Auf dem Wochenmarkt von Ilioupoli, im Athener Süden. Mit vollem Stimmeneinsatz versuchen, die Obst- und Gemüsebauern ihre Ware an die überwiegend ältere Kundschaft zu bringen. Pantelis Moschos verkauft Äpfel und Birnen. Der 56-Jährige ist der Vorsitzende der griechischen Bauernvereinigung. Die geplante Rentenreform der Regierung würde ihn und seine Kollegen in den Ruin treiben, sagt Moschos:
"Wir haben schon enorme Produktionskosten und die Banken geben so gut wie keine Kredite mehr. Und durch die schon beschlossene Steuerreform werden wir bald 26 Prozent Einkommensteuer zahlen müssen. Und jetzt sollen obendrauf auch noch die Rentenbeiträge steigen? Auf bis zu 7.000 Euro im Jahr? Das wird doch keiner zahlen können!"
Bauern blockierten Autobahnen des Landes
Tatsächlich versucht die linksstämmige Regierung von Alexis Tsipras Rentenkürzungen zu umgehen, indem sie die Versicherungsbeiträge der Arbeitnehmer, vor allem aber der Selbstständigen erhöht. Für die Bauern hieße das: Fast 30 Prozent ihres Nettogewinns würde an die Renten- und Krankenkasse gehen. Das wollen sich die Bauern nicht gefallen lassen. Sie protestierten mit allen Mitteln, die sie zur Verfügung haben. 39 Tage lang haben sie die Autobahnen des Landes mit ihren Traktoren blockiert. Erst ein Treffen mit dem griechischen Premierminister Alexis Tsipras Ende vergangener Woche hat die Bauern dazu bewegt, die Straßen wieder frei zu machen.
"Wir haben der Regierung unsere Vorschläge gemacht und erwarten eine Verbesserung der geplanten Reform. Wir glauben fest daran, dass es eine bessere Lösung gibt als die, die die Regierung geben will. Und diesmal stehen auch die anderen Bevölkerungsgruppen hinter uns. Es gab keine großen Beschwerden wegen der Straßensperren."
Auch wenn Tsipras der Bauerndelegation einige Zugeständnisse gemacht hat, unter anderem eine längere Übergangszeit bis zur Erhöhung der Kassenbeiträge und Steuererleichterungen versprochen hat; Moschos bleibt misstrauisch. Sollte die Regierung ihre Versprechen wieder nicht halten, wollen die Bauern ihre Proteste wieder aufnehmen und erneut den Verkehr auf den Autobahnen behindern.
Rund zehn Kilometer vom Wochenmarkt entfernt ist der Athener Viktoria-Platz. Hunderte Flüchtlinge liegen auf Decken oder sitzen auf den Parkbänken, die meisten von ihnen kommen aus Afghanistan und Pakistan. Seitdem Mazedonien nur noch Syrer und Iraker durchlässt, herrscht unter den Neuankömmlingen große Aufruhr. Für die junge Afghanin Martina Sahil ist es der vierte Tag auf dem Viktoria-Platz. Auf einer Decke neben ihr liegt warm angezogen ihr sechs Monate altes Baby.
"Wir übernachten auf der Straße, mit meinem Baby. Es ist krank, es hat Fieber! Wir wollen schnell weiter, nach Deutschland. Da habe ich meinen Vater!"
Flüchtlingsunterkünfte sind maßlos überfüllt
Zu einer Flüchtlingsunterkunft will die 24-jährige Frau nicht. Sie befürchtet, dass sie dann von Athen nicht wegkommen kann, sollte Mazedonien den Grenzübergang für Afghanen wieder öffnen. Doch danach sieht es im Moment nicht aus. Den Rückstau, der sich so gebildet hat, kann die griechische Regierung kaum bewältigen. Die Flüchtlingsunterkünfte rund um die griechische Hauptstadt sind schon maßlos überfüllt; im ganzen Land sind Flüchtlinge teilweise zu Fuß unterwegs, in der Hoffnung, doch noch über die Grenze zu kommen.
Das hofft auch Mohamed Kolami aus dem Iran. Auch er hat die Nacht auf dem Viktoria-Platz verbracht. Wie es weitergehen soll, weiß der 26-Jährige nicht:
"Ich mache mir Sorgen. Ich möchte an die mazedonische Grenze und dort warten, bis die Grenze für uns wieder aufmacht; vielleicht muss ich eine Woche warten oder auch einen Monat, das ist mir egal. Wenn wir es alle versuchen, könnte es ja sein, dass man uns wieder durchlässt."
Die weitere Flucht illegal mithilfe von Schleppern zu organisieren, kommt für ihn allerdings nicht in Frage, sagt Mohammed. Er hat jetzt schon eine sehr gefährliche Zeit hinter sich: Vom Iran in die Türkei und mit dem Schlauchboot von der türkischen Küste nach Griechenland.