Einige Hundert Menschen haben sich in Paris neben der Börse versammelt. Sie halten Schilder hoch, auf denen sie das Recht auf Wohnraum einfordern. "Droit au logement", so heißt auch der Verein, der häufig zu solchen Demonstrationen aufruft. Die Aktivisten verlangen Solidarität mit Obdachlosen und mit den "Mal logés".
"Mal logé" ist eine Wortschöpfung, die inzwischen fester Bestandteil der französischen Sprache ist. Gemeint sind Menschen, die unter unzumutbaren Bedingungen leben müssen. Wie Ousmane Fofana. Der Familienvater zeigt das Hotelzimmer, in dem er seit sieben Monaten mit seiner Frau und drei kleinen Kindern lebt: Drei Betten, ein Stoffschrank, ein Regal mit einem Fernseher und ein kleiner Hotelkühlschrank füllen den Raum aus. Für Tisch und Stühle ist kein Platz.
"Wir waren schon in 14 Hotels. Dies hier ist unser 15. Hotel. Entschieden haben das jeweils die Sozialarbeiter der Stadt. Zuerst haben sie uns hin und her geschickt. Seitdem wir hier gelandet sind, ist unsere Lage einigermaßen stabil."
In Paris ist die Wohnungsnot so groß, dass rund tausend Familien oft mit mehreren Kindern in solchen Hotelzimmern wohnen müssen.
Fofana hat schon vor Jahren eine Sozialwohnung beantragt, weil er die Wohnungen auf dem freien Markt nicht bezahlen kann. Als ihm die Obdachlosigkeit drohte, wurde die Familie vom Jugendamt in diesem Billighotel einquartiert. Kochen und Wäsche waschen ist hier verboten. Jetzt genehmigten die Sozialarbeiter der Familie ein zweites Zimmer. Fofana ärgert es, wie viel Geld das Hotel verschlingt.
"Die beiden Zimmer kosten dann 3700 Euro im Monat. Mein ganzer Verdienst und ein Teil vom Kindergeld fließt jetzt in die Hotelmiete. Das Jugendamt kalkuliert so, dass einer Familie sieben Euro pro Tag und pro Person bleiben. Das übrige Geld wird uns abgenommen und was noch fehlt, übernimmt das Jugendamt, um das Hotel zu bezahlen."
Vor seiner Wahl zum Staatspräsidenten hatte Nicolas Sarkozy großmundig versprochen, er werde das Problem der Obdachlosigkeit beseitigen. 2007 verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das ein Recht auf Wohnen festschreibt, es kann auch eingeklagt werden – theoretisch. Doch in der Realität existiert dieses Recht nur auf dem Papier, denn der extreme Mangel an Wohnraum wurde nicht beseitigt.
Heute sind 3,6 Millionen Menschen obdachlos oder wohnen unter unzumutbaren Bedingungen wohnen. Weitere fünf Millionen Menschen sind akut gefährdet, ebenfalls in die Obdachlosigkeit abzugleiten. Somit ist jeder achte Franzose vom Problem der Wohnungsnot betroffen.
Der Grund für die Missstände: Es wird zu wenig und zu teuer gebaut, seit 25 Jahren schon. Ein Gesetz, das große Steuerbefreiungen für den Bau von Mietswohnungen einräumt, hat nur die Wohnungsspekulation angeheizt und die Mieten in die Höhe getrieben. Inzwischen fehlen landesweit 900.000 Wohnungen. Eine Familie muss durchschnittlich ein Viertel ihres Einkommens für Wohnen ausgeben, bei sozial schwachen Familien fließt sogar die Hälfte ihrer Einkünfte in die Miete. Neuerdings leiden auch gut ausgebildete Berufsanfänger unter der Wohnungsnot. Einige von ihnen haben "Jeudi Noir" gegründet – zu Deutsch: "Schwarzer Donnerstag".
Der Verein macht immer wieder mit spektakulären Wohnungsbesetzungen auf die Wohnungsnot aufmerksam. Vor Kurzem lud sich die Gruppe mit Sekt und Konfetti zu einem Festakt von Immobilienhändlern und Regierungsmitgliedern ein. Der Politikwissenschaftler Julien Bayou ist Gründungsmitglied von "Jeudi Noir".
"Wir wollen erreichen, dass die Wohnungspolitik ganz oben auf der Regierungsagenda steht. Unsere Regierung lanciert dauernd Ablenkungsmanöver, wie neulich die Debatte über die Burka. Wir fordern, dass sie sich um die Wohnungsnot kümmert, denn das ist eine Hauptsorge der Franzosen."
Genau wie die anderen Vereine, die heute demonstrieren, will auch "Jeudi Noir" erreichen, dass die Wohnungsnot ein wichtiges Thema im bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf wird, sagt Bayou.
"Wir machen mobil. Mit ihren Steuerbefreiungen haben die Konservativen Wohnraum zum Spekulationsobjekt gemacht. Das muss aufhören. Wohnraum ist genau so wichtig wie Nahrung und für die Integration aller Menschen unverzichtbar."
"Mal logé" ist eine Wortschöpfung, die inzwischen fester Bestandteil der französischen Sprache ist. Gemeint sind Menschen, die unter unzumutbaren Bedingungen leben müssen. Wie Ousmane Fofana. Der Familienvater zeigt das Hotelzimmer, in dem er seit sieben Monaten mit seiner Frau und drei kleinen Kindern lebt: Drei Betten, ein Stoffschrank, ein Regal mit einem Fernseher und ein kleiner Hotelkühlschrank füllen den Raum aus. Für Tisch und Stühle ist kein Platz.
"Wir waren schon in 14 Hotels. Dies hier ist unser 15. Hotel. Entschieden haben das jeweils die Sozialarbeiter der Stadt. Zuerst haben sie uns hin und her geschickt. Seitdem wir hier gelandet sind, ist unsere Lage einigermaßen stabil."
In Paris ist die Wohnungsnot so groß, dass rund tausend Familien oft mit mehreren Kindern in solchen Hotelzimmern wohnen müssen.
Fofana hat schon vor Jahren eine Sozialwohnung beantragt, weil er die Wohnungen auf dem freien Markt nicht bezahlen kann. Als ihm die Obdachlosigkeit drohte, wurde die Familie vom Jugendamt in diesem Billighotel einquartiert. Kochen und Wäsche waschen ist hier verboten. Jetzt genehmigten die Sozialarbeiter der Familie ein zweites Zimmer. Fofana ärgert es, wie viel Geld das Hotel verschlingt.
"Die beiden Zimmer kosten dann 3700 Euro im Monat. Mein ganzer Verdienst und ein Teil vom Kindergeld fließt jetzt in die Hotelmiete. Das Jugendamt kalkuliert so, dass einer Familie sieben Euro pro Tag und pro Person bleiben. Das übrige Geld wird uns abgenommen und was noch fehlt, übernimmt das Jugendamt, um das Hotel zu bezahlen."
Vor seiner Wahl zum Staatspräsidenten hatte Nicolas Sarkozy großmundig versprochen, er werde das Problem der Obdachlosigkeit beseitigen. 2007 verabschiedete das Parlament ein Gesetz, das ein Recht auf Wohnen festschreibt, es kann auch eingeklagt werden – theoretisch. Doch in der Realität existiert dieses Recht nur auf dem Papier, denn der extreme Mangel an Wohnraum wurde nicht beseitigt.
Heute sind 3,6 Millionen Menschen obdachlos oder wohnen unter unzumutbaren Bedingungen wohnen. Weitere fünf Millionen Menschen sind akut gefährdet, ebenfalls in die Obdachlosigkeit abzugleiten. Somit ist jeder achte Franzose vom Problem der Wohnungsnot betroffen.
Der Grund für die Missstände: Es wird zu wenig und zu teuer gebaut, seit 25 Jahren schon. Ein Gesetz, das große Steuerbefreiungen für den Bau von Mietswohnungen einräumt, hat nur die Wohnungsspekulation angeheizt und die Mieten in die Höhe getrieben. Inzwischen fehlen landesweit 900.000 Wohnungen. Eine Familie muss durchschnittlich ein Viertel ihres Einkommens für Wohnen ausgeben, bei sozial schwachen Familien fließt sogar die Hälfte ihrer Einkünfte in die Miete. Neuerdings leiden auch gut ausgebildete Berufsanfänger unter der Wohnungsnot. Einige von ihnen haben "Jeudi Noir" gegründet – zu Deutsch: "Schwarzer Donnerstag".
Der Verein macht immer wieder mit spektakulären Wohnungsbesetzungen auf die Wohnungsnot aufmerksam. Vor Kurzem lud sich die Gruppe mit Sekt und Konfetti zu einem Festakt von Immobilienhändlern und Regierungsmitgliedern ein. Der Politikwissenschaftler Julien Bayou ist Gründungsmitglied von "Jeudi Noir".
"Wir wollen erreichen, dass die Wohnungspolitik ganz oben auf der Regierungsagenda steht. Unsere Regierung lanciert dauernd Ablenkungsmanöver, wie neulich die Debatte über die Burka. Wir fordern, dass sie sich um die Wohnungsnot kümmert, denn das ist eine Hauptsorge der Franzosen."
Genau wie die anderen Vereine, die heute demonstrieren, will auch "Jeudi Noir" erreichen, dass die Wohnungsnot ein wichtiges Thema im bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf wird, sagt Bayou.
"Wir machen mobil. Mit ihren Steuerbefreiungen haben die Konservativen Wohnraum zum Spekulationsobjekt gemacht. Das muss aufhören. Wohnraum ist genau so wichtig wie Nahrung und für die Integration aller Menschen unverzichtbar."