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FIFA
"Es gibt bei der FIFA keine Good Guys"

Die neue Bereicherungsaffäre bei der FIFA dürfte nur die Spitze des Eisberges sein, jedenfalls was die zwei Spitzenleute Joseph Blatter und Jérôme Valcke angehe, sagte FIFA-Experte Thomas Kistner im DLF und stellte der FIFA erneut kein gutes Zeugnis aus. "Infantino ist für die Öffentlichkeit der neue Blatter."

Thomas Kistner im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
    Der damalige FIFA-Präsident Joseph Blatter und der damalige FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke im Mai 2015..
    Neue Vorwürfe gegen Ex-FIFA-Präsident Blatter (l.) und Ex-Generalsekretär Valcke (dpa-Bildfunk / EPA / PATRICK B. KRAEMER)
    Ob sich Blatter und Valcke noch um mehr Millionen bereichert haben, lässt sich erst feststellen, wenn auch sämtliche Fernseh-und Sponsorengeschäfte durchleuchtet seien, sagte FIFA-Experte Thomas Kistner im DLF. Hier könne noch einiges schlummern.
    Der neue FIFA-Präsident Gianni Infantino von den jetzigen Erkenntnissen kaum. Denn: die Affäre zeige, wie schamlos und gierig die Bosse des Weltfußballs seien. Und Infantino habe in den ersten drei Monaten eindrucksvoll vorgeführt, ein "würdiger" Nachfolger Blatters zu sein. Infantino habe zum Beispiel die zwei Millionen FIFA-Präsidenten-Salär als "Beleidung" bezeichnet.
    FIFA sollte mit Behörden kooperieren
    Selbst der zurückgetretene FIFA-Chef-Ermittler Domenico Scala sei kein Good Guy. "Das Gesamtbild zeigt, dass es in FIFA-Affären keine Good Guys geben kann, ausgenommen: die Ethik-Kommission." Scala habe einige der jetzt monierten Vorgänge als damaliger Compliance-Chef durchgewunken und Markus Kattner mittels Vertragsverlängerung einen "goldenen Handschlag" verpasst. Und das vier Tage nach den Verhaftungen in Zürich im Mai 2015, die das FBI veranlasst hatte.
    Bei den Untersuchungen durch die US-Justiz sei die Mithilfe der FIFA nun angeraten. "Die FIFA tut verzweifelt alles, um ihren Opferstatus nicht zu verlieren. Aber die Ermittlungen der Amerikaner lassen erkennen, dass FIFA nahe am Täterstatus ist."
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