Wer "Goni-uro-saurus Lui-i" in eine Suchmaschine tippt, dem wird das Problem sofort klar: Seitenweise werden die hübschen Geckos für 50, 100 oder 150 Dollar angeboten.
"Der Chinesische Leoparden-Gecko ist wohl das traurigste Beispiel, das ich kenne: Er lebt in spektakulären Kalksteinhöhlen in China und hat recht spezifische Anforderungen an seine Umwelt. Deshalb hat die erste wissenschaftliche Beschreibung die Wilderer direkt zu diesen schönen Tieren geführt. Wenige Wochen, nachdem sie formal Eingang in die wissenschaftliche Literatur gefunden hatten, waren die Chinesischen Leoparden-Geckos in vielen Höhlen, in denen sie gelebt haben, verschwunden", beschreibt David Lindenmayer von der Australian National University in Canberra. Es sind Erfahrungen wie diese, die Wissenschaftler wie ihn dazu veranlassen, das Problem anzusprechen.
Benjamin Scheele, ebenfalls von der Australian National University: "Ich habe gerade einen Tweet von Taxonomen gesehen. Drei Wochen, nachdem sie eine Art wissenschaftlich beschrieben hatten, wurden die Tiere im Internet zum Kauf angeboten. Meiner Meinung nach haben wir es mit einem globalen Problem zu tun, das beim Reptilienhandel in Südostasien besonders gravierend ist. Das Ausmaß verlässlich zu quantifizieren, ist allerdings schwierig, weil vieles nur zufällig entdeckt wird."
"Sobald Informationen veröffentlicht werden, kommen die Leute"
Seit rund zehn Jahren beobachten die Wissenschaftler das Phänomen. Es scheine sich jedoch rasant zu verschlimmern, weil die wissenschaftlichen Zeitschriften und die Geldgeber für die Forschung forderten, alle Daten öffentlich zugänglich zu machen - bis hin zu den Koordinaten des Verbreitungsraums.
David Lindenmayer: "Wir sehen es auch zunehmend bei Papageienarten: Sobald Informationen veröffentlicht werden, kommen die Leute. Sie stören die Tiere, beschädigen ihren Lebensraum, weil sie sie fotografieren wollen - oder sie fangen und verkaufen sie."
Die beiden Forscher rufen deshalb dazu auf, die Veröffentlichungspraxis zu ändern, um Tiere und Pflanzen besser zu schützen - vor Fotografen ebenso wie vor Wilderern. "Zuallererst sollten Informationen zu gefährdeten oder bedrohten Arten ausgeblendet werden: Wir müssen den Zugang zu diesen Daten sorgfältig regeln. Nur, wer die Informationen für seine Forschung braucht oder den Artenschutz, der sollte sie auf Anfrage bekommen können."
Genau darüber nachdenken, was publiziert wird
Informationen über die geografische Verbreitung einer Art und die über ihren speziellen Lebensraum dürften nicht mehr frei zugänglich gemacht werden. Das bedeutet auch für wissenschaftliche Datenbanken eine Umstellung - ebenso für die Redakteure von Fachzeitschriften, so Lindenmayer:
"Das dürfte manchmal schwierig sein. Die Biologen müssen sehr genau darüber nachdenken, was sie publizieren - und ebenso müssen die Redakteure genau darüber nachdenken, was sie verlangen. Bei vielen Arten gibt es kaum ein Risiko, dass Wilderer oder Fotografen ihnen nachstellen. Aber bei den Tieren, die charismatisch sind oder im Handel sehr viel wert sein können, sollte über das Ausmaß der freien Veröffentlichung diskutiert werden."
Das gilt auch für eine in Australien sehr seltene Eidechse, die auf den ersten Blick den europäischen Blindschleichen recht ähnlich sieht, für den pink-tailed worm-lizard - eine beinlose Geckoart. Kaum hatten David Lindenmayer und seine Kollegen einen Aufsatz über die hübsche Eidechse veröffentlicht, riefen Farmer an, auf deren Land die Tiere leben: Fremde drangen unbefugt ein, um zwischen Felsen nach den beinlosen Geckos zu suchen.