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G20-Gipfel
Klare Klima-Bekenntnisse gewünscht

In Hamburg treffen sich die Vertreter der G20-Länder. Dabei wird es auch um den Klimaschutz gehen. Aber die USA wollen aus dem Pariser Klimaabkommen aussteigen und gemeinsame Positionen zu finden, wird schwer. Doch Klimaschutz-Experten sind sich einig: Ohne internationale Zusammenarbeit geht es nicht.

Diskussionsleitung: Georg Ehring |
    Ein Ballon mit der Aufschrift "Planet Earth First" hängt vor dem Hamburger Rathaus.
    Eine gemeinsame Haltung im Klimaschutz zu finden, wird schwer. Hitzige Debatten und Streit sind vorprogrammiert beim G20-Gipfel. (AFP/John MACDOUGALL)
    Andrew Denison hält den geplanten Ausstieg der USA aus dem Paris-Abkommen für einen Fehler. Aber der US-Politikwissenschaftler glaubt nicht, dass diese Entscheidung eine Komplettabsage an den Klimaschutz darstellt. "Der Zug der alternativen Energien ist in den USA schon abgefahren" und damit sei viel Geld zu verdienen, das wüssten amerikanische Firmen. Denn nicht nur "Amerikaner wollen saubere Energie verbrauchen, auch in China und Indien gibt es jede Menge Menschen, die so leben möchten".
    Ottmar Edenhofer bedauert, dass der geplante Ausstieg vor allem eine Absage an den "Multilateralismus und internationale Vereinbarungen" darstellt. Das sei der eigentliche Schaden, meint der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Er hofft im Rahmen des Hamburger Gipfels auf ein Bekenntnis der verbliebenen 19 Staaten zu internationalen Kooperationen. Ein Punkt, den auch Holger Lösch vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) unterstreicht: Die deutschen Firmen seien auf eine "regelbasierte und konsensorientierte Weltwirtschaft" angewiesen.
    Kaum internationale Vorreiter
    Dennoch gibt es auch unter den anderen G20-Staaten wenig Klimaschutz-Vorreiter, sagt Jan Burck von der Nichtregierungsorganisation Germanwatch. Deutschland etwa hätte immer noch Überkapazitäten im Kohlebereich. Zwar hat die Bundesregierung einen soliden Klimaschutzplan 2050 beschlossen, aber bisher liege man in vielen Bereichen weit hinter den Erwartungen zurück: "Im Verkehrssektor haben wir bisher null Prozent der geplanten Reduktionsziele umgesetzt", so Burck.
    Holger Lösch ergänzt: Auch China, das gerne im Zusammenhang mit sinkenden Emissionen und einem reduzierten Kohleverbrauch genannt wird, muss differenziert betrachtet werden. "Der chinesische Kohleverbrauch wird aus politischen Gründen zurückgefahren, um die Gesundheit der Gesellschaft zu fördern." Aber unter anderem in Südostasien und Afrika plane China große Kohlekraftwerke. Deswegen sei eine gemeinsame Haltung der G20 zum Klimaschutz umso wichtiger.
    Unterstützung für Afrika
    Intensiv diskutiert wurde in der Runde auch über neue Investitionen im globalen Energiesektor. Für Klimaschutz-Experte Burck besteht die Herausforderung in den kommenden Jahren vor allem darin, in CO2-freie, erneuerbare Energien zu investieren. Hier könne der Hamburger Gipfel deutliche Signale senden. Dennoch steht die Frage nach der Finanzierung im Raum. Ottmar Edenhofer warb dafür, den CO2-Ausstoß stärker zu besteuern, um die Energieinvestitionen zu refinanzieren. Zudem müssten staatliche Subventionen für fossile Energien zurückgefahren werden, um den Klimaschutz stärker voranzutreiben.
    Im gleichen Zug müsse Afrika unterstützt werden, so BDI-Vertreter Lösch, auf seine umfangreichen fossilen Ressourcen zu verzichten. Der Kontinent leide bereits stark unter dem Klimawandel, sodass westliche Technologien und Kooperationen helfen könnten, neue Energiefelder zu erschließen. Ein Punkt, den Andrew Denison unterstreicht. Aber der Politikwissenschaftler weist darauf hin, dass emissionsfreie Technologien aus dem Westen bezahlbar sein sollten und es vor Ort ein Mindestmaß an Rechtsstaatlichkeit und -sicherheit gibt.
    Dennoch gibt es in der Runde auch Konsens. Klar scheint zu sein: Ohne internationale Kooperation und Zusammenarbeit geht es beim Klimaschutz nicht. Alle Gesprächsteilnehmer wünschen sich vom kommenden G20-Gipfel klare Bekenntnisse, etwa zum Klima oder zum Handel. Und zwar mit den USA.
    Es diskutierten:
    • Jan Burck, Referent für Klimaschutz & Energie von Germanwatch
    • Andrew Denison, Politikwissenschaftler bei Transatlantic Networks
    • Ottmar Edenhofer, stellv. Direktor und Chefökonom des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
    • Holger Lösch, stellv. Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie