Die Organisation Foodwatch hat die Informationspolitik im Skandal um verseuchte Eier als mangelhaft kritisiert. Die Lebensmittel-Expertin Blanken
sagte im Deutschlandfunk
, man wisse zur Stunde noch nicht, wie groß das Ausmaß sei. Auch könne man nicht sagen, ob belastete Eier in anderen Produkten wie Kuchen und Nudeln verarbeitet worden seien.
Da die Lebensmittelkontrolle auf Länderebene organisiert sei, müssten nun die Länder die Informationen offenlegen. Das entlaste aber nicht den Bund, ebenfalls zur Aufklärung beizutragen. Blanken betonte, im Moment gebe es keinen Anlass für Panik, aber auch keinen Grund für Entwarnung.
Millionen belasteter Eier
In dem Skandal geht es um das Insektengift Fipronil, das in vielen Betrieben in den Niederlanden und Belgien nachgewiesen wurde. Niedersachsens Landwirtschaftsminister Meyer von den Grünen sagte im ZDF, wahrscheinlich seien nicht drei Millionen, sondern zehn Millionen belastete Eier aus den Niederlanden in deutschen Supermärkten verkauft worden. In Niedersachsen gebe es zudem in fünf Betrieben den Verdacht, dass dort Fipronil in Eier gelangt sein könnte.
Aldi zieht als erster Händler Konsequenzen
Der Discounter Aldi nahm inzwischen sämtliche Eier aus dem Verkauf - in den Filialen von Aldi Nord ebenso wie bei Aldi Süd. In einer Erklärung ist die Rede von einer "reinen Vorsichtsmaßnahme". Der Deutsche Bauernverband kritisierte den Schritt, der zum jetzigen Zeitpunkt überzogen sei. Gestern hatten Rewe und Penny angekündigt, vorerst keine Eier mehr aus den Niederlanden zu verkaufen. Edeka teilte heute mit, man sehe bislang keinen Grund, Eier aus dem Handel zu nehmen. Bislang gebe es keine Nachweise von Fipronil, und die Eier der Eigenmarken des Konzerns stammten alle aus Deutschland.
Niederlande rechnen mit Millionenverlusten
Nach dem Verkaufsstopp von Eiern in deutschen Supermärkten rechnen niederländische Geflügelhalter mit Millionenverlusten.
Deutschland sei der größte Kunde, sagte ein Sprecher des Geflügelzüchterverbandes der Deutschen Presse-Agentur. In den Niederlanden werden jährlich rund zehn Milliarden Hühnereier produziert. 60 bis 70 Prozent davon sind für den Export bestimmt, vor allem nach Deutschland. In dem Land sind noch immer 138 Betriebe gesperrt und dürfen keine Eier verkaufen. Auch in Belgien bleiben mehrere Hühnerfarmen geschlossen.
Vorwürfe an Politik und Behörden
Laut Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt sind derzeit zwölf Bundesländer von dem Skandal betroffen. Der Grünen-Politiker Ostendorff warf der Regierung vor, zu spät reagiert zu haben. Landwirtschaftsminister Schmidt gebe seit gestern den Krisenmanager. Zuvor habe er lange gezögert, sich überhaupt zu positionieren. Das Bundesinstitut für Risikobewertung habe die Gefahr relativiert und - wie leider allzu häufig - abgewiegelt. Auf europäischer Ebene müsse das Warnsystem ebenfalls deutlich schneller werden, forderte der Grünen-Politiker.
Hören Sie zu dem Skandal auch den
Beitrag von Falk Steiner
aus unserem Hauptstadtstudio.
(jcs/tep)