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Frankreich
Wütende Bauern blockieren Grenze

Französische Landwirte haben an der Grenze zu Deutschland Barrieren aufgebaut, um aus der Bundesrepublik kommende Lastwagen mit Agrarprodukten zu stoppen. Sie protestieren damit gegen den ihrer Ansicht nach verzerrten Wettbewerb. Ähnliche Aktionen gab es auch an der Grenze zu Spanien.

Von Ursula Welter |
    Französische Bauern blockieren die Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg.
    Französische Bauern blockieren die Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg. (picture alliance / dpa / Uli Deck)
    Autos würden nicht blockiert, die Lastwagen sehr wohl, sagte der Sprecher der Föderation der Bauerngewerkschaften im Département Bas Rhin, Franck Sander. An die 300 Lastwagen mit Agrarprodukten sollen seit gestern Abend im deutsch-französischen Grenzgebiet gestoppt worden sein, mehr als tausend französische Bauern sollen sich an den Aktionen im Elsass beteiligen.
    Aber auch an der Grenze zu Spanien gehen die Proteste weiter und im Departement Mayenne, im Nordwesten, brachten wütende Bauern den Verkehr auf der Autobahn 81 zum Erliegen. Bereits in der vergangenen Woche hatten die französischen Landwirte in der Bretagne, der Normandie und im Südwesten Frankreichs Straßen und Autobahnen gesperrt, Brücken zu Ferieninseln und Tourismuszielen blockiert.
    Landwirte beklagen Marktverzerrung
    Am vergangenen Freitag setzten sie in Verhandlungen mit Agrarindustrie, Supermarktketten und Landwirtschaftsministerium eine Anhebung der Milch- und Schweinepreise durch. Staatspräsident Hollande hatte zuvor bereits Steuererleichterungen und Lohnzusagen für die Agrarbranche von insgesamt 600 Millionen Euro versprochen. Aber vielen Bauern gingen diese Zusagen nicht weit genug, erklärte Gewerkschaftsvertreter Sander im Sender France Info:
    "Die ganze französische Landwirtschaft leidet. Und wenn wir nun die Brücken im Grenzgebiet zu Deutschland blockieren, dann, um unserer Regierung zu sagen: Mit den Beschlüssen ist nichts geregelt, nicht die Marktverzerrungen, der unfaire Wettbewerb durch die Supermarktketten, nichts, nichts davon regelt die Probleme der Landwirtschaft."
    Die Föderation der Bauerngewerkschaften beklagt, dass die französischen Agrarexporte unter der Krise in Griechenland, das ein wichtiger Abnehmer war, unter den Sanktionen gegen Russland, unter dem Preisdruck der Discounter und Supermärkte und nicht zuletzt unter "verzerrtem Wettbewerb" innerhalb Europas leide. Nicht zuletzt in Deutschland könne mithilfe osteuropäischer Arbeiter günstiger produziert und angeboten werden, heißt es bei der Gewerkschaftsvereinigung FDSEA.
    Warnung an Bauern
    Der Konkurrenzdruck innerhalb Europas sei da, räumte Frankreichs Agrarminister Stéphane Le Foll heute früh ein. Aber vieles habe seine Regierung schon erreicht: sei es durch Verhandlungen mit den Supermarktketten, sei es durch Druck auf die europäischen Nachbarn. Noch vor einem Jahr etwa habe es in Deutschland keinen Mindestlohn gegeben.
    Mit einer Marketingaktion für den bevorzugten Konsum von französischen Waren, französischem Fleisch, Obst und Milch werde den Bauern zusätzlich geholfen, sagte der französische Landwirtschaftsminister, der auch Regierungssprecher ist.
    Am Wochenende hatte Le Foll von den spanischen Behörden eine offizielle Beschwerde erhalten, nachdem Lastwagen aus Spanien von französischen Bauern blockiert und teils entladen worden waren. Heute früh warnte der Minister seine Landsleute, Frankreich exportiere und verkaufe selbst Agrarprodukte in diese Länder, also nach Spanien und nach Deutschland.