"Er ist an vielen Stellen Fragen ausgewichen, hat häufig den Ahnungslosen gespielt", sagte Martin Giesler im Deutschlandfunk. "Und dadurch, dass die Senatoren aufgrund mangelnder Kenntnisse häufig nicht in der Lage waren, einmal gezielt nachzufragen, ging Facebooks Spielplan ziemlich gut auf." Zuckerberg habe diesen ersten Tag der Anhörung für sich entscheiden können.
Immer, wenn Zuckerberg sich ahnungslos gab oder vorgab, die Frage nicht verstanden habe, hätten die Senatoren aufgeben müssen, weil sie nicht hätten nachhaken können, kommentierte Giesler den Auftritt vor den Senatsausschüssen für Justiz und Handel.
Zuckerberg will private Fragen nicht beantworten
Dabei hatte gestern die Frage von Senator Dick Durbin für einen kurzen Moment der Heiterkeit gesorgt. "Mister Zuckerberg, würden Sie sich wohl damit fühlen, uns mitzuteilen, in welchem Hotel Sie die vergangene Nacht verbracht haben?" fragte Durbin in der Anhörung zum Facebook-Datenskandal. Zuckerberg zögerte kurz und sagte dann lächelnd "Nein".
Durbin wollte damit demonstrieren, welchen Wert er der Privatsphäre beimisst. Zuckerberg wollte auch nicht die Frage beantworten, mit welchen Leuten er diese Woche Kurzmitteilungen geschrieben habe. "Ich denke, das zeigt, worum es hier eigentlich geht", sagte Durbin.
Fünf Stunden lang dauerte die Anhörung Zuckerbergs durch mehr als 40 Senatoren. Ihnen konnte Zuckerberg aber immer wieder ausweichen, selbst bei grundsätzlichen Fragen wie etwa der, ob Facebook weiter Daten über die Nutzer sammele, nachdem sie sich auf einem Gerät ausgeloggt hatten. Mehr als ein Dutzend Mal verwies Zuckerberg darauf, dass sich für Detailfragen sein Team beim Senat melden würde. Offenbar wurde bei der Anhörung allerdings auch das lückenhafte Wissen vieler Senatoren über Funktionsweise und Geschäftsmodell von Facebook.
Naivität als Strategie?
Anfangs hatte Zuckerberg erneut Fehler eingeräumt und sich entschuldigt – wie schon bei länger zurückliegenden Skandalen seines Unternehmens. Der Facebook-Chef wiederholte immer wieder, dass sein Unternehmen keine Nutzerinformationen verkaufe, sondern Werbekunden den Zugang zu seinen Mitgliedern ermögliche. Auf die Frage nach dem Monopol von Facebook antwortete Zuckerberg, in dieser Position fühle er sich nicht; er verwies auf andere Apps, die Nutzer installiert hätten.
Der Republikaner John Kennedy drohte Facebook an, es zu regulieren. "Ihre Nutzungsbedingungen sind Mist", sagte er. Deren Ziel sei, Facebook rechtlich abzusichern – und nicht, die Nutzer über ihre Rechte zu informieren. Ob es zur Regulierung komme, hänge auch vom künftigen Vorgehen Facebooks und Zuckerbergs ab.
Erstmals zeigte sich Zuckerberg einer Regulierung gegenüber offen - er sei nicht per se dagegen, "wenn es die richtige Regulierung ist", fügte er allerdings hinzu. Details wollte er nicht nennen, versprach aber, entsprechende Vorschläge einzureichen.
An der Börse kam Zuckerbergs Aussage gut an. Die Facebook-Aktie stieg im Handel um mehr als drei Prozent.
Am heutigen Mittwoch wird sich Zuckerberg einer weiteren Befragung im US-Kongress stellen müssen – dann im Repräsentantenhaus.
Worum geht es bei dem Skandal?
Im Mittelpunkt des Skandals steht die Nutzung der Daten von Facebook-Nutzern. Diese hatten vor fünf Jahren eine App für einen Psychotest genutzt und zugestimmt, dem Wissenschaftler Aleksandr Kogan Daten zu überlassen.
Kogan gab diese Daten an die Firma Cambridge Analytica weiter und brach damit nach Facebook-Angaben seinen Vertrag mit der Firma. 270.000 Nutzer haben die App selbst verwendet; weil sie ihr aber auch den Zugang zu ihren Freunden ermöglicht haben, könnten bis zu 87 Millionen Menschen betroffen sein.
Unklar ist, wofür und wie genau Cambridge Analytica die Daten verwendet hat. Vermutet wird, für Wahlkampfzwecke zugunsten des damaligen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump.
Dennis Horn hat für den ARD-Faktenfinder alle Hintergründe des Falls notiert.