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Exzellenzinitiative
Vorschläge der Imboden-Kommission zur Diskussion

Ende Januar hatte eine Expertenkommission - die Imboden-Kommission - einen Vorschlag zur Weiterführung der Exzellenzinitiative vorgestellt. Demnach solle die Politik das derzeitige Programm weiterlaufen lassen, den Titel Exzellenzuniversität anders vergeben und Unis für ihr bisher Geleistetes bewerten. In der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin wurde unter anderem mit Dieter Imboden über den Kommissionsansatz diskutiert.

Von Claudia van Laak |
    Der Schweizer Wissenschaftsmanager Dieter Imboden präsentiert am 29. Januar 2016 in Berlin die Evaluation "Wie geht es weiter mit der Exzellenz-Initiative für Wissenschaft und Forschung?".
    Der Schweizer Wissenschaftsmanager Dieter Imboden präsentierte bereits am 29. Januar 2016 in Berlin die Evaluation "Wie geht es weiter mit der Exzellenz-Initiative für Wissenschaft und Forschung?" (dpa / picture alliance / Britta Pedersen)
    Der Saal war voll, die Stühle reichten kaum aus. Kein Wunder, war doch der Mann vor Ort, der der viel gelobten Expertenkommission zur Exzellenzinitiative ihren Namen gegeben hat – der Schweizer Dieter Imboden. Sein Ansatz: Die deutschen Unirektoren müssen mehr führen. Imboden möchte ihre Rolle stärken, in dem zum Beispiel die zehn besten Unis eine frei verwendbare Exzellenzprämie in Höhe von 15 Millionen Euro jährlich erhalten - mögliche Kriterien für die Vergabe dieser Mittel benennt er nicht. Die ersten Reaktionen aus der Politik auf diesen Vorschlag waren verhalten. Dieter Imboden:
    "Was nicht sein darf, dass die Politik jetzt ein Programm macht, weil sie den Universitätsleitungen nicht traut. Das darf nicht sein. Und ich spüre das in der Diskussion, dass man jedem Fußballtrainer zutraut, seinen Klub in die oberste Liga bringt, aber den Universitätsrektoren traut man das nicht zu."
    Vorschlag: Belohnung für Geleistetes
    Die Exzellenzprämie von 15 Millionen Euro jährlich möchte Dieter Imboden nicht mehr – wie bislang – für Zukunftskonzepte der Universitäten vergeben. Stattdessen sollte das Geld und der Titel eine Belohnung sein - für bisher Geleistetes. Einen ähnlichen Vorschlag hatte auch die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer von den Grünen gemacht.
    "Aufgrund von Zukunftsversprechen wurden Ressourcen vergeben. Und diese Zukunftsversprechen wurden aufwendig international begutachtet. Was danach passiert ist, sei mal dahingestellt. Ist ja unüblich. Nehmen wir mal den Sport: auch da wird man deutscher Meister aufgrund dessen, was man gemacht hat und nicht aufgrund der Ansagen, was man in den nächsten zehn Jahren leisten wird und wer das schönste Konzept vorlegt, der kriegt dann den Zuschlag."
    Was Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, CDU, von dem Vorschlag der Exzellenzprämie hält, hat sie noch nicht öffentlich kundgetan. Ihr Parteifreund Michael Kretschmer, wissenschaftspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gibt aber bereits jetzt die Linie vor: Charmant findet er das, aber irgendwie nicht so richtig umsetzbar.
    "Ich finde das total klasse, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das Ziel erreichen. Weil ich nicht weiß, ob die Hochschulen schon in der Situation sind, in der wir sie uns wünschen. Das bedeutet, dass ich diese kollektive Verantwortungslosigkeit, die ich durch die Gremienstruktur zumindest in Teilen der Hochschullandschaft habe, dass ich die brechen will. Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit. Wie ist die Situation, das muss man sich jetzt anschauen, und danach muss man sich das Instrument überlegen."
    Auch der Koalitionspartner SPD scheint nicht von der Idee einer Exzellenzprämie für bisher Geleistetes überzeugt zu sein. Auf sozialdemokratische Vertreter hatte die grüne Heinrich-Böll-Stiftung gestern Abend zwar verzichtet, doch der Vize-Fraktionschef der SPD Hubertus Heil sagte der Deutschen Presseagentur, es sei nicht zureichend, nur Leistungen von Hochschulen aus der Vergangenheit mit Prämien zu belohnen. Also wieder ein Wettbewerb, der die beteiligten Wissenschaftler viel Zeit und Energie in endlosen Sitzungen verbringen lässt? Bloß nicht, mahnt Rainer Forst von der Universität Frankfurt/Main. Der Sprecher des Exzellenzclusters "Die Herausbildung normativer Ordnungen" mahnt alle Wissenschaftspolitiker:
    "Überlegen Sie sich gut, ob Sie die Spitzenwissenschaftler in Deutschland, in wie viele Wettbewerbe sie die in welchen Perioden schicken wollen. Irgendwann ist mal gut. Ja. Man muss auch hier die Ökonomie der Wissenschaft im Blick behalten."
    Reaktion von Wanka auf Vorschläge erwartet
    Die SPD hat Bundeswissenschaftsministerin Wanka, CDU, aufgefordert, zügig die Vorschläge der Imboden-Kommission zu bewerten und dann ein eigenes Konzept vorzulegen. Die Zeit drängt – braucht es doch sowohl eine Einigung in der großen Koalition als auch mit den Länderministern. Das Versprechen: Vor der Sommerpause soll die neue Exzellenzinitiative in trockenen Tüchern sein.