Der Ursprung des Behindertensports sei Krieg, sagte Schlund, der an der Uni Kiel seine Doktorarbeit zu dem Thema verfasst hat. "Vor allem nach dem zweiten Weltkrieg war der Versehrtensport eine therapeutische Wiederiengliederung", sagte er im Deutschlandfunk. "Kriegsversehrte Männer sollten körperlich wieder fit gemacht werden für Erwerbsarbeit - eine klare Nutzenorientierung war der Hintergrund." Frauen, Kinder geistig Behinderte waren ausgeklammert.
Auch sei der Wettkampfsport skeptisch gesehen worden, sagte Schlund. "Die Zweckdienlichkeit stand im Vordergrund. Der ohnehin bereits geschädigte Körper würde noch stärker belastet, hieß es damals." Erst in den 70ern sei die medizinische Interpretation von einer sozialen allmählich zur Seite gedrängt worden. Die Erkenntnis sei gewachsen, dass "die Behinderung nicht im Körper angelegt ist, sondern in der Umwelt - durch Barrieren, Vorurteile und Stereotype."
Bis heute spiele das Mitleidsmotiv immer noch eine große Rolle. Dabei sei Respekt statt Mitleid wichtig. Die Aufmerksamkeit, die durch die Paralympics oder die Para-WM zurzeit erzeugt wird, könne dabei nur ein Faktor sein. "Politik und Gesellschaft müssen stärker kooperieren, der Sport kann es nicht alleine regeln."
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