"Also die Motoren sind sehr leise. Man hört kaum was."
Gudrun Albrecht hat einen kleinen Fahrradladen in Lörrach am Hochrhein, macht grade eine Probefahrt auf dem Eurobike-Testgelände in Friedrichshafen.
"Ich bin mit einem E-Mountain-Bike unterwegs. Das ist natürlich nicht so anstrengend."
Gudrun Albrecht tritt durchaus trendgerecht in die Pedale.
"Bei den Zuwächsen ist es auf jeden Fall so, dass das E-Bike immer die größten Zuwächse hatte. Wir haben letztes Jahr 480.000 E-Bikes in Deutschland verkauft. Und wir gehen davon aus, dass dieser Anteil dieses Jahr steigen wird: Unsere Prognose liegt bei 520.000."
Und damit hätten dann, so Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrieverbandes, die E-Bikes einen Anteil von rund zwölf Prozent am gesamten Fahrradmarkt. Am meisten werden aber nach wie die City-Bikes fürs Radeln in der Stadt und die Trekking-Bikes für Touren übers Land verkauft - mit einem Verkaufsanteil von jeweils 30 Prozent. Erfreulich aus Sicht der Branche: Erneut ging von Januar bis Juni dieses Jahres der Absatz von Fahrrädern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent nach oben.
"Wir hatten einen milden Winter und sein sehr schönes Frühjahr. Das ist immer auch ein ganz wichtiger Faktor in der Fahrradbranche."
Berufspendler entdecken das Fahrrad wieder
Hinzu kommt ein weiteres: Je länger die Staus auf den Straßen und desto teurer die Gebühren in den Parkhäusern werden, desto mehr sind Fahrräder gefragt , so Siegfried Neuberger:
"Es waren früher ein Sportgerät, und heute wird es immer mehr zum Alltagsfahrzeug. Immer mehr Leute erkennen, dass es immer mehr Sinn macht, mit dem Fahrrad zum Einkaufen oder zur Arbeit zu fahren, zu pendeln."
Insgesamt liegt der Gesamtumsatz der Fahrradbranche bundesweit nach Angaben des Verbandes des Deutschen Zweiradhandels bei rund vier Milliarden Euro. Pro Jahr werden alleine in Deutschland etwa 4,1 Millionen Fahrräder verkauft. Damit haben sich deutschen Radler europaweit ziemlich an die Spitze geradelt, so René Takens, Vorstandschef des niederländischen Fahrradherstellers "Acell":
"Klar, an der europäischen Spitze steht da nach wie vor Holland. Aber dann folgen schon Deutschland und Dänemark. Und in Deutschland ist es so: Im Süden werden Fahrräder eher sportlich genutzt, im Norden eher als Verkehrsmittel. Aber Deutschland ist ein wichtiges Land für beide Kategorien."
Deutschland als Fahrradproduzent
Vor allem aber: In Deutschland werden Fahrräder nicht nur gekauft, sondern auch hergestellt.
"Knapp 50 Prozent der Fahrräder, die in Deutschland verkauft werden, werden in Deutschland produziert. Die anderen kommen dann aus dem Ausland und werden importiert, wobei wir feststellen, dass der Anteil aus dem europäischen Anteil wächst, also gerade aus den osteuropäischen Staaten."
Und schließlich wird auf der Fahrradmesse "Eurobike" noch ein Trend deutlich: Das Billig-Fahrrad von der Stange ist "out". Ulrich Gries, Fahrrad-Großhändler aus Berlin:
"Für ein normales Fahrrad sollte man auf jeden Fall um die 500 Euro ausgeben. Und beim E-Bike liegt die Grenze so bei 2000, 2500 Euro für ein gutes Mittelklasse-Rad."
Riesiger Nachholbedarf bei Infrastruktur
Das sind dann auch die Beträge, die nach Angaben des Verbandes des Deutschen Zweiradhandels ein Fahrradfan im Durchschnitt für ein neues Rad ausgibt. Nur an einem hapere es noch gewaltig, so Siegfried Neuberger vom Zweirad-Industrieverband - nämlich an einer ausreichend guten Fahrrad-Infrastruktur:
"Wenn man sich heute zum Beispiel in den Städten oder an den Bahnhöfen die Abstellanlagen anschaut, die manchmal aus dem Jahr 1950 sind und die hochwertigen Elektro- oder Trekkingfahrräder, dass die dort abgestellt werden und am Abend auch noch da sind, da sehen wir einen ganz immensen Nachholbedarf der Kommunen. Und dann werden auch noch mehr Leute mit dem Fahrrad fahren."