Der Fall hatte gestern für Aufregung gesorgt. Der Flüchtlingshelfer hatte bei Facebook mitgeteilt, dass der angeblich 24 Jahre alte Flüchtling aus Syrien tagelang vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin (Lageso), der Erstaufnahmestelle, angestanden habe, um Taschengeld zu bekommen. Er habe den Mann, der starkes Fieber gehabt habe, dann zu sich geholt. Wegen seines schlechten Zustandes sei er von einem Krankenwagen abgeholt worden und auf dem Weg in die Klinik gestorben. Später löschte der Helfer seinen Facebook-Eintrag wieder und tauchte einen Tag lang unter.
Die Initiative "Moabit hilft" hatte die Vorwürfe des Mannes unterstützt. Diana Henniges sagte noch am Nachmittag, sie zweifele nicht an der Glaubwürdigkeit des Helfers. Sollte er aber die Todesmeldung erfunden haben, würde das die Arbeit der Helfer nachhaltig schädigen, so Henniges:
"Das ist natürlich eine Katastrophe, dass es heißt, dass wir vielen Helfern nicht mehr vertrauen werden, weil wir schlussendlich darauf vertrauen müssen, dass der Mensch genug Geistesverstand hat, um sich so eine Geschichte nicht auszudenken."
Nun besteht aber kein Zweifel daran, dass er sich die Geschichte ausgedacht hat. Die Initiative äußerte sich am Abend auf Facebook bestürzt:
Sozialsenator Mario Czaja von der CDU hatte bereits vorher den Helfern sein Vertrauen ausgesprochen und die gute Zusammenarbeit gelobt.
"Ich will nicht alle über einen Kamm scheren. Und es ist uns sehr wichtig, dass wir weiterhin die enge Zusammenarbeit mit den Ehrenamtlichen haben. Und auch bin ich der Meinung, dass man nicht zu Vorverurteilungen oder zu allgemeinen Verurteilungen kommen sollte, wenn eine Person etwas getan hat, was für uns alle unvorstellbar ist."
Motiv ist unklar
Der Verdacht, dass der Helfer die Todesmeldung frei erfunden haben könnte, verfestigte sich im Laufe des Mittwochs immer mehr. Denn weder konnte die Feuerwehr den Einsatz eines Krankenwagens bestätigen, noch fand sich die Leiche des angeblich gestorbenen Mannes in einem Krankenhaus. Die Polizei durfte aber nicht die Wohnung des Helfers durchsuchen, sagt Polizeisprecher Stefan Redlich.
"Er hat behauptet, dass es einen Toten gibt, der in einem Krankenhaus gestorben sei. Das ist normalerweise kein Vorgang, um den sich die Polizei kümmert. Nur konnte kein einziges Krankenhaus diesen Toten bestätigen. Deswegen haben wir gesagt, wir möchten mit ihm sprechen. Er hat uns nicht in die Wohnung gelassen bis spät Abend. Dann hat er meine Kollegen reingelassen und das alles erklärt."
Kurz vor 22 Uhr gibt die Berliner Polizei Entwarnung: Nein, es gibt keinen toten Flüchtling, so Redlich im RBB-Fernsehen:
"Meine Kollegen von der Direktion 3 haben den Mann, der diese ganze Geschichte ins Internet gestellt hat, aufgesucht. Sie haben ihn vernommen. Und er hat jetzt eingeräumt, er hat sich die Geschichte ausgedacht. Es gibt keinen toten Flüchtling."
Die Motive des Flüchtlingshelfers wollte Redlich nicht verraten. Das solle er selbst tun, sagte er. Es werde weiter ermittelt.