Die Enthüllungen kamen für Ronaldo zum schlechtesten Zeitpunkt. Ausgerechnet am Tag des Clásico, der Spitzenpartie zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona, machten die Steuervorwürfe die Runde. "Der Schatten des Finanzministers liegt über dem Camp Nou Stadion", twitterte ein Zuschauer.
Finanzbehörden bestätigen die Vorwürfe
Gestern äußerte sich ein Sprecher der Finanzbehörden zu den Vorwürfen. Staatssekretär José Enrique Fernández de Moya sagte im Radiosender Cope: "Die Informationen, die wir besitzen, entsprechen jenen, die in den Medien veröffentlicht worden sind. Die spanischen Finanzbehörden arbeiten sehr professionell und erledigen Inspektionen so, wie es sie für angemessen halten."
Nach dem Interview meldete sich Spaniens Justizminister Catalá zu Wort. Er warnte davor, voreilig Schlüsse zu ziehen. Es gelte die Unschuldsvermutung.
El Mundo will weiter berichten
Tatsächlich ist der aktuelle Stand der Steuer-Untersuchungen gegen Ronaldo unklar. Die portugiesischen Berater von Ronaldo veröffentlichten am Samstag ein Papier des Finanzministeriums von Ende November, nach dem der Spieler derzeit keine Steuerschulden hat. Laut der Zeitung El Mundo ist es aber trotzdem möglich, dass die Untersuchung noch anhält.
El Mundo arbeitet mit dem "Spiegel" bei den Recherchen zu den "Football Leaks" zusammen. Die Anwälte von Ronaldo gingen gestern juristisch gegen die Zeitung vor. Ein Richter in Madrid verbot El Mundo, weitere Artikel in der Angelegenheit zu veröffentlichen. Die Informationen der Zeitung seien vertraulicher Natur und stammten möglicherweise aus einem Hackerangriff. Daher sei die Veröffentlichung illegal.
Die Anwältin von El Mundo wies das sogleich zurück und kündigte an, dass die Zeitung weitere Berichte zu dem Thema herausgeben werde.
Ronaldo auf Messis Spuren
Es ist nicht das erste Mal, dass Spitzenfußballer in Spanien der Steuerhinterziehung beschuldigt werden. Carlos Cruzado, Sprecher der Gewerkschaft der Finanzfachleute im Spanischen Finanzministerium: "Wenn sich die Angaben bestätigen, die publik geworden sind, hätten wir es mit einem Fall zu tun, der ganz ähnlich gelagert ist wie der von Lionel Messi."
Lionel Messi vom FC Barcelona wurde im Sommer zu 21 Monaten Haft verurteilt. Nach Ansicht der Richter hatte er Steuern in Höhe von mehr als vier Millionen Euro hinterzogen. Demnach nutzte er Steueroasen, um Honorare am spanischen Fiskus vorbei zu schmuggeln. Messi wird die Haft nicht antreten müssen, beim Obersten Gericht hat er trotzdem Einspruch eingelegt. Die spanische Justiz ermittelt außerdem gegen einen weiteren prominenten Barcelona-Fußballer: Auch Neymar soll Steuerhinterziehung begangen haben.
Sozialisten wollen Fall im Parlament untersuchen
Auch wenn im Fall Ronaldo noch vieles unklar ist - die spanische Politik hat schon reagiert. Die Sozialisten möchten den Fall gern im Parlament untersuchen. Sie wollen nicht nur den Stand der Ermittlungen wissen, sondern auch, ob es möglicherweise schon Absprachen zwischen den Finanzbehörden und den Beschuldigten gegeben hat, um die Angelegenheit beizulegen.
Ob Ronaldos Anhänger die Negativ-Schlagzeilen über ihren Star beeindrucken, ist allerdings fraglich. Lionel Messi hat seit dem Urteil im Sommer jedenfalls nicht weniger Fans.