Die aktive Naturschule Prenzlau hat an diesem Wochenende 240 Gäste von freien Alternativschulen aus ganz Deutschland - Zwischen Waldpädagogik und archäologischen Ausgrabungen stellen sich die Mitgestalter freier Schulen heute auch die Frage nach dem richtigen Umgang mit Computer- und Handynutzung. Laura Vollmann ist aus dem Tecklenburger Land bei Osnabrück angereist und gerade beim gemeinsamen Basteln mit der Sechstklässlerin Tilda aus Prenzlau:
"Die Frage nach der zeitgemäßen Schule, da geht es schon um die Frage wie weit kann und will man Digitalisierung zulassen, also das ist an unserer Schule Thema - ich weiß gar nicht wie es hier ist, vielleicht kannst du das sagen Tilda?" - "Ja, wir haben oben Computer, aber Handy dürfen wir nicht und mp3 Player, nur wenn die anderen einverstanden sind."
Dass die Schüler ihr Umfeld und auch die Art, wie und mit welchen Materialien sie lernen möchten, mitbestimmen und mitgestalten können, ist ein Hauptmerkmal der freien Alternativschulen, erklärt die Prenzlauer Schulleiterin Anke Heiden:
"Die Freiarbeit ist wohl der kleinste gemeinsame Nenner, ansonsten ist es eine große Vielfalt."
40 Gründungsgruppen bundesweit
Und die Vielfalt könnte sich noch vergrößern, denn es gibt zur Zeit einen richtigen Gründungsboom freier Schulen, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands freier Alternativschulen Tillmann Kern - drei neue haben allein in Brandenburg zum Schuljahresbeginn eröffnet:
"Wir haben gerade in den letzten zwei Jahren einen Boom zu verzeichnen, alleine 40 Gründungsgruppen bundesweit. Wir sind auch noch am Rätseln warum - wir hatten das auch zur Zeit der ersten Pisastudie, dass mehr Menschen sich aufmachen und Schule anders machen wollen."
Anders heißt dann meist auch: ein schon alleine zahlenmäßig günstigeres Verhältnis von Lehrern und Schülern. In Prenzlau betreut in der Grundschule ein Pädagoge acht Kinder, danach sind es 15. Doch wie auch an staatlichen Schulen, wird es hier immer schwieriger, Lehrpersonal zu finden, der Markt ist leer gefegt, sagt Schulleiterin Heiden:
"Zu uns wird ja auch gesagt: Wollt ihr euch nicht vergrößern, aber dann brauch ich ja mehr Lehrkräfte und da hab ich ein Problem. Wo bekomme ich gute Lehrkräfte her, dass ich die Qualität halten kann. Mindestens."
Auf Augenhöhe zu den Schülern
An den meisten freien Schulen bekommen Lehrer weniger Gehalt, als im Staatsdienst. Trotzdem können sich diejenigen, die sich für eine freie Schule entschieden haben, oft nicht mehr vorstellen, an einer Regelschule zu arbeiten. So ist Sebastian Obermeier nach dem Studium aus Bayern nach Leipzig gezogen um dort an einer demokratischen Schule zu lehren, für rund 1.000 Euro weniger Gehalt - beim Einstellungsgespräch durfte auch ein Schülergremium mitentscheiden:
"Ich kann da authentischer sein, auf Augenhöhe zu den Schülern."
Viele Schulen haben sich seit ihrer Gründung vergrößert und weiterentwickelt. Dabei, das betont sowohl Geschäftsführer Tillmann Kern, als auch die Schulleiterin Anke Heiden, sehe man sich nicht als Konkurrenz zur staatlichen Schule, sondern als zusätzliches Angebot.
Dennoch: Viele der Schulen haben weit mehr Bewerber als Plätze. In Prenzlau sind die ersten Klassen bis 2019 schon jetzt ausgebucht. Aus den Städten ziehen Familien raus in die Provinz, um ihre Kinder auf alternative Schulen im Grünen zu schicken. In Brandenburg, aber auch im Odenwald, erzählt Maria Kummer von der freien inklusiven Schule "frisch":
"Gerade mittelständische Eltern wollen ihren Kindern beides ermöglichen, ein Leben auf dem Land und eine entsprechendes Bildungsangebot, das ist ein Trend."
Der Austausch über Trends, Probleme und Arbeitsweisen geht also weiter - beim Bundestreffen der freien Alternativschulen in Prenzlau:
"Und am Sonnabend tragen wir dann alles zusammen und wer weiß, vielleicht haben wir dann ein Papier wo drauf steht: Was ist zeitgemäße Schule"