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Europäische Ehrung
Van Rompuy mit Karlspreis ausgezeichnet

Traditionell wird an Christi Himmelfahrt in Aachen der Karlspreis verliehen. In diesem Jahr ging die Ehrung an den Präsident des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy. Die Menschen müssten sich in der Union zu Hause fühlen, sagte er in seiner Dankesrede.

    EU-Ratspräsidenten Herman Van Rompuy spricht nach der Preisverleihung.
    EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy wird mit dem Karlspreis ausgezeichnet (picture-alliance/ dpa / Oliver Berg)
    Er wurde für seinen Beitrag zur Konsolidierung und Weiterentwicklung des vereinten Europas gewürdigt. Van Rompuy fühlte sich sehr geehrt angesichts der "großen Auszeichnung". "Immer wenn ich diesen Ort besuche, überwältig mich der Gedanke an die zwölfhundert Jahre fortlaufende Geschichte. Heute aber ganz besonders", sagte er bei seiner Dankesrede im Königssaal des Aachener Rathauses. "Dieser Preis ehrt mehr als mich persönlich. Ich sehe ihn als eine Anerkennung der mutigen Arbeit europäischer Führungspersönlichkeiten und aller europäischen Institutionen im Kampf gegen die existenzbedrohende Finanzkrise. Wie Karlspreisträgerin Angela Merkel einmal sagte: 'Scheitert der Euro, dann scheitert Europa'. Das war die schlimmste Bedrohung aller Zeiten für Europas Einheit, und wir haben sie zusammen überwunden. Wir haben den Kampf gewonnen", so Van Rompuy.
    Herman Van Rompuy
    Der 1947 in Brüssel geborene Politiker studierte Philosophie und Betriebswirtschaftslehre an der Katholischen Universität Leuven. Zunächst arbeitete er für die Belgische Nationalbank. 1975 wechselte er als Berater ins Kabinett des damaligen Premierministers und späteren Karlspreisträgers Leo Tindemans. Im Dezember 2008 wurde er als belgischer Premierminister vereidigt. Seit Dezember 2009 ist er erster ständiger Präsident des Europäischen Rates.
    Jazenjuk dankt für das Vertrauen in die Ukraine
    Erstmals in der Geschichte des Karlspreises gab es keine Laudatio für den Preisträger. Stattdessen sprachen als Redner die Staatschefs der Republik Moldau, von Georgien und der Ukraine, Iurie Leanca, Irakli Gharibaschwili und Arsenij Jazenjuk. Von ihnen gab es viel Lob für den 56. Träger des Karlspreises. Er habe die Europäische Union durch noch nie dagewesene interne Herausforderungen geführt, sagte Arsenij Jazenjuk mit Blick auf die Überwindung der Schuldenkrise der Eurozone, der Errichtung einer Bankenunion und die Entwicklung hin zu wirtschaftlichen und politischen Union. Jazenjuk dankte ihm bei dieser Gelegenheit auch für das fortgesetzte Vertrauen in die Ukraine. "Dank dieses Vertrauens und Ihrer unermüdlichen Anstrengungen, die Ukraine näher an die EU heranzubringen, fühlen wir uns als wichtiger Teil Europas."
    Menschen müssen sich in Europa zu Hause fühlen
    "Meinen Respekt für Ihren Mut!", sagte Van Rompuy mit Blick auf die Redner, die trotz der unruhigen Zeiten in ihren Ländern nach Aachen gekommen sind und fügte an: "Mehr Stärke nach außen zeigen, und mehr Behutsamkeit nach innen: Das ist die gemeinsame Aufgabe, der sich alle Institutionen und alle Regierungen heute stellen müssen." Die Menschen müssten sich in der Union zu Hause fühlen. Europa dürfe nicht nur ein großer Raum der Freizügigkeit und Freiheiten sein, sondern müsse auch ein Ort sein, der Heimat sei. Am Rande der Veranstaltung gab es auch Proteste. Demonstranten hielten Plakate hoch und protestierten gegen den Einfluss der USA in der Ukraine.
    Mit einer Möhre in der Hand protestiert am 28.05.2014 in Aachen (Nordrhein-Westfalen) während der Verleihung des Karlspreises ein Mann gegen den Einfluss der USA in der Ukraine.
    Protest gegen Einfluss der USA in der Ukraine (picture alliance / dpa - Oliver Berg)
    Der Karlspreis zu Aachen ist der älteste und bekannteste Preis, in dem es um den Dienst an der europäischen Einigung geht. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Organisationen vergeben. Zu den früheren Preisträgern zählen unter anderem Francois Mitterand und Helmut Kohl (1988), Václav Havel (1991), Königin Beatrix der Niederlande (1996), der amerikanische Präsident Bill Clinton (2000), Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008) und Jean-Claude Trichet (2011). Als Institution wurde 1969 die Europäische Kommission und 2002 der Euro geehrt. Im März 2004 erhielt Papst Johannes Paul II. einen außerordentlichen Karlspreis.
    (sima/hg)