"Junge, Junge, ja die brauchen sich gar nicht aufzuregen, die Zuschauer – die Frauen waschen doch ihre Trikots selber. Wenn die Männer in den Schlamm fallen würden, das wär schlimm, weil dann müssten die Frauen zuhause waschen." Für Fernsehmoderator Wim Thoelke, damals aus dem ZDF-Sportstudio, spielt Frauenfußball noch 1970 in einer anderen Liga – eine, die er nicht ernst nimmt.
Für den Deutschen Fußball-Bund ziemt es sich da immer noch nicht, Frauen auf den Platz zu schicken. Schließlich gilt immer noch der alte DFB-Beschluss vom 30. Juli 1955 zu Frauenfußball im Verein. "Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand."
Das Verbot des DFB beeindruckt die Frauen nicht - sie spielen trotzdem. Auch manche Vereine widersetzen sich dem DFB-Verbot: So gründen etwa die Bad Neuenahrer Fußballmänner eine Frauenmannschaft und organisieren Turniere.
Der Frauenfußball kommt beim Publikum gut an. Bei einem Spiel der deutschen Auswahl gegen die Niederlande 1957 schauen 17 000 Menschen zu. Auch das Fußball-Magazin Kicker äußert sich in der Zeit des Vereinsverbots durchaus positiv über kickende Frauen: "Unästhetisch, nein, so wirkte das ganz und gar nicht, was die Mädels im Alter von 17 und 22 Jahren vorführten."
Je beliebter Frauenfußball in Deutschland wird, desto unbeliebter macht sich der DFB mit seinem Vereinsverbot. Schließlich lässt die Popularität der Frauen den DFB zur Einsicht kommen – im Herbst 1970 kippt er das Vereinsverbot. Vier Jahre später ist es soweit: 1974 findet die erste offizielle deutsche Fußball-Meisterschaft für Frauen statt. Mit den Jahren werden Deutschlands Fußballerinnen auch international erfolgreich.Der DFB aber lernt noch sehr langsam: Das zeigt sich auch an einer lächerlichen Würdigung des sportlichen Erfolgs der Frauen.
Noch 1989, zum ersten EM-Titel, schenkt der Verband den Spielerinnen ein Kaffeeservice. Heute gibt es auch für die Frauen beim Titel Geld, aber immer noch deutlich weniger. Und natürlich gibt es noch blöde Kommentare zum Trikotwechsel. Aber wenigstens muss sich keine Kickerin mehr solche Sprüche anhören, wie anno 1970 im Sportstudio. "Frei von allen kleinlichen Sorgen im Haushalt, Mann und Kinder, spielt der Libero da hinten."