Archiv

Frankreich
Schilddrüsen-Medikament mit Nebenwirkungen

Nachdem die Rezeptur des Schilddrüsen-Medikaments Levothyrox in Frankreich verändert wurde, klagen jetzt viele Patienten über Nebenwirkungen. In einer Online-Petition verlangen mittlerweile über 156.000 Unterzeichner, die alte Version des Medikaments wieder zugänglich zu machen.

Von Suzanne Krause |
    Eine Frau nimmt Tabletten.
    Das deutsche Pharmaunternehmen Merck hatte auf Bitte der französischen Behörde für Medikamentensicherheit eine neue Rezeptur für das Schilddrüsen-Medikament Levothyrox entwickelt (imago / photothek)
    Von einem "Alarmschrei der Schilddrüsen-Erkrankten" berichtete die renommierte Tageszeitung Le Monde letzten Samstag und warnte: "Die geänderte Rezeptur ihres Medikaments könnte unerwünschte Auswirkungen haben". Ein Thema, das derzeit in ganz Frankreich für Polemik sorgt.
    Drei Millionen Personen im Land leiden an Hypothyreose, an einer Unterfunktion der Schilddrüse. Fast alle sind, mangels Alternativen, auf das Präparat Levothyrox vom deutschen Unternehmen Merck angewiesen. Doch neuerdings klagen Patienten in Frankreich über Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Müdigkeit. Gesundheitliche Probleme, die sie auf die veränderte Zusammensetzung von Levothyrox zurückführen.
    Die neue Rezeptur hatte der Hersteller für Frankreich auf Bitte der dortigen Behörde für Medikamentensicherheit entwickelt: um die Stabilität des Wirkstoffs Levothyroxin zu verbessern. Dafür wurde der Zusatzstoff Laktose durch Zitronensäure und Mannitol ersetzt. Merck versichert, die Bioäquivalenz zwischen der alten und der neuen Rezeptur sei in Studien nachgewiesen worden.
    Neue Rezeptur möglicherweise bald auch in anderen Ländern
    Doch laut einem renommierten deutschen Endokrinologen kann eine Rezepturänderung bei Schilddrüsenmedikamenten dazu führen, dass der Wirkstoff Levothyroxin körperlich besser oder schlechter aufgenommen wird als zuvor. Gegebenenfalls müsse der Arzt die Dosierung anpassen.
    Das Gesundheitsministerium in Paris räumt ein, in Einzelfällen könnten übergangsweise gesundheitliche Probleme auftreten. Und ließ vergangenen Mittwoch eine kostenlose Telefon-Hotline aufschalten, bislang meldeten sich mehrere zehntausend besorgter Patienten. Der deutsche Hersteller Merck erklärt, aktuell mit den französischen Behörden eng zusammenzuarbeiten. Laut dem Unternehmen ist es nicht auszuschließen, dass die neue Levothyrox-Rezeptur demnächst auch in anderen Ländern vertrieben wird.