Noch fünf Bundesligisten sind eingetragene Vereine: Schalke 04, FSV Mainz 05, SC Freiburg, SC Paderborn und VfB Stuttgart. Der Mainzer Präsident Harald Strutz signalisierte schon, dass man offen für den Einstieg eines Investors sei. In Stuttgart wurde bereits eine Aktiengesellschaft gegründet, die Mitglieder sollen im kommenden Jahr über eine Ausgliederung entscheiden. Vor- und Nachteile einer Ausgliederung wurden in dieser Woche bei einer Podiumsdiskussion in Darmstadt diskutiert.
Vereine, die sich wirtschaftlich betätigen, könnten den vorteilhaften Status der Gemeinnützigkeit verlieren. Damit haben die Finanzbehörden zwar bisher nur gedroht, es aber noch nie vollzogen. Trotzdem, genau das, der mögliche Verlust der Gemeinnützigkeit des Vereins, ist häufiges Argument für die Ausgliederung der Fußball-Profimannschaften in Kapitalgesellschaften. Ein anderes Argument gegen den e.V.: Die Breitensportler sind haftbar für die Schulden der Profikicker. Im Klartext: Wenn der Profiverein wegen überhöhter Spielergehälter in Insolvenz geht, haften auch die Amateurabteilungen.
"e.V" stößt an seine Grenzen
Trotzdem kokettiert der FC Schalke 04 immer noch gerne mit dem Etikett "eingetragener Verein". Aber Finanzvorstand Peter Peters schränkt auch ein:
"Wir müssen leider das Wörtchen „noch" dazutun. Der FC Schalke 04 ist ja der letzte eingetragene Verein, der wettbewerbsfähig ist im Sinne von in der Bundesliga oben mit zu spielen im oberen Drittel, und auch regelmäßig international zu spielen. Das schafft ja offensichtlich außer Schalke 04 keiner der anderen eingetragenen Vereine. Deswegen fragen wir uns auch, bleiben wir wettbewerbsfähig als eingetragener Verein."
Peters spricht nahezu pathetisch davon, dass ein Verein bei einer Ausgliederung die Menschen, sprich Mitglieder, mitnehmen muss. Doch der Traum der Fans vom traditionellen e.V. ohne Kapitalgesellschaft scheitert wohl an der Realität, erklärt der Schalker Finanzvorstand weiter:
"Eingetragener Verein bleiben, kein Trainingslager in Katar zu machen, Gazprom wegzuschicken, Logenvermarktung aufzugeben und gleichzeitig beim nächsten Mal gegen Real Madrid gewinnen, das funktioniert nicht."
Hannover 96 hat die Ausgliederung längst vollzogen. Präsident Martin Kind sieht den Prozess als erfolgreich abgeschlossen an. Mit sechs anderen Investoren hat der Unternehmer eine Gesellschaft gegründet und dem Klub 1997 in der Dritten Liga unter die Arme gegriffen. Jetzt steht der Verein - auch wenn es ganz aktuell sportlich nicht nach Wunsch läuft - wirtschaftlich gut da. Der Erfolg beruht auf den Grundlagenverträgen zwischen Profi- und Breitensportabteilungen.
"Der e.V. ist von allen Risiken freigestellt. Wir haben ein Zwei-Säulen-Modell entwickelt. Das zeigt, dass der Verein sich im Breitensport erfolgreich entwickeln kann und das Wirtschaftsunternehmen Fußball sich wirtschaftlich erfolgreich entwickeln kann."
Verein nicht gleich Verein
Dabei ist es vor allem der Einfluss von Investoren, der die Ängste vieler Fußballfans schürt. Obwohl es auch etliche Beispiele für Ausgliederungen ohne externe Geldgeber gab. Außerdem ist die Rechtsform e.V. allein kein Schutz vor externem Einfluss. Für Schalkes Peter Peters ist RB Leipzig ein Negativbeispiel. Die Sachsen marschierten als eingetragener Verein in die Zweite Liga:
„Aber der eingetragene Verein hat das Recht zu entscheiden, ob er Mitglieder aufnehmen will und nach welchen Regularien er sie aufnehmen will und der e.V. hat auch immer das Recht zu entscheiden, wie viel Beitrag ein Mitglied zahlt, es entscheidet immer die Mitgliederversammlung. Bei Schalke entscheiden es die 130.000 und in Leipzig entscheiden es eben die zwölf, die dann noch möglicherweise angestellt sind.
Aber diese Entwicklung wird insgesamt kaum noch aufzuhalten sein. Die Öffnung für Investoren und eine Reform der sogenannten "50+1"-Regel, nach der die Vereine die Mehrheit an den Kapitalgesellschaften halten müssen, sei dringend erforderlich, sagt Wolfgang Holzhäuser. Der ehemalige Geschäftsführer von Bayer Leverkusen und frühere DFL-Funktionär hat maßgeblich an der Vorschrift mitgearbeitet. "50+1" habe für den deutschen Fußball viel Gutes bewirkt und viele Auswüchse verhindert. Jetzt müsse die Regelung aber der Zeit angepasst werden. Da seien auch Deutscher Fußball-Bund und Deutsche Fußball-Liga in der Pflicht.
"Dann schafft doch eine Regelung, die dafür sorgt, dass der Verband, um den Wettbewerb gerecht zu werden, jede Beteiligung im Rahmen des Lizenzierungsverfahren prüft, egal ob 50 Prozent, 80 Prozent oder 40 Prozent und auch die Frage der Mehrheitsbeteiligung. Jede Beteiligung muss nach meiner Überzeugung vor dem Hintergrund geprüft werden: Wird möglicherweise der Wettbewerb beeinflusst? Die Grenze 50+1 ist zufällig zustande gekommen, die muss man neu diskutieren, davon bin ich fest überzeugt."
Bei der Reform der 50+1-Regel könnte auch das europäische Financial Fairplay auf die Liga ausgedehnt werden. Die Regel soll den Wettbewerb sichern, in dem die Klubs vor Überschuldung geschützt werden sollen.