Zumindest eins muss man den Machern dieser Zeitschrift lassen: Auch wenn sie sich dem Kampf für ihren Glauben und damit einer höheren Sache verschrieben haben, verlieren sie die banalen Sorgen im täglichen Leben nicht aus den Augen. Auf seinen 31 Seiten erörtert das El-Kaida-Magazin "Al-Shamika" allerlei Dinge – so auch die Frage, wie die Frau ihre Schönheit erhält. In einer Rubrik mit dem Titel "Mein Haus ist mein Königreich" finden sich zum Beispiel Tipps zur richtigen Pflege der Haut. Teure Kosmetik ist dafür nicht nötig:
Halte Dich möglichst von der Sonne entfernt. Gehe nur dann nach draußen, wenn es nötig ist. Trage das von der Scharia vorgeschriebene Kopftuch mit einem Gesichtsschleier, denn er schützt dich vor der direkten Sonnenstrahlung und hält ihre Wirkung in Grenzen. Wenn du von draußen zurück kommst, wasche dein Gesicht mit lauwarmem Wasser und mit Seife. Du kannst dein Gesicht mit einer Maske aus natürlichen Mitteln wie Joghurt oder natürlichem Honig bedecken. Bei der Behandlung von Hautproblemen gibt es nichts Besseres als natürlichen Honig.
Auch wenn das Heft schon als "El Kaidas Brigitte" oder "Dschihadisten-Cosmopolitan" bezeichnet wurde – viel mehr als Schönheitstipps hat "Al-Shamika" mit herkömmlichen Frauenmagazinen nicht gemein. Das Heft ist nichts anderes als ein Propagandablatt, das die Frauen auf den gewaltsamen Kampf gegen "Ungläubige" einschwören soll.
Statt eines gut aussehenden Topmodels sind auf der Titelseite eine verschleierte Frau und ein Gewehr zu sehen. Statt eines Interviews mit einem Filmstar druckt das Magazin ein Gespräch mit der Ehefrau eines Glaubenskriegers, der als Selbstmordattentäter in Afghanistan starb.
Schon das Editorial lässt keinen Zweifel daran, worum es geht: Gepflegt werden soll weniger die Schönheit der Frau, als vor allem die Opferrolle der Muslime. Die Sprache klingt für westliche Ohren verquast:
Die Umma, die Gemeinschaft der Muslime, durchlebt eine schwere Phase. Ihre Feinde aus dem Osten und aus dem Westen stürzen sich auf sie. Frauen machen nicht nur eine Hälfte der Gesellschaft aus, sondern eigentlich die gesamte Gesellschaft, weil sie die andere Hälfte auf die Welt bringen. Deswegen setzen die Feinde alles daran, sie von ihrer wahren Religion und Rolle abzubringen. Weil die Feinde sehr genau wissen, was passieren würde, wenn die Frauen das Feld beträten! Auf den Schultern der Frauen liegt die große Aufgabe, die Umma aus dem Morast der Ignoranz und Schwäche zu retten.
Die hier propagierte Rolle der Frau entspricht dem einfachen Schwarz-Weiß-Weltbild muslimischer Extremisten. Sie ist treue Ehegattin der männlichen Dschihadisten, sie bringt Kinder zur Welt und erzieht diese zu künftigen Glaubenskriegern. Sich selbst stellt sie ganz in den Dienst Gottes und der Gemeinschaft der Muslime.
So handeln die Artikel von Gottes Gesetz, der Scharia; sie berichten aus dem Tagebuch einer Glaubenskämpferin; und sie erläutern die Frage, ob der Dschihad die Hochzeit mit einem Glaubenskrieger verlangt. Geschrieben sind die meisten Artikel von Männern. Ob die Frauen, die zu Wort kommen, reale Personen sind, ist zu bezweifeln. Das Interview etwa mit der Witwe des Selbstmordattentäters – sie heißt Umm Muhaned – liest sich mit seinen idealtypischen Antworten wie ein erfundenes Gespräch. So berichtet die Frau über ihre angeblichen Gefühle, als ihr Mann in den Dschihad aufbricht:
Es waren erstaunliche Gefühle, ein überwältigendes Glück und tiefe Trauer zugleich. Es war ein heftiger Kampf zwischen einem Lächeln der Freude und Tränen des Kummers. Das Lächeln setzte sich durch und verbarg die Tränen mit Gewalt. Für ihn war es eine Freude, dass Gott seinen Weg ermöglichte, mit Sorge darüber, dass wir allein zurückbleiben und von den Gutherzigen getrennt werden. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, meine Gefühle der Trauer und den Trennungsschmerz zu verbergen und ihm nur das Glück zu zeigen.
Auch wenn Frauen generell im Schatten der männlichen Glaubenskrieger stehen, ziehen sie mittlerweile selbst in den Dschihad. Aus Tschetschenien, Afghanistan und dem Irak sind Anschläge bekannt, bei denen sich Attentäterinnen in die Luft sprengten. Schon seit längerem versucht die Organisation El Kaida, Frauen mit ihrer Propaganda direkt anzusprechen – im Kampf gegen "die Ungläubigen" sollen alle Kräfte mobilisiert werden.
Die Ehegattin von Ayman al-Zawahiri, dem Nachfolger Osama Bin Ladens als Kopf von El Kaida, schrieb Anfang 2010 einen Brief an ihre "muslimischen Schwestern". Auch dschihadistische Frauenmagazine erschienen in den vergangenen Jahren schon zwei Mal, verschwanden jedoch nach nur wenigen Ausgaben wieder. Ob "Al-Shamika" viele Leserinnen findet, ist fraglich. Zwar haben einige dschihadistische Foren im Internet mittlerweile eine spezielle Sektion für Frauen – doch die Zahl der Teilnehmerinnen ist vergleichsweise klein.
Die Macher von "Al-Shamika" planen dennoch schon die nächste Ausgabe. Zumindest haben sie im ersten Heft deren Themen angekündigt. Es soll unter anderem darum gehen, wie sich Dschihadisten erholen. Wann das nächste Heft erscheint, wird allerdings nicht verraten.
Halte Dich möglichst von der Sonne entfernt. Gehe nur dann nach draußen, wenn es nötig ist. Trage das von der Scharia vorgeschriebene Kopftuch mit einem Gesichtsschleier, denn er schützt dich vor der direkten Sonnenstrahlung und hält ihre Wirkung in Grenzen. Wenn du von draußen zurück kommst, wasche dein Gesicht mit lauwarmem Wasser und mit Seife. Du kannst dein Gesicht mit einer Maske aus natürlichen Mitteln wie Joghurt oder natürlichem Honig bedecken. Bei der Behandlung von Hautproblemen gibt es nichts Besseres als natürlichen Honig.
Auch wenn das Heft schon als "El Kaidas Brigitte" oder "Dschihadisten-Cosmopolitan" bezeichnet wurde – viel mehr als Schönheitstipps hat "Al-Shamika" mit herkömmlichen Frauenmagazinen nicht gemein. Das Heft ist nichts anderes als ein Propagandablatt, das die Frauen auf den gewaltsamen Kampf gegen "Ungläubige" einschwören soll.
Statt eines gut aussehenden Topmodels sind auf der Titelseite eine verschleierte Frau und ein Gewehr zu sehen. Statt eines Interviews mit einem Filmstar druckt das Magazin ein Gespräch mit der Ehefrau eines Glaubenskriegers, der als Selbstmordattentäter in Afghanistan starb.
Schon das Editorial lässt keinen Zweifel daran, worum es geht: Gepflegt werden soll weniger die Schönheit der Frau, als vor allem die Opferrolle der Muslime. Die Sprache klingt für westliche Ohren verquast:
Die Umma, die Gemeinschaft der Muslime, durchlebt eine schwere Phase. Ihre Feinde aus dem Osten und aus dem Westen stürzen sich auf sie. Frauen machen nicht nur eine Hälfte der Gesellschaft aus, sondern eigentlich die gesamte Gesellschaft, weil sie die andere Hälfte auf die Welt bringen. Deswegen setzen die Feinde alles daran, sie von ihrer wahren Religion und Rolle abzubringen. Weil die Feinde sehr genau wissen, was passieren würde, wenn die Frauen das Feld beträten! Auf den Schultern der Frauen liegt die große Aufgabe, die Umma aus dem Morast der Ignoranz und Schwäche zu retten.
Die hier propagierte Rolle der Frau entspricht dem einfachen Schwarz-Weiß-Weltbild muslimischer Extremisten. Sie ist treue Ehegattin der männlichen Dschihadisten, sie bringt Kinder zur Welt und erzieht diese zu künftigen Glaubenskriegern. Sich selbst stellt sie ganz in den Dienst Gottes und der Gemeinschaft der Muslime.
So handeln die Artikel von Gottes Gesetz, der Scharia; sie berichten aus dem Tagebuch einer Glaubenskämpferin; und sie erläutern die Frage, ob der Dschihad die Hochzeit mit einem Glaubenskrieger verlangt. Geschrieben sind die meisten Artikel von Männern. Ob die Frauen, die zu Wort kommen, reale Personen sind, ist zu bezweifeln. Das Interview etwa mit der Witwe des Selbstmordattentäters – sie heißt Umm Muhaned – liest sich mit seinen idealtypischen Antworten wie ein erfundenes Gespräch. So berichtet die Frau über ihre angeblichen Gefühle, als ihr Mann in den Dschihad aufbricht:
Es waren erstaunliche Gefühle, ein überwältigendes Glück und tiefe Trauer zugleich. Es war ein heftiger Kampf zwischen einem Lächeln der Freude und Tränen des Kummers. Das Lächeln setzte sich durch und verbarg die Tränen mit Gewalt. Für ihn war es eine Freude, dass Gott seinen Weg ermöglichte, mit Sorge darüber, dass wir allein zurückbleiben und von den Gutherzigen getrennt werden. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, meine Gefühle der Trauer und den Trennungsschmerz zu verbergen und ihm nur das Glück zu zeigen.
Auch wenn Frauen generell im Schatten der männlichen Glaubenskrieger stehen, ziehen sie mittlerweile selbst in den Dschihad. Aus Tschetschenien, Afghanistan und dem Irak sind Anschläge bekannt, bei denen sich Attentäterinnen in die Luft sprengten. Schon seit längerem versucht die Organisation El Kaida, Frauen mit ihrer Propaganda direkt anzusprechen – im Kampf gegen "die Ungläubigen" sollen alle Kräfte mobilisiert werden.
Die Ehegattin von Ayman al-Zawahiri, dem Nachfolger Osama Bin Ladens als Kopf von El Kaida, schrieb Anfang 2010 einen Brief an ihre "muslimischen Schwestern". Auch dschihadistische Frauenmagazine erschienen in den vergangenen Jahren schon zwei Mal, verschwanden jedoch nach nur wenigen Ausgaben wieder. Ob "Al-Shamika" viele Leserinnen findet, ist fraglich. Zwar haben einige dschihadistische Foren im Internet mittlerweile eine spezielle Sektion für Frauen – doch die Zahl der Teilnehmerinnen ist vergleichsweise klein.
Die Macher von "Al-Shamika" planen dennoch schon die nächste Ausgabe. Zumindest haben sie im ersten Heft deren Themen angekündigt. Es soll unter anderem darum gehen, wie sich Dschihadisten erholen. Wann das nächste Heft erscheint, wird allerdings nicht verraten.