu der 50 Jahre alten Erstverfilmung des Romans von Henry Farrell aus. Setzte der Film auf grelle, beklemmende Gruseleffekte, sind es in Stuttgart nun die Schauspielergeschwister (auch im "richtigen Leben") Corinna Harfouch und Catherine Stoyan, die der folie à deux der mörderischen Filmdiven nachspüren, sie nachspielen und umspielen.
Auf der Bühne leuchten sie das Horrorszenarium, das die beiden ausgemusterten Stars einander vorspielen, zwielichtig, in ambivalenten Zwischentönen aus. Corinna Harfouchs Blanche erweist sich, obwohl oder weil sie lebenslang in den Rollstuhl verbannt ist, als wahre Meisterin der Täuschung. Immer gepflegt, mit offenem, gewinnenden Lächeln für ihre muffige, störrische, ja rabiate Schwester, bleibt sie ganz Dame, verständnisvoll, ja geradezu die Verkörperung der Dialogbereitschaft - und Überlegenheit. Meisterhaft kaschierte Herrschsucht. So richtig kommt sie zu sich selber, wenn sie sich im Fernsehen in einer ihrer alten Glanzrollen sieht, wütend mitzittert, Rollstuhl erschütternd gestikuliert, den Spannungsbogen der Szenenfolge kritisiert und den Idioten von Regisseur unter Einsatz ihres ganzen Körpers auch nach über 20 Jahren noch am liebsten in den Boden stampfen würde. Kein Wunder, dass die simpler, kindlicher, das heißt, in diesem Zusammenhang brutaler und hemmungsloser agierende Jane ihre in jeder Hinsicht große Schwester geradezu methodisch stillstellen, ihre Kontakte zur Außenwelt kappen muss, wenn sie die Pläne ihres eigenen Baby-Jane-Revivals durchsetzen will.
Dieses Endspiel zweier Abgeschaffter, die einander hassen und unauflösbar aufeinander angewiesen sind, ist ein Albtraum aus Lügen, Schuldzuweisungen, Machträuschen, Sentimentalität und Hassorgien, den der Film in Großaufnahmen zelebriert. Das Theater dagegen bietet Einblick in die gleichzeitig ablaufenden Unterdrückungsprozesse beider und die ebenso simple wie infame Machart dieses Gefängnisses. Während die eine kindisch geblieben und darüber alt geworden, eingesperrt bleibt in die Welt ihrer engen Vorstellungen, ist für die andere die Welt im Rollstuhl zu eng für ihre Ambitionen. So agiert sie im nach vorne offenen Bühnengehäuse immer am Rande des Abgrunds, was durchaus auch symbolisch zu verstehen ist.
Christian Weise ist selbst bei der Charakterisierung der beiden Hauptfiguren bis an die Grenze zur Karikatur gegangen. Nicht um Einfühlung, Mitgefühl geht es hier, auch nicht um Thrill, sondern um die Zurschaustellung einer schrecklichen Gemengelage gemischter Gefühle. Voreinander und vor uns, dem Publikum. Eine distanzierte, kunstvoll gemachte Beklommenheit - oben Folter, am Bettgestell hängt blutüberströmt das dominante Opfer - unten kämpft Baby Jane verzweifelt um die Ruinen ihrer glanzvollen Vergangenheit. Angesichts der letzten, bestürzenden Wahrheit, die hier denn doch nicht verraten werden soll, macht Jane einen tiefen Knicks vor dem Publikum und lächelt dazu verzweifelt selig wie ein verstörtes, dressiertes Kind.