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Finanzsskandal im Bistum Eichstätt
60 Millionen Dollar verzockt

Das Bistum Eichstätt wird von einem Finanzskandal erschüttert. Es geht um riskante Immobilienprojekte in den USA im Wert von bis zu 60 Millionen Dollar.

Von Tobias Krone | 07.02.2018
    Der Rechtsanwalt Ulrich Wastl (l) und der Generalvikar des Bistums Eichstätt, Isidor Vollnhals, stehen nach der Pressekonferenz zum Finanzskandal im Ordinariat.
    Rechtsanwalt Ulrich Wastl (l) und der Generalvikar des Bistums, Isidor Vollnhals, nach der Pressekonferenz zum Finanzskandal (picture-alliance / dpa / Ute Wessels)
    Wohl nur wenige Bischofssitze sind so weltentrückt gelegen wie im 13.000-Einwohnerstädtchen Eichstätt. Dass man schon seit Jahren an Risiko-Immobilienprojekten in den USA beteiligt ist, wusste man hier bis 2016 gar nicht. Heute geht das Bistum davon aus, dass der damalige stellvertretende Finanzdirektor wohl bis zu 60 Millionen Dollar dorthin abgezweigt hat.
    "Die Grundstücke liegen ganz überwiegend Texas, im Bereich Dallas, und in Florida."
    Der Münchner Anwalt Ulrich Wastl auf der Pressekonferenz der Diözese am Dienstag. Er vertritt das Bistum gegen den ehemaligen Mitarbeiter. Der hat bei seinen Risiko-Investitionen mutmaßlich mit einem deutschen Projektentwickler zusammengearbeitet, und offenbar an den Geschäften mitverdient. Beide befinden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr vorgeworfen.
    Geschäfte in den Bilanzen nicht aufgetaucht
    Doch wie konnte ein stellvertretender Finanzdirektor ein Sechstel der Finanzanlagen des Bistums unbemerkt für Spekulationsgeschäfte verwenden? Rechtsanwalt Wastl: "Wenn Sie mich nach zwei Fehlern fragen, dann ist der erste Fehler, dass man zu lange an kirchenüblichen - ich sag's jetzt mal auf gut Bayerisch - Governancestrukturen festgehalten hat, die auf einem Prinzip fußten: Vertrauen ersetzt Kontrolle."
    Die Geschäfte seien in den Bilanzen nicht aufgetaucht - und für deren Überprüfung sei ein Rat aus Geistlichen zuständig gewesen. Erst 2016 bei einer Kontrolle durch externe Wirtschaftsprüfer, flogen die Geschäfte auf. Generalvikar Isidor Vollnhals sieht das Bistum als Opfer, nicht als Täter, dennoch:
    In Zukunft nur Fachleute fürs Geld
    "Dieser Vorfall ist ein schwerwiegender Einschnitt in der Geschichte unserer Diözese, und es ist für uns ein Weckruf, bei aller Betroffenheit und Bestürzung, dass wir das Vertrauen, das verloren ist, wieder aufbauen."
    Um das Vertrauen dieser Eichstätter Bürger steht es derzeit schlecht.
    "Ich bin schon geschockt, es ist schon krass." - "Wir kommen gleich nach Limburg, oder vor Limburg jetzt, oder? Sprachlos."
    Das Bistum hat reagiert. Künftig sollen sich nur noch Fachleute ums Geld kümmern - und die Bilanzen offenlegen.