Deutschkurse in Spanien boomen. Auch Spezialangebote wie "Deutsch für Krankenpfleger” sind sehr beliebt. In solch einem Kurs bereitet sich auch David auf seine Arbeit in Deutschland vor. Ein notwendiger Schritt für den Krankenpfleger. Denn in Spanien bekam er nur noch kurzfristige Zeitverträge angeboten:
"Sie kürzen immer weiter. Irgendwann steht man auf der Straße. So sehr Du auch suchst, Du findest nichts."
Auch Tatiana sah mit 22 Jahren keine Perspektive in Spanien - und ging nach Deutschland. Doch ihre Erfahrungen als Krankenpflegerin in einer deutschen Klinik waren so schlecht, dass sie ihre Probezeit abgebrochen hat. Ihren richtigen Namen will sie nicht nennen. Sie fürchtet, ihr alter Arbeitgeber könnte sie selbst in Spanien noch unter Druck setzen, wenn sie von den schlimmen Zuständen berichtet, die sie in einem deutschen Krankenhaus erlebt hat:
"Wundgeschwüre älterer Patienten durch das viele Liegen blieben unbehandelt. Sie infizieren sich leicht und sind sehr schmerzhaft. Ich stellte bei einem Patienten ein solches Geschwür fest. Aber meine deutsche Chefin sagte nur: 'Das wissen wir schon.' Aber es gab keine Behandlung. In Spanien kümmern wir Pfleger uns um solche Fälle. Ich sprach darüber mit anderen Kolleginnen aus Spanien, die an anderen Krankenhäusern arbeiten. Sie machten die gleiche Erfahrung: Auch sie wussten nicht, wer sich um diese Wunden kümmert."
Tatiana hat mehrere solcher Fälle erlebt. Doch so leicht wollte sie nicht aufgeben. Denn sie fühlt sich in erster Linie ihren Patienten gegenüber verpflichtet.
""Pfleger ist ein schöner Beruf."
Sagt sie mit Begeisterung in den dunklen Augen. Doch sie stieß auf Widerstand:
"Meine Vorgesetzte reagierte schon am ersten Tag verärgert. Sie fragte mich, warum ich einer Frau zwei Mal die Windeln gewechselt habe. Sie nässe sich doch sowieso gleich wieder ein. Ich solle sie nur einmal wechseln. 'So verwenden wir weniger Windeln', sagte sie mir. "
Ein weiteres wesentliches Problem sind die vergleichsweise geringen Kompetenzen für Krankenpfleger an deutschen Krankenhäusern: Während in den meisten westeuropäischen Staaten Krankenpfleger an Hochschulen ausgebildet werden, ist die deutsche Ausbildung eine betriebliche. Deshalb bleiben viele Kompetenzen der Krankenpfleger den Ärzten überlassen - auch das zum Nachteil für die Patienten, meint Tatiana:
"Ich habe erlebt, wie Patienten ihre Medikamente nicht mehr erhalten haben, weil es ein Problem mit dem Katheder gab. Der Arzt musste kommen. Da ist der Patient dann mal eine Weile ohne Medizin. Das passiert in Spanien nicht, solche Sachen regeln wir, die Pflegerinnen. Der Arzt ist für die Diagnose zuständig, er entscheidet über die Behandlung. Die Krankenpfleger sollten in Deutschland besser ausgebildet werden und mehr Hilfskräfte haben."
So ging das jeden Tag: eingenässte Patienten, die sie nicht versorgen, Wunden, die sie nicht heilen und Medikamente, die sie nicht verabreichen durfte. Eine professionelle Pflege, die dem Berufsethos Tatianas entspricht, war so unmöglich. Sie protestierte.
"Ich wollte mit der Direktorin sprechen. Sie war nicht da. Ich wandte mich an die Vermittlungsagentur, die mich an dieses Krankenhaus geschickt hatte. Wir waren ja deren Angestellte. Die sagten mir nur: 'Das ist nicht Spanien. Wenn Du Dich nicht anpassen willst, geh' in Dein Land zurück.' "
Tatiana ging tatsächlich. Ihre Erfahrungen seien keine Ausnahme, versichert sie. Aber kaum jemand traue sich, darüber sprechen. Beim Deutschen Berufsverband der Pflegeberufe wie auch der Gewerkschaft Verdi wundert man sich nicht über die Erfahrungsberichte der Spanierin. Sie böten ein realistisches Bild über die Konsequenzen von Fachkräftemangel und Kostendruck an den deutschen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Die Arbeitsbedingungen für die angeworbenen Fachkräfte aus dem Ausland beschreibt eine Sprecherin des BDfK drastisch mit den Worten: "Moderne Sklaverei.”
"Sie kürzen immer weiter. Irgendwann steht man auf der Straße. So sehr Du auch suchst, Du findest nichts."
Auch Tatiana sah mit 22 Jahren keine Perspektive in Spanien - und ging nach Deutschland. Doch ihre Erfahrungen als Krankenpflegerin in einer deutschen Klinik waren so schlecht, dass sie ihre Probezeit abgebrochen hat. Ihren richtigen Namen will sie nicht nennen. Sie fürchtet, ihr alter Arbeitgeber könnte sie selbst in Spanien noch unter Druck setzen, wenn sie von den schlimmen Zuständen berichtet, die sie in einem deutschen Krankenhaus erlebt hat:
"Wundgeschwüre älterer Patienten durch das viele Liegen blieben unbehandelt. Sie infizieren sich leicht und sind sehr schmerzhaft. Ich stellte bei einem Patienten ein solches Geschwür fest. Aber meine deutsche Chefin sagte nur: 'Das wissen wir schon.' Aber es gab keine Behandlung. In Spanien kümmern wir Pfleger uns um solche Fälle. Ich sprach darüber mit anderen Kolleginnen aus Spanien, die an anderen Krankenhäusern arbeiten. Sie machten die gleiche Erfahrung: Auch sie wussten nicht, wer sich um diese Wunden kümmert."
Tatiana hat mehrere solcher Fälle erlebt. Doch so leicht wollte sie nicht aufgeben. Denn sie fühlt sich in erster Linie ihren Patienten gegenüber verpflichtet.
""Pfleger ist ein schöner Beruf."
Sagt sie mit Begeisterung in den dunklen Augen. Doch sie stieß auf Widerstand:
"Meine Vorgesetzte reagierte schon am ersten Tag verärgert. Sie fragte mich, warum ich einer Frau zwei Mal die Windeln gewechselt habe. Sie nässe sich doch sowieso gleich wieder ein. Ich solle sie nur einmal wechseln. 'So verwenden wir weniger Windeln', sagte sie mir. "
Ein weiteres wesentliches Problem sind die vergleichsweise geringen Kompetenzen für Krankenpfleger an deutschen Krankenhäusern: Während in den meisten westeuropäischen Staaten Krankenpfleger an Hochschulen ausgebildet werden, ist die deutsche Ausbildung eine betriebliche. Deshalb bleiben viele Kompetenzen der Krankenpfleger den Ärzten überlassen - auch das zum Nachteil für die Patienten, meint Tatiana:
"Ich habe erlebt, wie Patienten ihre Medikamente nicht mehr erhalten haben, weil es ein Problem mit dem Katheder gab. Der Arzt musste kommen. Da ist der Patient dann mal eine Weile ohne Medizin. Das passiert in Spanien nicht, solche Sachen regeln wir, die Pflegerinnen. Der Arzt ist für die Diagnose zuständig, er entscheidet über die Behandlung. Die Krankenpfleger sollten in Deutschland besser ausgebildet werden und mehr Hilfskräfte haben."
So ging das jeden Tag: eingenässte Patienten, die sie nicht versorgen, Wunden, die sie nicht heilen und Medikamente, die sie nicht verabreichen durfte. Eine professionelle Pflege, die dem Berufsethos Tatianas entspricht, war so unmöglich. Sie protestierte.
"Ich wollte mit der Direktorin sprechen. Sie war nicht da. Ich wandte mich an die Vermittlungsagentur, die mich an dieses Krankenhaus geschickt hatte. Wir waren ja deren Angestellte. Die sagten mir nur: 'Das ist nicht Spanien. Wenn Du Dich nicht anpassen willst, geh' in Dein Land zurück.' "
Tatiana ging tatsächlich. Ihre Erfahrungen seien keine Ausnahme, versichert sie. Aber kaum jemand traue sich, darüber sprechen. Beim Deutschen Berufsverband der Pflegeberufe wie auch der Gewerkschaft Verdi wundert man sich nicht über die Erfahrungsberichte der Spanierin. Sie böten ein realistisches Bild über die Konsequenzen von Fachkräftemangel und Kostendruck an den deutschen Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Die Arbeitsbedingungen für die angeworbenen Fachkräfte aus dem Ausland beschreibt eine Sprecherin des BDfK drastisch mit den Worten: "Moderne Sklaverei.”