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Brandschutzkonzept in Lübeck
Besonderer Schutz für die Kirchen der Altstadt

Nach dem verheerenden Feuer in der Kathedrale Notre-Dame in Paris ist überdeutlich geworden, wie verletzlich alte Gemäuer sind. In der Hansestadt Lübeck hat man vor einigen Jahren ein Extra-Brandschutzkonzept für die Kirchen der Altstadt erdacht.

Von Thorsten Philipps |
Die Sonne geht hinter der Stadt auf
Die Kirchtürme der Hansestadt Lübeck läuteten zum Gedenken an die Zerstörung von Notre-Dame, zwei der Kirchen brannten im Zweiten Weltkrieg (Rainer Jensen/dpa)
Der Pastor von St. Jakobi Lutz Jedeck prüft noch mal die Spezialplanen, die in der roten Metallkiste der Feuerwehr für den Fall eines Falles bereitliegen. "Das ist eben ein nicht brennbarer Stoff, wasserdicht, der über die Kunstwerke und Teile der Orgel geworfen wird, so dass wenn es zum Brand käme und der Dachstuhl gelöscht werden müsste, die Kunstwerke wenigstens geschützt sind."
Rund 20.000 Euro hat die Kirche für die maßgeschneiderten Tücher bezahlt. In jeder der großen fünf Kirchen in der Lübecker Altstadt gibt es solche Abdeckplanen. Um 11 Uhr heute Mittag läuteten die Glocken der sieben Türme in Lübeck – zum Gedenken an die Zerstörung von Notre-Dame.
Als Lutz Jedeck die Bilder gestern im Fernsehen sieht, ist er geschockt: "Also erstmal war ich furchtbar erschreckt, als ich die Flammen sah, der Turm zusammenbrach. Es ist ein Gefühl des Entsetzens, dass so etwas passieren kann und natürlich denke ich an unseren Dachstuhl und das viele Holz was da verbaut wurde und hoffe, dass so etwas nicht hier passiert."
Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg
Die Betroffenheit in Lübeck ist groß, denn hier brannten schon mal die Dachstühle der St. Marienkirche und des Domes, nach dem Bombardement der Engländer 1942 im Zweiten Weltkrieg, erzählt Jürgen Rösing stellvertretender Leiter der Kirchenbauabteilung des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg:
"Dort sind von einigen Kirchen die hölzernen Turmhelme abgebrannt, und sind dann auf das Kirchenschiff gestürzt und haben so dann die Kirche in Brand gesetzt. Man hat nach dem Krieg sehr viel Wert auf diesen Brandschutz gelegt, weil man so eine Tragödie nicht wiedererleben wollte. Wenn die großen Turmhelme hier einstürzen, ist das ein eine große Gefahr."
Auch deshalb haben sich Kirchenbauabteilung und Feuerwehr fünf Jahre lang Gedanken über ein besonders Brandschutz-Konzept für alle Kirchen gemacht. Zuletzt für die Lübecker Petri Kirche. "Das heißt die Blitzschutzanlage ist auf den allerneusten Stand gebracht worden und als zusätzliche Maßnahme ist eine Brandmeldeanlage reingekommen worden."
Beton und Steigleitungen
Bei einem Brand in einer Altstadtkirche alarmiert die Feuerwehr möglichst viele Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren, um Kunstwerke zu retten. Es liegen Generalschlüssel für alle fünf Kirchen bei der Feuerwehr und Pläne, wo welche Hydranten zugänglich sind – außerdem sind die Kirchen mit Steigleitungen ausgerüstet, erklärt der Sprecher der Lübecker Feuerwehr, Lars Walther:
"Die Steigleitungen sind fest verbaute Rohre, die senkrecht in den Türmen eingebaut sind. Diese sind dafür da, um Löschwasser so schnell wie möglich von der erdgleiche in höhere Ebenen zu bringen."
Es gibt kaum elektrische Anlagen in den alten Gebäuden. Und Jürgen Rösing, der stellvertretende Leiter, sagt, dass beim Thema Brandschutz besonders die mehr als 100 Meter hohen Kirchtürme im Fokus stehen: Ein Feuer könnte sie einstürzen lassen. "Und um der Gefahr zu begegnen und um die zu minimieren, hat man die neuen Turmhelme sowohl in Sankt Marien als auch im Dom in einer Stahlbeton Steinbauweise errichtet, also die sind nicht mehr aus Holz."
Solidarität mit der Stadt Paris
Auch der Dachstuhl der Marienkirche besteht inzwischen aus Beton. Außerdem sollen neue Blitzableiter und Brandmelder für mehr Sicherheit sorgen. Insgesamt seien die Lübecker Altstadtkirchen gut aufgestellt, es gebe keinen Nachholbedarf, betont Rösing. Dennoch ist auch er aufgewühlt – am kommenden Ostersonntag sammeln die Kirchen in Lübeck für die französische Kathedrale in Paris – für Notre-Dame.