Na, alle erkannt? Das waren Ausschnitte aus vier von über 200 Songs, die Sir George Martin zwischen 1962 und 1970 für die Beatles produziert hat. Magical Mystery Tour, Eleonor Rigby, Strawberry Fields Forever, Sergeant Pepper und all die anderen wären kaum denkbar ohne die Handschrift des fünften, des Arrangier-Beatle, der die Popsongs der jungen Musiker mit einer höchst eigenwilligen und damals absolut neuartigen Orchesternote adelte. Doch Martin, der im August 2016 im Alter von 90 Jahren starb, komponierte und arrangierte nicht nur zu dem, was Lennon und McCartney sich ausgedacht hatten. Er schrieb auch eigene Werke. Vor allem für Filme.
Unbedingter Wille zur Harmonie
"Bond meets Solitaire" heißt dieses Stück, und es stammt – natürlich – aus dem Soundtrack zum 1973 entstandenen James Bond-Film "Live and let die". Die CD kompiliert erstmals Martins Filmscores, dazu weitere klassische Werke. Gemein ist Martins Kompositionen eine gewisse Lieblichkeit und der unbedingte Wille zur Harmonie.
"Er hat auf jeden Fall einen besonderen Stil, und der ist sehr korrekt, ich sage dazu gern elegant, handwerklich sehr gut und absolut britisch. Aber vor allem ist er der Meister der populären Melodie."
Sagt der Produzent und Komponist Craig Leon, unter dessen Dirigat das Berlin Music Ensemble die George Martin-CD einspielte. Der in Großbritannien lebende US-Amerikaner nahm die 29 Stücke der Platte in Berlin auf.
"Wir wollten uns nicht zu sehr an die Beatles-Legende dranhängen, wir wollten, dass ein Orchester vom Festland die Musik spielt und neu interpretiert. Also entschieden wir uns, in Berlin aufzunehmen. Ich liebe den Meistersaal."
Schnittstelle zwischen Pop und Klassik
Das ungewöhnlichste Hörerlebnis des Albums stellt sich bei zehn Chorälen ein, die George Martin 1986 für das oscarprämierte Drama "The Mission" mit Robert de Niro in der Hauptrolle schrieb. Seine Entwürfe für den Film schafften es zwar nicht in die Endfassung, stattdessen übernahm Ennio Morricone den Job, und wurde dafür mehrfach ausgezeichnet. Doch vielleicht gab Martin ein wenig die Richtung vor. Das vermutet der Berliner Filmmusiker und Komponist Lorenz Dangel.
"Die Choräle sind sehr klassisch auf eine Weise, also in diesem eher amerikanisch-neoromantischen Kirchenmusikstil, bedienen sich eben der Messetexte, es gibt ein Gloria, ein Kyrie und so weiter. Das fand ich ganz spannend zu sehen, wie dann Morricone eigentlich dieses Konzept aufgreift, aber eben noch ein bisschen übertreibt, noch ein bisschen weiter treibt."
Nicht mehr weiter zu treiben braucht man Martins Score zum rauschhaften Beatles-Animationsspektakel "Yellow Submarine" – der hatte es bekanntlich bis in den Film geschafft. Und ist in einer neuen Aufnahme auch auf der neuen CD zu hören, die den Meister der Melodie, des gefälligen, aber nie seichten Sounds und seine selbsterfundene Schnittstelle zwischen Pop und Klassik mit Fug und Recht feiert.