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G20-Gipfel
Schöne Bilder sind Merkel nicht genug

Beim G20-Treffen in Hamburg sollen Entscheidungen zu wichtigen Themen wie Klima, Handel und Entwicklungspolitik getroffen werden. Doch zwischen den Interessen der Teilnehmer zu vermitteln, wird für Gastgeberin Angela Merkel eine Herausforderung. Eine Abschlusserklärung, in der keines der wichtigen Themen ausgeklammert ist, wäre für sie ein Erfolg.

Von Anja Günther |
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird im Gorki Theater in Berlin interviewt.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). (pa/dpa/Carstensen)
    20 unterschiedliche Länder und Institutionen mit unterschiedlichen politischen Strukturen. Staats- und Regierungschefs mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und unterschiedlichen Erwartungen. Und am Ende muss alles einstimmig beschlossen werden. Das ist das G20-Szenario, das sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in Hamburg bieten wird:
    "Da ist es fast einfacher, einen Sack Flöhe zu hüten. Einfacher, als dass man hier die Leute zusammen hält."
    Niemand anderes aus dem G20-Kreis hat allerdings mehr Erfahrung beim Flöhehüten als Angela Merkel. Seit 2008 treffen sich die Staats- und Regierungschefs der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer regelmäßig. Angela Merkel war immer dabei. Sie kennt die Abläufe, die Gesprächsatmosphäre, die strategischen Kniffe. Die Kanzlerin weiß genau, was auf sie zukommt, sagt ihr Sprecher Steffen Seibert:
    "Also, das ist jetzt alles nichts Neues. Und sie wird versuchen, jedem dieser Partner gegenüber ein guter Gastgeber zu sein. Und gleichzeitig wird sie natürlich unsere deutschen Interessen, auch unsere europäischen Interessen, bei wichtigen Gebieten, wo es Dissens gibt, vertreten."
    Beschlüsse sind unwahrscheinlich
    Seibert gehört, wie auch Lars-Hendrik Röller, zu Merkels wichtigsten Beratern und Vorbereitern des Gipfeltreffens. Röller ist Merkels Chefunterhändler, ihr sogenannter Sherpa, der mit den anderen Chefunterhändlern am Abschlusskommuniqué feilt. Dass am Ende Beschlüsse gefasst werden, die die internationalen Beziehungen gravierend verändern, erwartet Heribert Dieter, Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, jedoch nicht:
    "Deswegen ist der Dialog an sich schon ein Erfolg. Aber ansonsten sind die Bilder die Botschaft: Wir stehen zusammen, wir unterhalten uns über die Probleme der Welt, wir haben nicht unbedingt einen Konsens. Und man wird sich in der Abschlusserklärung auch auf relativ wenig Konkretes einigen können."
    Schöne Bilder wären für Merkel zu wenig
    Schöne Bilder wären für Merkel ein bisschen zu wenig. Ob der Gipfel erfolgreich ist oder nicht, hängt allerdings nicht allein von ihr ab. Die Kanzlerin aber hält die Fäden in der Hand – und hat sich monatelang intensiv auf den Gipfel und die Protagonisten vorbereitet, erzählt Niels Annen, Außenexperte der SPD:
    "Frau Merkel hat fast alle Gipfelteilnehmer zum Teil auch in ihren Ländern besucht. Und dann muss man als Gastgeber natürlich auch eine Rolle einnehmen, die wir auch nicht immer einnehmen, nämlich eine vermittelnde Rolle."
    Gelingt das der Kanzlerin gut, werden vermutlich wieder viele vom "leader of the free world" sprechen, der Anführerin der freien Welt. Merkel hört das nicht gern. Sie betont lieber das Wir - und ihren Anspruch:
    "Dass ich dann die Aufgabe habe, mich auch in die Gedankenwelt des anderen Menschen hineinzuversetzen, meines Partners hineinzuversetzen, und darin auch wieder die Dinge zu sehen, die gut sind, die vielleicht seine Motivation sind und so auch dann Kompromisse zu finden."
    Wenn es am Ende gelingt, dass die G20 eine Abschlusserklärung unterzeichnen, in der keines der wichtigen Themen ausgeklammert ist, wäre das für die deutsche Präsidentschaft – und Merkel allen voran – ein ziemlich gutes Ergebnis. Rechtlich bindend wären die Beschlüsse nicht, sondern eher als Appell an die Vernunft zu verstehen.