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Feinstaub
Deutsche Umwelthilfe fordert Änderungen bei der Abgasuntersuchung

Schmutzpartikel im Miniformat sind besonders gesundheitsschädlich, denn Feinstaub dringt tief in die Atemwege ein. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, dass selbst Autos mit neuer Hauptuntersuchungsplakette mit mangelhafter Abgasreinigung durch die Gegend fahren.

Von Lennart Pyritz |
    Die derzeitigen Abgasuntersuchungen bei Fahrzeugen werden schlecht durchgeführt und beruhen auf falschen Vorgaben. Das sagt zumindest Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Umwelt- und Verbraucherschutz-Organisation:
    "Wir haben Tests durchgeführt und festgestellt, dass Fahrzeuge, die die Abgasuntersuchung bestanden haben oder deren Onboard-Einheit behauptet, der Katalysator, der Rußfilter funktioniert, dass die eben erschreckend hohe Abgaswerte haben."
    Die Prüfwerte bei der Abgasuntersuchung hätten sich nicht analog zu den verschärften Grenzwerten der Euronormen für Neufahrzeuge weiter entwickelt. Die Prüfwerte seien daher viel zu hoch.
    Zum anderen: Neue Fahrzeuge werden überhaupt nicht mehr getestet, da vertraut man den Herstellern. Und es hat sich eben gezeigt, dass auch diese Hersteller-Prüfeinrichtungen falsch eingestellt sind.
    Das Problem betreffe hauptsächlich die Partikel in den Abgasen. Außerdem entsprächen die verwendeten Messgeräte nicht dem Stand der Technik. Dadurch würden vor allem die kleinen, besonders gesundheitsgefährdenden Partikel nicht registriert. Hier liegt laut Umwelthilfe auch der Ansatzpunkt für die Lösung des Problems.
    "Wir schlagen vor, dass man einfach die Testgeräte, die eingesetzt werden, verändert. Es gibt mittlerweile Partikelanzahl-Messgeräte, die selbst als Handgeräte sehr genaue Werte liefern. Und ob ein Partikelfilter funktioniert oder nicht funktioniert lässt sich ganz einfach testen, dazu braucht eine Werkstatt keinen Rollenstandprüfstand."
    Hohe Kosten für TÜV- und DEKRA-Prüfstellen sollen damit nicht anfallen. Widerstand gegen eine solche genaue, herstellerunabhängige Prüfung der Emissionen kommt laut Resch vonseiten der Automobilindustrie und – im verlängerten Arm – der Bundesregierung.
    "Man möchte ausschließlich auf die Hersteller-Prüfung setzen, die Onboard-Diagnostik."
    In den USA habe das in einigen Fällen sogar dazu geführt, dass Hersteller die Messinstrumente gezielt manipuliert hätten.
    Die Forderung nach feineren Messungen, angepassten Richtwerten und damit einer Verringerung der Partikelbelastung bezieht die Deutsche Umwelthilfe nicht nur auf Dieselmotoren, sondern auch auf Benzin-Direkteinspritzer. Wie für Dieselmotoren müssten auch diese Benzin-Motoren mit funktionierenden Partikelfiltern ausgestattet werden.
    "Also seit zehn Jahren gilt eigentlich für Dieselmotoren die Rußfilter-Pflicht, man hält die Grenzwerte eigentlich nur mit einem Partikelfilter ein. Für die moderne Technik der Otto-Motoren, der Benzin-Motoren gilt das in gleicher Weise, weil man dort auch mit hohen Einspritzdrücken arbeitet. Und deswegen muss das Funktionieren dieses eingebauten Filters getestet werden."
    Auch Ferdinand Dudenhöffer, Professor für Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen und Leiter des Center Automotive Research, kurz CAR, sieht insbesondere bei den kleinen, Krebs auslösenden Partikeln im Abgas Handlungsbedarf.
    "Grundsätzlich muss man sich Gedanken machen, mit welchen Technologien man kleine Partikelteile, die je komplizierter und energiesparender der Verbrennungsprozess wird, umso stärker anfallen, wieder reinigen oder abfiltern kann."
    Filtervorschriften für Verbrennungsmotoren seien dabei nur eine Maßnahme.
    "Ich glaube, grundsätzlich muss man sich anschauen, wie die Entwicklung von Partikeln ist bei Verbrennungsmotoren. Wir haben ja Alternativen zu Verbrennungsmotoren, und das ist der Elektromotor. Auch aus diesem Grunde wär`s eigentlich zu befürworten, dass man versucht Elektromobilität nach vorne zu
    bringen. Denn die Nebenwirkungen, die wir bei Verbrennungsmotoren haben, die können wir bei Elektromotoren eben ausschalten."
    Als sich die Umwelthilfe vor einigen Jahren für Partikelfilter bei Dieselmotoren engagierte, hat sie übrigens selbst Staub aufgewirbelt: Während der Kampagne kassierte die Organisation Geld von Filter-Herstellern. Kritiker sahen darin Lobbyismus oder sprachen zumindest von einer Grauzone. Die Umwelthilfe verteidigte ihre Spendenpraxis.