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Game-Kultur
Computerspiele werden politisch

Ob Fantasywelten, jede erdenkliche Sportart oder gar ein Landwirtschaftssimulator: In ihren Sujets sind Computer- und Videospiele äußerst vielfältig. Bloß ein Thema wurde von der Branche bislang weitgehend ignoriert: die Politik. Doch das ändert sich allmählich.

Von Christian Schiffer |
    Ein Computerspieler auf der "Gamescom" in Köln.
    In Computerspielen wird zunehmend Politik thematisiert. (picture alliance / dpa / Foto: Oliver Berg)
    "Hi, I am John former Winewood stuntman, actor an now highly qualified candidate for governeur. I hate immigrants, I can't stand unions, cripples, cops, old ladys. The thing is: At least you know I am a dick!"
    Jock Cranley ist die Karikatur eines reaktionären Tea-Party-Republikaners und als solcher kann er sie alle nicht leiden: Einwanderer, Gewerkschafter, Behinderte, Polizisten - und ältere Damen. Der ehemalige Stuntman will Gouverneur werden von San Andreas, dem fiktiven Bundesstaat im Actionspiel Grand Theft Auto V, das für den PC erscheint. GTA V weicht kaum einem politischen Thema aus, dabei galten Computerspiele - anders als Bücher, Filme oder auch die Popmusik - lange Zeit als recht unpolitischer Zeitvertreib. Doch die Inhalte der Spiele verändern sich und das hat mit den Spielern zu tun, sagt der Kulturwissenschaftler Christian Huberts. Er lehrt als freier Dozent an der Games Academy in Berlin.
    "In den letzten Jahren ist schon sehr deutlich geworden, dass da eine Entwicklung stattgefunden hat hin zu politischen Themen in Spielen, zu politischer Auseinandersetzung in Spielen. Das hängt beispielsweise damit zusammen, dass das Durchschnittsalter der Spieler mittlerweile, je nachdem, wen man fragt, zwischen 31 und 34 Jahren angesetzt wird. Und da hat man eine ganz andere Zielgruppe jetzt, die sich für andere Themen und eben auch für politische Themen interessiert."
    In das Leben prekär Beschäftigter eintauchen
    Es sind aber vor allem die kleinen unabhängigen Produktionen, die diese "anderen Themen" anpacken. Spiele wie "Papers, Please!", wo man in die Rolle eines Passkontrolleurs schlüpf und sich mit dem Thema Migration auseinandersetzen muss. Spiele wie "I'm Positive", das HIV thematisiert oder "Card Life", das einen Blick wirft auf das Leben prekär Beschäftigter.
    Oder Spiele wie "This war of mine", das den Krieg zeigt - und zwar aus der Sicht der Opfer. Das hat "This War of Mine" beim diesjährigen Deutschen Computerspielpreis sogar eine Nominierung als bestes internationales Spiel eingebracht. Werden Games also bald schon die Gesellschaft wach rütteln, so wie die TV-Serie "Holocaust", der Film "Philadelphia" oder das Buch "Die verlorene Ehre der Katarina Blum"? Christian Huberts:
    "Langfristig kann man auf jeden Fall davon ausgehen, dass Computerspiele irgendwann die gesellschaftliche Relevanz besitzen, um politische Diskurse in Gang zu setzen, mitzukommentieren und ganz zentral mitzugestalten. Noch ist das aber tatsächlich noch nicht der Fall."
    Es wird also noch etwas dauern, bis Computerspiele die große gesellschaftspolitische Debatte vom Zaun brechen. Das politische Bewusstsein schärfen sie aber schon jetzt.