"Er war großzügig, ein feiner Mann, hoch gebildet, es war ein Genuss bei ihm zu sein. Wir wurden da in der Oberprima nicht angebrüllt, er hatte Verständnis für uns und war unter uns in den freiwilligen Turnstunden, als wenn er zu uns gehörte."
Ewald Bertram hatte Konrad Koch um 1900 noch als Lehrer erlebt. Als 90-Jähriger beschrieb er den Altphilologen, der nach dem Studium in Göttingen, Berlin und Leipzig in seiner Heimatstadt Braunschweig 1868 den Schuldienst angetreten hatte. Am Gymnasium Martino-Kathareneum vertrat der promovierte Pädagoge zunächst den erkrankten Vater, wurde mit 23 Jahren Oberlehrer und später zum Professor ernannt.
"Konrad Koch war ein hervorragender Pädagoge, der auf der Grundlage des klassischen Humanismus eines Wilhelm von Humboldt und am Beispiel ewiger Größe und Schönheit des griechischen Volkes seine Schüler zu erziehen sich bemühte",
erklärt der Historiker Kurt Hoffmeister in seiner kleinen Koch-Biografie. Im Zeitalter der Industrialisierung, in dem die Städte rasant anwuchsen und die freien Spielflächen für Kinder und Jugendliche immer weniger wurden, befürchtete der wache Schulmann eine Zunahme von "Stubenhockerthum" und "Kneipenaufenthalten", somit einen gesundheitlichen und sittlichen Verfall der Jugend.
Mit Ballspielen an der frischen Luft versuchte Koch dem entgegenzuwirken. Die führte er in den Sportunterricht ein, der Ende des 19. Jahrhunderts fast nur aus turnerischem Drill bestand. Beliebt waren die englischen Wettbewerbsspiele Cricket und vor allem Fußball, das damals nur im Winterhalbjahr gespielt wurde. Am 29. September 1874 ließ der Gymnasialprofessor seine Schüler erstmals gegen den Ball treten.
"Es wurden einfach ein guter Fußball aus England auf den Platz geworfen, einige der wichtigsten Regeln angegeben und bald spielten die deutschen Knaben das englische Spiel, wenn auch anfangs noch nicht mit allen Feinheiten, doch eifrig und geschickt und zu ihrem größten Vergnügen",
schrieb Konrad Koch später. Es war die Geburtsstunde des Fußballs in Deutschland. Anfangs war es eine raue Mischung aus Fußball und Rugby, der Ball durfte auch noch mit der Hand gespielt werden.
1875 verfasste Koch die ersten deutschen Fußballregeln: Eine Mannschaft bestand aus 15 Spielern und das fünf Meter lange und drei Meter hohe Tor hieß "Mal". Als Treffer galt anfangs ein Schuss über die Querlatte des "Mals".
Zum Regelwerk gehörten strikte Gesundheitsvorschriften, wie etwa:
"Auf dem Platz darf niemand sich hinlegen oder müßig stehen.
Kein Schüler darf ohne besondere Erlaubnis den Rock ablegen; diese Erlaubnis wird nur denen erteilt, die ein wollenes Hemd tragen."
Einen Schiedsrichter gab es nicht. Unstimmigkeiten regelten die Mannschaften untereinander. Dafür war in jedem Team der "Spielkaiser" zuständig. Koch folgte dem Vorbild der höheren Schulen in England und wollte die "Selbstregierung der Schüler" fördern.
Das Fußballspiel, für das sich Konrad Koch auch in zahlreichen Schriften vehement einsetzte, fand rasch Verbreitung. 1882 empfahl der preußische Kulturminister Gustav von Gossler das Spiel für alle Schulen. Im Erlass hieß es:
"Das Spiel lehrt und übt Gemeinsinn, weckt und stärkt die Freude am tatkräftigen Leben und die volle Hingabe an gemeinsam gestellte Aufgaben und Ziele."
Aber es gab auch zahlreiche Fußball-Gegner, allen voran die deutschnationalen Turner. Sie sprachen von einer "englischen Krankheit", von einem "dem Hundstritt abgeschauten, widernatürlichen Spiel, das den Menschen zum Affen erniedrigt".
Den wettbewerbsmäßigen Vereins- und Profifußball, wie er schon ab 1888 in England praktiziert wurde, lehnte auch Koch strikt ab.
Doch die rasante Entwicklung zum Massensport war auch in Deutschland nicht mehr aufzuhalten. Als Konrad Koch 65-jährig am 13. April 1911 starb, bestand der Deutsche Fußball-Bund schon ein ganzes Jahrzehnt. Es gab Deutsche Meisterschaften und eine Nationalelf. Und Kochs Schüler wie Ewald Bertram zog es zur 1895 gegründeten Braunschweiger Eintracht:
"Es waren von uns, vom alten Gymnasium, schon eine ganze Anzahl von Schülern Mitglied, heimlich, die haben in der Eintracht gespielt, da waren wir da, das reizte uns."
Ewald Bertram hatte Konrad Koch um 1900 noch als Lehrer erlebt. Als 90-Jähriger beschrieb er den Altphilologen, der nach dem Studium in Göttingen, Berlin und Leipzig in seiner Heimatstadt Braunschweig 1868 den Schuldienst angetreten hatte. Am Gymnasium Martino-Kathareneum vertrat der promovierte Pädagoge zunächst den erkrankten Vater, wurde mit 23 Jahren Oberlehrer und später zum Professor ernannt.
"Konrad Koch war ein hervorragender Pädagoge, der auf der Grundlage des klassischen Humanismus eines Wilhelm von Humboldt und am Beispiel ewiger Größe und Schönheit des griechischen Volkes seine Schüler zu erziehen sich bemühte",
erklärt der Historiker Kurt Hoffmeister in seiner kleinen Koch-Biografie. Im Zeitalter der Industrialisierung, in dem die Städte rasant anwuchsen und die freien Spielflächen für Kinder und Jugendliche immer weniger wurden, befürchtete der wache Schulmann eine Zunahme von "Stubenhockerthum" und "Kneipenaufenthalten", somit einen gesundheitlichen und sittlichen Verfall der Jugend.
Mit Ballspielen an der frischen Luft versuchte Koch dem entgegenzuwirken. Die führte er in den Sportunterricht ein, der Ende des 19. Jahrhunderts fast nur aus turnerischem Drill bestand. Beliebt waren die englischen Wettbewerbsspiele Cricket und vor allem Fußball, das damals nur im Winterhalbjahr gespielt wurde. Am 29. September 1874 ließ der Gymnasialprofessor seine Schüler erstmals gegen den Ball treten.
"Es wurden einfach ein guter Fußball aus England auf den Platz geworfen, einige der wichtigsten Regeln angegeben und bald spielten die deutschen Knaben das englische Spiel, wenn auch anfangs noch nicht mit allen Feinheiten, doch eifrig und geschickt und zu ihrem größten Vergnügen",
schrieb Konrad Koch später. Es war die Geburtsstunde des Fußballs in Deutschland. Anfangs war es eine raue Mischung aus Fußball und Rugby, der Ball durfte auch noch mit der Hand gespielt werden.
1875 verfasste Koch die ersten deutschen Fußballregeln: Eine Mannschaft bestand aus 15 Spielern und das fünf Meter lange und drei Meter hohe Tor hieß "Mal". Als Treffer galt anfangs ein Schuss über die Querlatte des "Mals".
Zum Regelwerk gehörten strikte Gesundheitsvorschriften, wie etwa:
"Auf dem Platz darf niemand sich hinlegen oder müßig stehen.
Kein Schüler darf ohne besondere Erlaubnis den Rock ablegen; diese Erlaubnis wird nur denen erteilt, die ein wollenes Hemd tragen."
Einen Schiedsrichter gab es nicht. Unstimmigkeiten regelten die Mannschaften untereinander. Dafür war in jedem Team der "Spielkaiser" zuständig. Koch folgte dem Vorbild der höheren Schulen in England und wollte die "Selbstregierung der Schüler" fördern.
Das Fußballspiel, für das sich Konrad Koch auch in zahlreichen Schriften vehement einsetzte, fand rasch Verbreitung. 1882 empfahl der preußische Kulturminister Gustav von Gossler das Spiel für alle Schulen. Im Erlass hieß es:
"Das Spiel lehrt und übt Gemeinsinn, weckt und stärkt die Freude am tatkräftigen Leben und die volle Hingabe an gemeinsam gestellte Aufgaben und Ziele."
Aber es gab auch zahlreiche Fußball-Gegner, allen voran die deutschnationalen Turner. Sie sprachen von einer "englischen Krankheit", von einem "dem Hundstritt abgeschauten, widernatürlichen Spiel, das den Menschen zum Affen erniedrigt".
Den wettbewerbsmäßigen Vereins- und Profifußball, wie er schon ab 1888 in England praktiziert wurde, lehnte auch Koch strikt ab.
Doch die rasante Entwicklung zum Massensport war auch in Deutschland nicht mehr aufzuhalten. Als Konrad Koch 65-jährig am 13. April 1911 starb, bestand der Deutsche Fußball-Bund schon ein ganzes Jahrzehnt. Es gab Deutsche Meisterschaften und eine Nationalelf. Und Kochs Schüler wie Ewald Bertram zog es zur 1895 gegründeten Braunschweiger Eintracht:
"Es waren von uns, vom alten Gymnasium, schon eine ganze Anzahl von Schülern Mitglied, heimlich, die haben in der Eintracht gespielt, da waren wir da, das reizte uns."