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Erderwärmung
Weltklimavertrag unter Dach und Fach

Das Klimaschutzabkommen steht: Die Pariser UNO-Konferenz nahm die als historisch bezeichnete Vereinbarung zur Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad an. Fast alle Staaten der Erde stimmten zu. Vorgesehen sind außerdem Klimaschutz-Hilfen für die Entwicklungsländer in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar jährlich.

    Auf den Eiffelturm in Paris werden mehrere Botschaften zum Weltklimavertrag projiziert.
    Auf den Eiffelturm in Paris werden mehrere Botschaften zum Weltklimavertrag projiziert. (dpa / picture-alliance / Irina Kalashnikova)
    "Die Pariser Vereinbarung für das Klima ist angenommen", sagte Konferenzleiter Laurent Fabius am Samstagabend in Le Bourget bei Paris unter dem Jubel der Delegierten. "Ich sehe den Saal, die Reaktion ist positiv, ich höre keine Einwände", sagte Fabius, bevor er die Einigung per Hammerschlag besiegelte. Der Vertrag soll das Protokoll von Kyoto ersetzen, das 2020 ausläuft und erstmals alle Staaten zum Klimaschutz verpflichten. Er gibt das Ziel vor, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu begrenzten. Die 195 Länder wollen sogar versuchen, bei 1,5 Grad zu landen. Die entsprechenden Aktivitäten der Vertragsstaaten sollen alle fünf Jahre überprüft werden.
    Langfristig sollen nicht mehr Treibhausgase wie CO2 ausgestoßen werden, als gleichzeitig zum Beispiel von Wäldern wieder aufgenommen werden können. Allerdings werden die nationalen Klimaziele weiterhin von den einzelnen Ländern festgelegt - bislang reichen die vorliegenden Pläne nicht aus, um den Klimawandel auf ein erträgliches Maß zu begrenzen.
    Finanzielle Unterstützung für arme Länder
    Vorgesehen sind zudem Klimaschutz-Hilfen für die Entwicklungsländer in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar jährlich, die mit der Zeit noch erhöht werden sollen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sprach von einem starken Abkommen. "Wir haben heute alle
    zusammen Geschichte geschrieben." Zahlreiche Umweltschützer werteten den Vertragstext als starkes Signal zur Abkehr von den fossilen Energien Kohle, Öl und Gas. Sie hätten sich aber früheres Handeln und mehr konkrete Verpflichtungen für die einzelnen Staaten gewünscht.
    Am Mittag hatte der gastgebende französische Außenminister Laurent Fabius den Vertragstext vorgelegt, über den zwei Wochen lang verhandelt worden war. Ähnlich wie UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon warb auch Frankreichs Präsident François Hollande um Zustimmung. Hollande sagte, der heutige Tag könne zu einem historischen Erfolg für die Menschheit werden. Als nächster Schritt muss das Dokument nun von den einzelnen Staaten ratifiziert werden.
    Die wichtigsten Entscheidungen im Überblick:
    ZIEL: Die Erderwärmung soll auf klar unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt werden. Die Vertragsstaaten sollten sich sogar anstrengen, sie bei 1,5 Grad zu stoppen.
    WEG ZUM ZIEL: Die Staaten wollen gemeinsam den Netto-Ausstoß ihrer Treibhausgase in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf Null bringen: Sie dürfen dann nur noch so viele Treibhausgase ausstoßen, wie etwa mit Waldanpflanzungen oder durch Speichern von Kohlendioxid (CO2) im Boden aus der Atmosphäre gezogen werden kann. Für viele Forscher bedeutet dies, dass die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas im Fall des Zwei-Grad-Ziels bis 2070 aufhören muss. Die Länder sollen ihre Ziele alle fünf Jahre nachbessern, zum ersten Mal 2020.
    GELD FÜR KLIMASCHUTZ UND ANPASSUNG: Von 2020 bis 2025 sollen die Industriestaaten jährlich 100 Milliarden Dollar (91 Milliarden Euro) für Entwicklungsländer bereitstellen. Für die Jahre danach soll es ein neues, höheres Ziel geben. Andere Länder "werden darin bestärkt", sich "freiwillig" an der Finanzierung zu beteiligen. Dieser Satz bezieht sich vor allem auf Ölstaaten und Schwellenländer.
    VERLUSTE UND SCHÄDEN: Die Vertragsstaaten erkennen die Notwendigkeit an, ärmeren Staaten bei Verlusten und Schäden durch den Klimawandel zu helfen. Dazu zählen Dürren, Überschwemmungen, der Untergang von Inseln oder Sturmschäden. Für arme Länder soll beispielsweise ein Versicherungssystem gegen Schäden aufgebaut werden.
    TRANSPARENZ: Alle Staaten sollen Klimaschutzaktivitäten und Daten zu den Treibhausgasen registrieren und offenlegen. Für Entwicklungs- und Schwellenländer wird dieser Punkt aber "flexibel" ausgelegt.
    VERBINDLICHKEIT: Das Abkommen ist völkerrechtlich verbindlich. Es gibt jedoch keine Strafen bei Nichterfüllung der Punkte.