32 Kilogramm Zucker konsumiert jeder Deutsche im Durchschnitt pro Jahr. Das entspricht 22 Teelöffeln pro Tag. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt dagegen höchstens 18 Kilogramm für Erwachsene und neun Kilo für Kinder. Dieser extrem hohe Zuckerkonsum ist auch extrem ungesund, sagt Ilona Kickbusch vom Institut für internationale Entwicklungsstudien in Genf:
"Zum Teil mit sehr direkten Auswirkungen, also Stichwort Karies bei Kindern, langfristige Auswirkungen im Hinblick auf Diabetes. Durch bestimmten Metabolismus auch indirekte Auswirkungen auf Osteoporose und natürlich ganz besonders Übergewicht."
"Zum Teil mit sehr direkten Auswirkungen, also Stichwort Karies bei Kindern, langfristige Auswirkungen im Hinblick auf Diabetes. Durch bestimmten Metabolismus auch indirekte Auswirkungen auf Osteoporose und natürlich ganz besonders Übergewicht."
Besonders bei Kindern hänge das Übergewicht hauptsächlich mit dem in Lebensmitteln versteckten Zucker und den Süßgetränken zusammen.
Erster Deutscher Zuckerreduktionsgipfel auf Initiative der AOK
In Deutschland sind mittlerweile jeder zweite Erwachsene und jedes fünfte Kind übergewichtig, so das Robert-Koch-Institut. Auf dem ersten Zuckerreduktionsgipfel ging es deshalb hauptsächlich darum, wie man den Zuckergehalt von Lebensmitteln reduzieren kann. Mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Industrie und des Handels wie bisher jedenfalls nicht, sagt Kai Kolpatzik vom AOK Bundesverband:
"Von daher wollen wir klare Vorgaben haben. Wir haben heute auf dem Zuckerreduktionsgipfel auch gehört von der Industrie, die wünschen sich sogar solche Rahmenbedingungen, um einen fairen Wettbewerb zu haben."
"Geschmack lässt sich ändern"
Für die Industrie ist der Zucker als billige Zutat nicht nur für den Geschmack, sondern auch für Haltbarkeit und Konsistenz wichtig. Lebensmitteltechnisch wäre es aber kein Problem, Zucker zu reduzieren. Einfach stattdessen Süßstoff einzusetzen, ist für Kolpatzik keine Lösung. Der Konsument müsse langsam und schrittweise umgewöhnt werden. Vorreiter gibt es bereits, zum Beispiel Heinz Ketchup, wo der Zuckergehalt seit 1991 immerhin um acht Prozent reduziert wurde. Mehr wäre nur möglich, wenn es alle machen.
"Der Geschmack lässt sich ändern. Wenn man langsam und schrittweise innerhalb einer Produktgruppe wie Joghurt, wie Frühstückscerealien oder solche Soßen und Ketchups, gemeinsam vorgeht, lässt sich der Geschmack langsam reduzieren. Die Unternehmen haben keine Verluste, weil sie wissen, die springen nicht zum Konkurrenzprodukt über, wenn die das gemeinsam machen. Und diese Verbindlichkeit muss hergestellt werden."
Zuckergehalt wird erheblich unterschätzt
In anderen europäischen Ländern, besonders in Großbritannien, habe man Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie getroffen, um den Zucker-, Salz- und Fettgehalt in Lebensmitteln gezielt abzusenken. In Deutschland sei dagegen die Aufklärung schon ein Problem. Wieviel versteckter Zucker in einem Lebensmittel ist, wird oft erheblich unterschätzt, sagt Mattea Dallacker vom Max-Planck-Institut in Berlin, die dazu eine Studie gemacht hat:
"Ein Beispiel ist der Joghurt. Ein Joghurt hat elf Zuckerwürfel, so ein 250-Gramm-Fruchtjoghurt. Und das haben über 90 Prozent der Eltern unterschätzt. Da hat sich gezeigt, dass sie im Durchschnitt den Zuckergehalt auf vier Zuckerwürfel geschätzt haben."
"Ein Beispiel ist der Joghurt. Ein Joghurt hat elf Zuckerwürfel, so ein 250-Gramm-Fruchtjoghurt. Und das haben über 90 Prozent der Eltern unterschätzt. Da hat sich gezeigt, dass sie im Durchschnitt den Zuckergehalt auf vier Zuckerwürfel geschätzt haben."
Honig ist auch nicht besser
Sirup, Fruchtzucker, Honig oder brauner Zucker seien dabei übrigens keinesfalls besser als weißer Industriezucker.
Krankenkassen, die Bundesärztekammer und die Verbraucherzentrale hatten sich schon vor Jahren für die Einführung einer Lebensmittelampel eingesetzt, die auf den einen Blick zeigt, wie viel Zucker ein Produkt enthält. Die Initiative war gescheitert. In anderen Ländern gibt es darüber hinaus ein Werbeverbot für stark zuckerhaltige Lebensmittel, sofern sich die Werbung an Kinder richtet. So etwas braucht auch Deutschland, fordert Tobias Effertz von der Universität Hamburg:
"Der Stand der Forschung ist einfach der, dass die Einflussnahme der Kinder auf das Portemonnaie und die Entscheidung der Eltern massiv ist. Über 50 Prozent der von Kindern angestoßenen Käufe in Supermärkten werden auch durchgesetzt."
Krankenkassen, die Bundesärztekammer und die Verbraucherzentrale hatten sich schon vor Jahren für die Einführung einer Lebensmittelampel eingesetzt, die auf den einen Blick zeigt, wie viel Zucker ein Produkt enthält. Die Initiative war gescheitert. In anderen Ländern gibt es darüber hinaus ein Werbeverbot für stark zuckerhaltige Lebensmittel, sofern sich die Werbung an Kinder richtet. So etwas braucht auch Deutschland, fordert Tobias Effertz von der Universität Hamburg:
"Der Stand der Forschung ist einfach der, dass die Einflussnahme der Kinder auf das Portemonnaie und die Entscheidung der Eltern massiv ist. Über 50 Prozent der von Kindern angestoßenen Käufe in Supermärkten werden auch durchgesetzt."
Steuerliche Anreize für zuckerreduzierte Lebensmittel gefordert
12.000 bis 19.000 Werbespots prasseln pro Jahr im Fernsehen auf Kinder ein, plus 3.000 im Internet, je nachdem was zum Kindermarketing gezählt wird. Neben einem derartigen Werbeverbot möchten die Teilnehmer des Zuckergipfels auch verbindliche Regelungen zu Rezeptänderungen, mehr Aufklärung und eventuell steuerliche Anreize für zuckerreduzierte Lebensmittel. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland beim Zuckerkonsum weit vorne. Ernährungsbedingte Krankheiten kosten das deutsche Gesundheitssystem jedes Jahr 70 Milliarden Euro.