Mexikos Autofabriken laufen auf Hochtouren. Alle großen Konzerne sind da. Toyota, General Motors, Volkswagen. Und auch die VW-Tochter Audi baut jetzt das erste Werk im Land - geplant sind knapp 4000 Arbeitsplätze. Die vielen Freihandelsabkommen Mexikos hätten zur Standortentscheidung beigetragen, sagt Audi-Vorstandmitglied Bernd Martens:
"Wir sehen Mexiko als einen perfekten Platz, um Fahrzeuge zu produzieren auch für die Welt. Mexiko ist das Land mit den meisten Handelsabkommen in der Welt. Und wir können Mexiko dadurch nutzen als Export-Hub. Zudem haben wir damit einen Schritt gemacht, dass wir uns stärker in Nordamerika aufstellen."
Vor zwanzig Jahren ging es los mit dem nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA. Kanada, die USA und eben Mexiko verständigten sich darauf, die jeweiligen Märkte für die anderen zu öffnen. Gerade in Mexiko waren die Ängste groß: Es wirkte wie ein Zusammenschluss von David und Goliath - viele befürchteten, von den nördlichen Nachbarn schlicht vom Markt gefegt zu werden. Aber nach zwanzig Jahren NAFTA ist deutlich: Mexiko hat der Freihandel mehr genützt als geschadet.
Mexiko der fünftgrößte Autoexporteur der Welt
Wichtigstes Plus: Die exportorientierte Industrie, die entstanden ist. Mexiko gilt inzwischen als der fünftgrößte Autoexporteur der Welt. Milliardeninvestitionen fließen ins Land. Mehr als eine halbe Million Mexikaner arbeiten in der Produktion und bei Zulieferern. Auch viele Elektronikkonzerne sind nun da, eine Luftfahrtindustrie wächst heran. Der Wirtschaftswissenschaftler Marcario Schettino sieht in der NAFTA eine echte Erfolgsgeschichte:
"Aus meiner Sicht hat auch die Landwirtschaft sehr profitiert. Bei vielen Früchten und Gemüsesorten sind wir zum wichtigen Exporteur für den US-Markt geworden. Das hat in bestimmten Bereichen der Landwirtschaft gute Gewinne gebracht."
Mexikos Kleinbauern sind Hauptverlierer des Freihandels
Allerdings: Davon profitieren vor allem die großen Produzenten im Norden. Mexikos Kleinbauern im eher ärmlichen Süden gelten dagegen als Hauptverlierer des Freihandels. Sie haben mit ihrer einfachen Produktionsweise schon vor NAFTA zu kämpfen gehabt. Aber mit den offenen Märkten ist der Druck noch größer – etwa durch den hoch subventionierten Mais aus den USA, der jetzt ins Land kommt.
Dennoch: Der Anteil der Armen in Mexiko ist in den letzten 20 Jahren gesunken. Und die Einkommensunterschiede haben nach den Statistiken ebenfalls leicht abgenommen. Die extreme soziale Ungleichheit bleibt aber unübersehbar - gerade auf dem Land.
Mexiko profitiert im Wettbewerb mit den USA zwar von seinen vergleichsweise niedrigen Löhnen. Aber der Exportsektor ist Motor für die Entwicklung. So ist die Bezahlung in etwa in der Autoindustrie meist höher als bei vergleichbaren Jobs in Mexiko.
Zwanzig Jahre NAFTA mit positiver Bilanz
Auch das Thema Verbraucherschutz und Rechtssicherheit spielt für NAFTA eine Rolle. Schiedsgerichte wurden gebildet - wegen des Misstrauens der nördlichen Nachbarn gegenüber der mexikanischen Justiz. Aber es geht auch umgekehrt. Beispiel LKW-Transport: Die USA weigerten sich lange, die Grenzen für mexikanische Laster wie bei NAFTA vereinbart zu öffnen - wegen der vermeintlich unzureichenden Sicherheitsstandards. Nach Anrufung des Schiedsgerichts und politischem Streit lassen die USA mexikanische Transportunternehmer nun zeitlich befristet fahren. Eine dauerhafte Regelung gibt es aber bis heute nicht.
Zwanzig Jahre NAFTA. Der Handel in Nordamerika hat sich seitdem verdreifacht. Klar ist: Es gibt auch Verlierer der offenen Märkte. Aber insgesamt macht Mexiko einen guten Schnitt. Die Handelsbilanz mit den USA ist seit Jahren klar positiv. Mexiko steht deutlich besser da, als viele Freihandelsgegner prophezeit hatten.