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Gewalt an Schulen
Amerikaner zu Besuch in Winnenden

Newtown und Winnenden verbindet ein schlimmes Schicksal: Beide Orte erlebten einen Amoklauf an einer ihrer Schulen. Eine amerikanische Initiative hat auf ihrer Europarundreise auch die "Stiftung gegen Gewalt an Schulen" besucht, die sich seitdem um Prävention bemüht.

Von Michael Brandt |
    Morgen wird er sich zum ersten Mal jähren, der Amoklauf in der Sandy Hook Elementary Scholl in Newtown, Connecticut.
    "Good morning, we have breaking News."
    Ein 20-Jähriger hatte erst seine Mutter im Bett erschossen, fuhr dann mit einem halb automatischen Gewehr und zwei Pistolen bewaffnet in die Schule und erschoss 20 Kinder, sechs Angestellte und anschließend sich selbst. Eine Tragödie, die wenig später selbst Präsident Obama sprachlos machte.
    "Our hearts are broken today for the parents and grandparents, sisters and brothers of these little children."
    Seitdem hat sich in den USA immerhin etwas geändert. Der Zugang zu halb automatischen Waffen wurde immerhin in einigen Bundesstaaten eingeschränkt. Mehr aber nicht. Die überkonfessionelle Organisation Metro IAF hat daher in diesen Tagen eine Delegation nach Europa geschickt, die auf ihre Weise versucht, Amokläufe wie diesen, künftig zu verhindern. Ein Teil dieser Delegation war jetzt auch in Winnenden zu Besuch, dem Ort des Amoklaufs an der Albertville-Realschule vor fast vier Jahren. Und zu Besuch bei der Initiative "Stiftung gegen Gewalt an Schulen", die sich hier in der Folge gegründet hat:
    "Wir sind inspiriert von der Arbeit der Menschen hier", sagt Rabbi Joel Mosbacher aus New Jersey, "um die Dinge hier in Deutschland zu ändern. Ich bin traurig zu sehen, dass es das Problem nicht nur in de USA gibt, sondern auch hier in Europa."
    Der Besuch in Winnenden war nur kurz, aber dennoch hat es für einen Gang in die Schule und zur dortigen Gedenkstätte gereicht.
    Und natürlich stellen der Rabbi und sein Kollege, ein Reverend aus New York, fest, dass das Entsetzen, Wut und Trauer über den Amoklauf in Winnenden und Newtown genauso groß sind.
    "Es macht mich wütend. Ich will nie mehr in Schulen gehen, die in dieser Weise zu Opfern gemacht wurden. Aber diese Eltern hier haben etwas aus ihrem Zorn gemacht. Und auch wir versuchen, mit unserem Zorn etwas zu bewegen. Die Zeit des Lamentierens muss vorbei sein."
    Tatsächlich hat sich in Winnenden die "Stiftung Gewalt gegen Schulen" gegründet, die jetzt auch die Gastgeberin der Delegation aus den USA war. Die Stiftung hat dazu beigetragen, dass das Waffenrecht in Deutschland verschärft wurde und die Stiftung kümmert sich nach wie vor aktiv um Gewaltprävention an Schulen, so Gisela Mayer, Sprecherin der Stiftung und Mutter eines Winnenden-Opfers.
    "Irgendwann ist einem klar, dass man die Dinge selbst in die Hand nehmen muss mit zivilgesellschaftlichem Engagement. Diese Herren vertreten jetzt die Seite der Kirche und tun im Grunde nichts anderes als wir."
    Konkret ist die Delegation aus den USA in diesen Tagen in Europa unterwegs, um mit den Herstellern von Waffen in Kontakt zu kommen, denn ein großer Teil der Handfeuerwaffen in den USA stammt aus europäischer Produktion, so auch zwei der drei Waffen des Newtown Attentäters.
    "Glock hat uns an ihren Repräsentanten in den USA verwiesen, Beretta und Sig Sauer haben überhaupt nicht reagiert. Der andere Teil unserer Delegation war gestern in Brescia, um dort persönlich einen Brief zu übergeben."
    Deutlich erfreulicher waren da die Treffen mit vielen NGOs in Europa, unter anderem der in Winnenden. Zumal die "Stiftung gegen Gewalt an Schulen", wie ihr Name schon sagt, das Spektrum ihrer Aktivitäten ausgeweitet hat. Der Amoklauf, sagt Vorstandsmitglied Hardy Schober, der in der Albertville-Realschule ebenfalls eine Tochter verloren hat, ist das Ende eines Weges. Wir können etwas tun, um zu verhindern, dass der Weg überhaupt betreten wird.
    "Wir machen viel Präventionsmaßnahmen in Schulen. Wir arbeiten gegen Mobbing, das vermehrt in Schulen auftritt. Wir haben ein eigenes Manual entwickelt und haben verschiedene Referenten, die helfen uns, unsere Ziele durchzusetzen."
    Am Ende jedenfalls waren sich alle einig, dass das Treffen von Amerikanern und Deutschen etwas gebracht hat. Und dass die Verbindung der beiden Initiativen bei einem nächsten Besuch der Amerikaner ausgebaut werden soll. Außerdem denken der Rabbi aus New Jersey und sein Kollege, ein Pfarrer aus New York, darüber nach, die Initiative aus Winnenden in die USA einzuladen.