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Europaweite Demos geplant
Die böhmischen Brüder von Pegida

Die islamfeindliche Pegida-Bewegung hat erstmals zu europaweiten Protesten aufgerufen. In Tschechien organisiert der "Block gegen den Islam" die Kundgebung vor der Prager Burg in enger Abstimmung mit den deutschen Rechtspopulisten. Pegida-Partner in der Slowakei ist eine kremlfreundliche Splitterpartei - in Bratislava werden im Gegensatz zu Prag wenige Demonstranten erwartet.

    Teilnehmer einer Demonstration in Prag gegen die Aufnahme von Flüchtlingen und eine angebliche Islamisierung Europas am 29.10.2015.
    Teilnehmer einer Demonstration in Prag gegen die Aufnahme von Flüchtlingen und eine angebliche Islamisierung Europas am 29.10.2015. (picture alliance / dpa / Roman Vondrous)
    Martin Konvicka ist das Aushängeschild der tschechischen Anti-Islam-Bewegung. Regelmäßig versammelt der Hochschul-Dozent für Insektenkunde seine Anhänger zu Protesten gegen die Bedrohung seiner tschechischen Heimat durch muslimische Flüchtlinge.
    Sein "Block gegen den Islam" hat sich aus einer Facebook-Initiative entwickelt. Mittlerweile gibt es enge Kontakte zu einer rechtsextremen Parlamentspartei. An diesem Wochenende soll nun öffentlich auch der Schulterschluss mit den Gesinnungsgenossen im Nachbarland vollzogen werden:
    "Wir haben viele Gemeinsamkeiten. Die Islamisierung Europas führt zu einem totalitären Gottesstaat. Das wollen wir verhindern. Mit Pegida teilen wir den Respekt vor der Freiheit und den Menschenrechten der Bürger."
    Bündnis "Festung Europa"
    Anfang des Jahres versammelten sich deshalb bereits in Prag auf Initiative von Pegida Vertreter der Anti-Islam-Bewegungen aus 14 europäischen Ländern. Dort wurde eine engere Zusammenarbeit in einem Bündnis "Festung Europa" beschlossen. Der Erfolg von Pegida ist für den tschechischen Block gegen den Islam ein Ansporn, so der Politikwissenschaftler Josef Mlejnek:
    "Die Tschechen pflegen enge Kontakte zu Pegida. Herr Konvicka gibt offen zu. Pegida ist sein Vorbild. Er träumt davon, in Tschechien so viele Menschen wie in Dresden auf die Straße zu bringen."
    Pegida greift den tschechischen Gesinnungsgenossen deshalb tatkräftig unter die Arme. Deutsche Aktivisten stehen an diesem Wochenende auf der Bühne vor der Prager Burg. Die Entwicklung im Nachbarland sei ein warnendes Beispiel, so Martin Konvicka.
    "Wir Tschechen sehen die Folgen einer falschen Pseudotoleranz. Wir wollen aber nicht, dass unsere Frauen an Silvester vergewaltigt werden. Wenn schon das Haus des Nachbarn in Flammen steht – darf es bei uns kein Feuer geben."
    Doch nicht nur mit dem tschechischen Anti-Islam-Block hat Pegida enge Kontakte. Auch in der Slowakei sollen an diesem Wochenende die Menschen auf die Straße gehen. Partner in Bratislava ist die Splitterpartei Odvaha. Die große nationale und prorussische Koalition kämpft für das Ende der Sanktionen gegen Moskau, den Nato-Austritt der Slowakei und die Bewahrung christlicher Werte. Vor den Parlamentswahlen Anfang März hat der Spitzenkandidat Jan Pavlis nun auch das Flüchtlingsthema für sich entdeckt. In einem Internet-Video warnt er vor den Gefahren der Islamisierung:
    "Die Bürger der Slowakei können wählen. Entweder sie verjagen die korrupten Politiker oder diese korrupte Bande wird das Volk nach den Wahlen für Afrikaner und Araber austauschen. So wie es derzeit in Deutschland geschieht."
    In Prag mehrere Tausend Demonstranten erwartet
    In Bratislava wird jedoch nur mit einigen Hundert Teilnehmern an der geplanten Kundgebung gerechnet. In Prag dagegen erwarten Beobachter rund 5.000 Demonstranten. Dort ist der Block gegen den Islam längst hoffähig geworden. Am Nationalfeiertag Mitte November adelte Präsident Zeman mit einem gemeinsamen Auftritt eine Veranstaltung von Martin Konvicka. Auch in der Bevölkerung ist Stimmung eindeutig. Eine klare Mehrheit ist gegen die Aufnahme von Flüchtlingen. Das Nachbarland Tschechien ist damit für Pegida ein gutes Pflaster so der Politikwissenschaftler Josef Mlejnek:
    "Prag und Dresden werden weiter eng zusammenarbeiten. Pegida weiß genau: Die meisten Politiker und Parteien in Tschechien haben in der Flüchtlingsfrage eine ähnliche Meinung wie Pegida. Das ist für sie ein klares Zeichen. Man kann mit dieser Haltung an die Macht kommen."