Die etwa Handballfeld große Bohrplattform steht nur ein paar hundert Meter entfernt vom Strand im Fehmarnbelt - rund um die Uhr wird hier gearbeitet. Insgesamt 18 Bodenproben sollen aus dem Meeresgrund vor der Insel Fehmarn geholt werden, erläutert der verantwortliche Geophysiker Jan Pedersen.
"Damit wollen wir die bisherigen geologischen Untersuchungen verfeinern. In diesem Bereich sollen Arbeitshäfen, Schutzdeiche, Molen und Dämme für die eigentlichen Tunnelbauarbeiten entstehen - wir überprüfen jetzt die bisherigen Analysen des Untergrunds für diese Bauten."
Bis zu 40 Meter tief wird gebohrt, in Wassertiefen zwischen drei und 6,5 Metern. In einem kleinen Labor untersucht die Geologin Nicky Hardy die zutage geförderten Bohrkerne - besonders auffällig ist der sehr feinkörnige Sand aus einer Tiefe von etwa zwei Metern unter dem Meeresgrund.
"Ja - das ist ganz typisch für diese Tiefe auf der deutschen Seite des Projekts. Dieser sehr feine Sand ist überall bis rund 3,5 Meter Tiefe im Meeresgrund zu finden - danach folgt dann meist sehr fester paläogener Ton."
Tonschichten aus dem Paläogen
Und genau diese Tonschichten aus dem Paläogen - zwischen 65 und 24 Millionen Jahre alt - bereiten den Umweltschützern große Sorgen. Zusammen mit dem sehr feinen Sand kommen sie überall im Fehmarnbelt vor. Bei den Arbeiten für den Tunnel, der als sogenannter Absenktunnel in den Meeresboden verlegt werden soll, werde dieses Material aufgewirbelt - und zwar Unmengen davon, kritisiert Nicola Vagt vom Naturschutzbund NABU. Das Tunnelbett solle nämlich in einem Stück ausgebaggert und so lange offen gehalten werden, bis alle Tunnelelemente darin verlegt wurden.
"Wir haben eine Schneise, wir haben 15 Millionen Kubikmeter Meeresboden, die dort raus bewegt werden. Wir haben dieses sehr, sehr feine Substrat, und das wird weitergespült. Und je feiner so ein Korn desto leichter ist es, und desto weiter wird es natürlich auch gespült."
Folgen für die Fische?
Über Jahre hinweg könnte das weite Bereiche der Ostsee in eine trübe Brühe verwandeln - mit weitreichenden Folgen zum Beispiel für Fische wie Hering oder Dorsch aber auch für Eiderenten.
"Das heißt: Alles was auf Sicht Beute greift, das hat ausgesprochen erschwerte Bedingungen. Und dann haben wir natürlich sich ablagernde Sediment - und dort wo sich Sediment ablagert, da ist erst mal kein Leben mehr."
Der Sprecher des mit der Projektierung des Tunnels beauftragten dänischen Staatsunternehmens Femern A/S, Felix Irmer, verweist dagegen auf positive Erfahrungen – zum Beispiel mit der Kombination aus Tunnel und Brücke auf der Verbindung Kopenhagen-Malmö.
"Dänemark hat nach derselben Bauweise einen Tunnel gebaut als Teil der Öresund-Verbindung. Die Ostsee ist dort nicht jahrelang eingetrübt worden und man kann jetzt - 15 Jahre nach Bau dieses Tunnels - dort sehen, dass sich der Meeresboden gut regeneriert hat."
Möglicher Einfluss auf Strömungsverhältnisse
Völlig unklar sei allerdings, so Nikola Vagt, wie der für die Tunnelelemente geplante Graben sich auf die Strömungsverhältnisse im Fehmarnbelt auswirken wird. Der Zufluss von Salz- und damit auch sauerstoffhaltigem Nordseewasser in die Ostsee wird zu 70 Prozent über den Belt geregelt - durch Verwirbelungen an der Baustelle könnte dieser Austausch behindert werden. Entsprechende Erfahrungswerte von den bereits existierenden Brücken- und Tunnelbauten gibt es nicht, betont Nicola Vagt.
"Die Ostsee ist ein Gewässer, das für einen kompletten Austausch 30 bis 40 Jahre braucht. Das heißt: Wir können nicht wissen, was mit diesen Bauten, die schon vor 10 bis 15 Jahren dort hingesetzt wurden - wir können nicht wissen, was die Spätfolgen davon sind."
Und darüber können auch die zurzeit stattfindenden Bodenuntersuchungen keine Auskunft geben, so die Umweltschützerin. Trotz dieser und zahlreicher anderer Bedenken vor allem auf deutscher Seite hat das dänische Parlament bereits im April dieses Jahres den Bau des Tunnels genehmigt - das deutsche Planfeststellungsverfahren geht gerade erst in die entscheidende Phase.