Es ist ein abgefangener Funkspruch des deutschen Flottenkommandos, der die Briten am Morgen des 31. Mai aufschreckt. Die hochgerüstete Flotte des deutschen Kaisers plant den Durchbruch der britischen Seeblockade in der Nordsee, das meint man zu erkennen aus den dechiffrierten Codes. Unverzüglich setzt sich darauf die Grant Fleet in Bewegung, Richtung dänischer Küste.
Ausgangspunkt einer Schlacht, die die größte Seeschlacht des Ersten Weltkrieges werden wird. 150 Schiffe auf der britischen Seite, 100 auf der deutschen. 100.000 Mann auf hoher See.
Die Schlacht, die vor der Küste Jütlands beginnt, ist mörderisch und brutal. Ganze Schiffe versinken innerhalb von Minuten im Meer, darunter die "Queen Mary", der Stolz der britischen Marine. Schon am Morgen des nächsten Tages schweigen die Kanonen.
Ein "Verdun" im Zeitraffer: Erst haben die deutschen die Oberhand, dann wendet sich das Blatt – und im Nebel der Nordsee schließlich gelingt es den verbliebenen Schiffen der kaiserlichen Flotte, aus dem Beschuss der Briten zu fliehen.
Großbritannien blieb die bestimmende Macht auf hoher See
Die Bilanz ist verheerend: 8.500 Menschen hatten ihr Leben verloren, sagt Tim Lawrence, Vizeadmiral und stellvertretender Vorsitzende der Commonwealth War Graves Commission, "und das in nur 12 Stunden Kampf. Sechs tausend britische Seeleute, 2.500 Gefallene bei den Deutschen. Wir hatten die größeren Verluste davon getragen. Aber Großbritannien blieb ohne Frage die bestimmende Macht auf hoher See."
Eine Schlacht, die letztlich kriegsentscheidend war. So sieht man es seit jeher in Großbritannien. Auch zum hundertsten Jahrestag gibt es viele Stimmen, die versuchen, so einen Sinn zu finden - trotz, oder vielleicht gerade wegen der großen Verluste am Skagerrak.
Kevin Grey von der Veteranenorganisation Royal British Legion: "Es war entscheidend, weil die deutsche Flotte zurückgekehrt ist und nie wieder versucht hat, uns anzugreifen. Deshalb konnten wir letztlich die Seewege halten, damit die Versorgungswege und damit schließlich den Krieg gewinnen."
Prinz Philipp musste absagen
Der Kriegsverlierer wird heute dabei sein, wenn auf den schottischen Orkney-Inseln der Opfer gedacht wird. Bundespräsident Joachim Gauck reist an den Ort, von dem vor hundert Jahren ein Großteil der britischen Flotte aufbrach. Geplant war das gemeinsame Gedenken mit Prinz Philipp, der Mann der Queen musste allerdings aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen.
Gauck wird nun von Princess Anne empfangen. Sie hatte bereits am Wochenende, bei ersten Gedankenveranstaltungen Familienangehörige der damals Kämpfenden getroffen – Michael Mulford zum Beispiel. Nachdenkliche Worte des Sohnes eines Marines, der die Schlacht überlebt hatte: "Angesichts der Tausenden, die umgekommen sind, angesichts der tausenden, die körperlich und geistig verletzt und kaputt aus dieser Schlacht herausgekommen sind, muss ich sagen, es gibt nichts großartiges an der Schlacht von Jütland, nichts zu feiern. Das ist der Preis, den wir alle bezahlt haben."
Deutsche Fregatten ins Seegebiet der historischen Schlacht
Deutsch-britisches Gedenken heute auch dort, wo vor hundert Jahren gekämpft wurde. Parallel zu den Veranstaltungen an Land werden die deutschen Fregatten "Brandenburg" und "Schleswig-Holstein" und der britische Zerstörer "HMS Duncan" im Seegebiet der historischen Schlacht gemeinsam einen Kranz im Wasser niederlegen - zu Ehren der getöteten Seeleute.