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Eurozone
Deutschland muss konkurrenzfähig bleiben

Auch wenn es hin und wieder noch anders berichtet wird: Seinen Rang als Exportweltmeister hat Deutschland an China abgeben müssen. Innerhalb der EU ist Deutschland aber noch immer der größte Exporteur.

Von Thomas Otto |
    Und das so erfolgreich, dass die Kommission im März vergangenen Jahres eine Rüge erteilte: Deutschland exportiere zu viel und importiere zu wenig – dieses Ungleichgewicht sei eine Gefahr für die Wirtschaft und die Währungsunion. Alexandra Böhne vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Brüssel entgegnet dem:
    "Die Exportüberschüsse beruhen ja auf einer Exportstärke der deutschen Wirtschaft und im Grunde stützt Deutschland auch die Konjunktur in den anderen Ländern dadurch, indem es auch Waren und Dienstleistungen außerhalb einkauft und hier Güter weiterverarbeitet."
    Denn Deutschland ist in Europa gleichzeitig auch größter Importeur von Waren und Dienstleistungen aus der EU. Für Importe, wie auch für Exporte ist die EU Deutschlands wichtigster Markt. Rund 57 Prozent der Ausfuhren bleiben im Binnenmarkt der Union.
    "Interessanterweise ziehen aktuell sowohl unsere Exporte in die Region Spanien und Portugal an, gleichzeitig steigen aber auch die Exporte dieser Regionen wieder an."
    Wachstum auf beiden Seiten
    Wachstum finde so also auf beiden Seiten statt, ergänzt Christopher Gosau vom DIHK. Die wirtschaftliche Stärke Deutschlands innerhalb der EU ist jedoch nicht selbstverständlich. Guntram Wolff vom Brüsseler Thinktank Bruegel warnt davor, sich auf dem Erfolg auszuruhen:
    "Wenn man stark ist, dann hat man oft die Tendenz, sich auch zu überschätzen. Und ich glaube, dass in Deutschland da so ein bisschen der Druck fehlt, noch mehr Reformen zu machen, noch mehr neue Sektoren, noch mehr innovative Produkte zu entwickeln und vielleicht werden wir dann doch in ein paar Jahren sehen, dass unsere Situation eigentlich gar nicht langfristig so stark ist, wie wir das vielleicht derzeit denken."
    Defizite in der Digitalwirtschaft
    Besonders in Sachen Digitalwirtschaft müsse Deutschland gegenüber seinen Konkurrenten in der EU aufholen. Zwar sind Hochtechnologien wie der Maschinenbau deutsche Exportschlager. Aber gerade in diesem Zweig drohe der Anschluss verloren zu gehen, warnt DIHK-Experte Christopher Gosau:
    "Hier ist es wichtig, dass wir – wenn man sich Dinge anschaut wie Industrie 4.0 – dass wir in Zukunft dort auch konkurrenzfähig sind in Deutschland, dass man in diesen Bereichen vorne mit dabei ist, dass man seine Industrie modernisiert und hier weiterhin in Zukunft einen Wettbewerbsvorteil hat, mit dem man dann auch Arbeitsplätze in Deutschland halten kann."
    Deshalb brauche Deutschland auch mehr öffentliche Ausbildungsangebote im Digitalbereich, fordert Bruegel-Direktor Guntram Wolff. Noch stehe die Ausbildung klassischer Ingenieure zu sehr im Mittelpunkt. Außerdem müsse es innovativen Unternehmen leichter gemacht werden, neue Produkte zu entwickeln. Als Beispiel nennt Wolff das Taxiunternehmen Uber, dass in seiner Heimat Kalifornien – im Gegensatz zu Deutschland – klaren Regeln in Sachen Sicherheit und Gesundheitsschutz unterworfen ist.
    "In Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern gibt es dazu keine Regulierung. Und da es keine Regulierung gibt, tendiert man dazu, das erst mal zu verbieten, anstatt das Positive daran auch zu sehen. Da ist ein klarer Regulierungsbedarf aber eben auch eine Offenheit, die man braucht und nicht nur einSchützen der bestehenden Industrien."
    Offenheit für neue Geschäftsmodelle allein reiche aber nicht aus. Es brauche auch einen funktionierenden Markt innerhalb der EU.
    "Der europäische Markt für Dienstleistungen im Bereich Digitalwirtschaft ist weiterhin sehr fragmentiert, sehr unterentwickelt. Da erhoffe ich mir dann schon, dass jetzt auch die neue Kommission da durchaus noch mal einen Push macht, um einen gemeinsamen Markt zu entwickeln."
    Genau das hat sich der Kommissar für Digitalwirtschaft, Günther Oettinger, auf die Fahnen geschrieben. Unter anderem im Rahmen des geplanten 315 Milliarden Euro Investitionspakets soll die digitale Infrastruktur ausgebaut werden. Je mehr schnelle Internetverbindungen überall verfügbar sind, umso besser können auch digitale Dienstleister aus Deutschland ihre Produkte in der ganzen EU vermarkten.